Attendorn. . Die Städte wollen die Sanierung der L 512 mit dem dreispurigen Ausbau verbinden. Straßen NRW winkt ab: So schnell sei das nicht zu schaffen.
Die Rufe nach einem sofortigen dreispurigen Ausbau der L 512 zwischen Ihnebrücke und dem Schnütgenhof werden lauter. In einem Brief der Stadt Attendorn an das Düsseldorfer Verkehrsministerium fordert Attendorn, die für den Sommer geplante Deckensanierung für einen dreispurigen Ausbau zu nutzen. Nach Aussage von Bürgermeister Christian Pospischil wollen sich Olpe und Finnentrop dieser Forderung anschließen.
Karl-Josef Fischer vom Landesbetrieb Straßen reagierte vorsichtig gesagt überrascht auf die Forderung. „Drei bis vier Jahre würden wir mindestens brauchen, um die Planungen für solch ein Projekt abzuschließen. Neben der technischen Planung müssen Umweltfragen berücksichtigt werden, und dann haben wir über den Grunderwerb noch gar nicht gesprochen. Eine so kurzfristige Umsetzung ist völlig ausgeschlossen.“
Gutachten bezweifelt Sinn
Eine Reaktion, die Christian Pospischil nicht vom Kurs abbringt. Er bezweifelt, dass die L 512 in dem fraglichen Bereich schon so kaputt ist, dass sie unbedingt noch in diesem Jahr saniert werden muss: „Schlechter als viele andere Straßen, bei denen man sich dann noch ein paar Jahre Zeit gelassen hat, sieht sie auch nicht aus.“ Pospischil könnte sich vorstellen, die Fahrbahnsanierung zu strecken: „Denn wenn die Decke jetzt gemacht wird und in drei, vier Jahren wieder alles aufgerissen wird, macht das keinen Sinn.“
Grundsätzlich wolle man den Straßenbauern aber nicht in ihre Zuständigkeit hineinreden: „Das können die besser beurteilen, aber wenn es nutzt, würde die Stadt Attendorn beim Grunderwerb sicher helfen.“ Unabhängig davon, wann ein dreispuriger Ausbau möglich wäre, bleibt die Frage, ob er sinnvoll ist. Karl-Josef Fischer: „Das letzte Gutachten hat das klar in Frage gestellt.“
Wende um 180 Grad
Fischer spielt auf das im Sommer des vergangenen Jahres veröffentlichte Gutachten von Professor Dr. Jürgen Steinbrecher von der Universität Siegen an. Steinbrecher war zu dem Ergebnis gekommen, dass ein dreispuriger Ausbau nicht zu empfehlen sei. Zur Begründung verwies er auf den im Vergleich zum Aufwand eher geringen Nutzen. Der Zeitgewinn sei unter den gegebenen Bedingungen zu vernachlässigen – es sei denn, man hebe die Geschwindigkeitsbegrenzung entlang des Biggesees auf. Das widerspreche aber allen touristischen Belangen.
Das Gutachten von 2017 war für den Siegener Professor eine Wende um 180 Grad, denn in seiner ersten Untersuchung, die aus dem Jahr 2005 stammt, war Steinbrecher zu dem Ergebnis gekommen, dass ein dreispuriger Ausbau sehr wohl sinnvoll sei.
Als Möglichkeit, den Verkehrsfluss zwischen Olpe und Attendorn zu verbessern, hatte Steinbrecher im neuen Gutachten den Bau eines Turbokreisels an der Einmündung L 512 / L 539 (Neu-Listernohl) wie in Altenhundem (B 236 / B 512) vorgeschlagen.