Attendorn. Am morgigen Sonntag, 25. März, vollendet im St. Liborius Seniorenzentrum Maria Schmidt, geborene Schulte, das 100. Lebensjahr.

Am morgigen Sonntag, 25. März, vollendet im St. Liborius Seniorenzentrum Maria Schmidt, geborene Schulte, das 100. Lebensjahr.

Sie ist das einzige noch lebende Kind des Attendorner Heimatdichters Johannes Schulte. Ihre zehn Geschwister sind bereits verstorben. Das Elternhaus von Maria Schmidt ist das „Schultenhaus“ in der Ennester Straße, in dem jetzt ein Restaurant untergebracht ist und das zu Ehren ihres Vaters diesen Namen trägt. Zum Gratulantenreigen gehören Sohn Walter mit Frau Gabi und Tochter Christel. Der Festtag wird in der guten Stube im St. Liborius gefeiert.

Von Hölzchen auf Stöckchen

Wenn es um früher in der Hansestadt geht, dann ist die kleine alte Dame in ihrem Element und kommt, wie man so schön sagt, von Hölzchen auf Stöckchen.

In der Kindheit musste sie sich gegen ihre Brüder durchsetzen und so hat sie das auch im weiteren Leben getan. Sie konnte organisieren, packte kräftig mit an, und wenn es ums Theater spielen ging, dann war sie in ihrem Element. Theaterspielen war ihr großes Hobby. Ihr Mann Franz sah das zwar nicht gerne, aber da habe sie ihm gesagt: „Du hast deinen Stammtisch und ich habe die verrückten Ideen, wie mein Vater.“

Wichtig war es ihr zeitlebens , die große Familie zusammenzuhalten. So pflegte sie Kontakt in die damalige DDR. Dort lebte ein Bruder in Staßfurt. Und auch mit dem gebürtigen Attendorner Pastor Johannes Cramer und dessen Schwester Maria, die hinter dem Eisernen Vorhang in Halle an der Saale lebten, hielt sie regen Kontakt.

Mit 50 Jahren wurde Maria Schmidt Witwe. Das war für sie ein schwerer Schicksalsschlag. In ihrer Not hat sie zum lieben Gott gebetet und versprochen: „Wenn du mir jetzt hilfst, dann werde ich mich ehrenamtlich engagieren.“ Der liebe Gott habe geholfen, und sie setzte ihr Versprechen in die Tat um.

Anni Hoffmann, die damalige Vorsitzende des Elisabeth Vereins, später Caritaskonferenz, hatte die Idee, einen Seniorentreff zu gründen. Da hat Maria Schmidt spontan zugesagt und mit Ida Epe diesen gemeinsam geleitet. Ihre kreativen Ideen kamen ihr dabei zugute.

An große Vorführungen in der Attendorner Stadthalle kann sie sich gut erinnern. Sie denkt an Auftritte, wie die „Schwiegermütterparade“, die in Finnentrop aufgeführt wurde oder auch die Prinzeneinführung in der mit Frauen rappelvollen alten Attendorner Schützenhalle.

Couragiert führte Maria Schmidt Regie und besetzte oftmals auch die Hauptrolle. So zum Beispiel bei dem Stück aus der Feder ihres Vaters „Schnider ase Makelsmann“, in Hochdeutsch „Der Schneider ist der Verbindungsmann“. Als sie einmal Max und Moritz im Fernsehen sah, kam ihr der Einfall, ein Theaterstück daraus zu machen.

Aber auch „Fred der Wirbelwind“ oder das Stück „Ist zu der Kindtaufe eingeladen“ und „Die Wäscherin“ waren Aufführungen, die ein voller Erfolg wurden.

Als „Klein Holländerin“ ging die Powerfrau auch in die Bütt und versprühte dabei gute Laune. Das war ihr großes Talent. Rückblickend sagt sie, dass die gute Zusammenarbeit mit der Kapelle Beul und der Karnevalsgesellschaft „Die Kattfiller“ ihr sehr geholfen haben. War sie bei ihren Auftritten auch vom Lampenfieber geplagt? „Vor großen Auftritten konnte ich nicht schlafen und nicht essen. Ich hatte schlimmes Lampenfieber und habe zum Heiligen Geist und zu meinem Papa gebetet und Hilfe von oben erbeten. Der größte Teil unserer Theatergruppe hat vor der Aufführung gebetet. Aber wenn ich das erste Wort gesprochen hatte, war das Lampenfieber verflogen.“

Helferinnentruppe organisiert

Maria Schmidt hat sich mit dem damaligen Sparkassendirektor Heinz Halberstadt sehr darum bemüht, dass das Seniorenzentrum in die Stadtmitte kam. Und ihre Bemühungen waren erfolgreich. Vor der Einweihung des Altenheims hat sie mit ihren guten Kontakten eine freiwillige Helferinnentruppe organisiert, die mit ihr das Haus von oben bis unten geputzt haben, damit am Eröffnungstag alles blinkte.

Im Jahre 1994 zog Maria Schmidt selbst ins Liborius. Als noch rüstige Seniorin bemühte sie sich fortan um ihre Mitbewohner. So erfreute sie die Hausgemeinschaft auf Altweiber mit alten Karnevalsschlagern von der CD.

„Ich bin ein Karnevalsjeck“, gesteht sie. Auf den Stationen geht eine kleine Gruppe um Maria Schmidt in bunten Kostümen mit Rasseln von Zimmer zu Zimmer. „Die alten Karnevalsschlager kommen gut an und wie sich die Mitbewohner auf der Pflegestation gefreut haben, als wir hier reinkamen, kann man nicht beschreiben. Ich habe ihnen ein kleines Täfelchen Schokolade oder Weingummis gegeben.“