Wegeringhausen. . Schmidt und Weber stehen vor der Wahl: Aufhören oder bauen? Das neue Haus Westfalenhöhe in Wegeringhausen könnte im Frühjahr 2020 eröffnen.

Wenn schon ­Seniorenhaus, dann wenigstens ein Einzelzimmer: Dieser Gedanke lag vermutlich der Gesetzesnovelle zu Grunde, derzufolge ab dem 1. August 2018 Seniorenhäuser eine Einzelzimmerquote von 80 Prozent bieten müssen, von Übergangs-Regelungen einmal abgesehen.

Aus einem Gastronomiebetrieb entstanden

Die La Vida Projekt GmbH hat ihren Sitz in Ochtrup im Münsterland.

Auf ihrer Internetseite wirbt die Gesellschaft für den Kauf von Pflegeeinheiten als eine krisensichere Investition.

Das „Haus Westfalenhöhe“ ist Ende der 80-er Jahre aus einem Gastrobetrieb (Gaststätte/Hotel) entstanden.

Zu Beginn des Betriebes verfügte das Seniorenhaus noch über 56 Pflegeplätze, aktuell über 48, davon können sechs als Kurzzeitpflegeplätze genutzt werden.

Genau dieses Gesetz stellte Stefan Weber (Heid) und Silvia Schmidt (Mecklinghausen), die beiden Betreiber des Seniorenhauses Westfalenhöhe in Drolshagen-Wegeringhausen vor die Wahl: Aufhören oder bauen: „Die einzige Alternative zum Neubauprojekt wäre die Schließung dieses Hauses gewesen“, sagt Stefan Weber, der die Westfalenhöhe seit dem vergangenen Jahr gemeinsam mit Silvia Schmidt leitet und betreibt. Beide sind alte Hasen in der Branche: Silvia Schmidt (49) arbeitet als gelernte Freizeitpädagogin bereits seit 1989 in der Einrichtung in Wegeringhausen, Diplom-Pflegewissenschaftler Weber (51) stieß 2004 dazu, damals als Pflegedienstleiter.

Projekt-GmbH „La Vida“ als Investor

Bauen werden die Pflege-Experten das neue Haus, das auf einem Nachbargrundstück errichtet wird, nicht in Eigenverantwortung.

Die auf Senioren-Häuser spezialisierte Projekt-GmbH „La Vida“ aus dem münsterländischen Och-trup tritt als Investor auf. Architekt Heinz-Gerd Feseker, Mit-Gesellschafter von La Vida, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, wie es laufen soll: „Wir werden das Senioren-Zentrum errichten, anschließend werden die Zimmer quasi wie kleine Eigentumswohnungen an Investoren verkauft, die sie dann wiederum an die Betreiber vermieten.“ Das sei eine in der Branche mittlerweile gängige Praxis, so Feseker.

71 statt 80 Plätze

Der La Vida-Architekt korrigierte auf Anfrage die bisher in Rede stehende Größenordnung des Neubaus, wie sie auch im Drolshagener Stadtentwicklungs-Ausschuss vorgestellt wurde. Dort war von 80 Pflegeplätzen die Rede, es werde voraussichtlich aber bei 71 bleiben. Grund: „Der Lärmschutz. Wir müssen zur Bundesstraße mehr Abstand halten als gedacht.“ Das wirke sich auf die Zimmerzahl aus.

Das neue Haus Westfalenhöhe werde dafür aber ausschließlich Einzelzimmer anbieten können, jeweils 21 Quadratmeter groß, inklusive der zu jedem Zimmer gehörenden Bäder.

24 Einzelzimmer

„Das war hier im alten Haus alles nicht mehr wirtschaftlich zu realisieren“, sagt Stefan Weber. Von den derzeit zur Verfügung stehenden 34 Zimmern seien 24 Einzelzimmer, zehn Doppelzimmer.

Am Anfang der Idee, das Seniorenhaus in einem Neubau weiterzuführen, räumen die beiden ein, habe der Wunsch gestanden, den Neubau in Eigenregie, also mit einem Bank-Kredit zu stemmen. Aber: „Angesichts des kalkulierten Kostenvolumens haben wir davon wieder Abstand genommen.“

Rund zehn Millionen Euro

Architekt Feseker schätzt dieses Volumen auf rund zehn Millionen Euro. Immerhin rede man von einem Gebäude mit rund 3700 Quadratmeter Nutzfläche.

Bleibt die Frage nach dem zeitlichen Ablauf des Großprojekts. Feseker: „Wenn das Planerische alles so läuft, wie wir es uns vorstellen, würden wir etwa im August diesen Jahres den Bauantrag stellen.“ Baubeginn wäre dann vermutlich Ende 2018, sofern das Wetter mitspiele, plus eine Bauzeit von 12 bis 14 Monaten.

Die Eröffnung des neuen Seniorenzentrums stünde nach diesem Bauzeit-Optimum für Anfang, Frühjahr 2020 an.

Stefan Weber und Silvia Schmidt wollen dann ihre bisherige Arbeit fortsetzen, dann allerdings in deutlich modernerem Umfeld.

Ein Pflegeplatz werde dann allerdings ein wenig teurer als bisher, räumt Stefan Weber ein.

Beispiel: Bisher zahlten Bewohner mit einem Pflegegrad 4 oder deren Angehörige für einen Pflegeplatz 93 Euro pro Tag, im Neubau werde ein solcher Platz durch den höheren Ansatz für die Neubau-Investition zehn bis 15 Euro mehr.

Dass es an Nachfrage mangeln könnte, daran glaubt allerdings keiner der beiden Betreiber. Die aktuell 48 Plätze seien ausgebucht, darunter seien sechs, die auch als Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung gestellt werden könnten. Eine Warteliste und Anfragen, die man ablehnen müsse, gehörten zum Tagesgeschäft.