Attendorn. . Attendorns Bürgermeister äußert auf Neujahrsempfang des DRK-Ortsvereins wenig Verständnis für die Gegner des Industriegebietes Fernholte.

Beim letzten Neujahrsempfang des DRK-Ortsvereins und der Stadt Attendorn hatte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) eine so wörtlich neue Lösung für den alten Bahnhof aus dem Hut ­gezaubert. Dieses Mal hatte der SPD-Politiker keine politische Überraschung mitgebracht.

Attendorner Firmen investieren kräftig

In Attendorn investieren die großen Firmen kräftig. Darüber freut sich Bürgermeister Christian Pospischil und zählt auf:

Bei Kirchhoff wurde das Werk in Attendorn für umfangreiche Kundenprojekte in diesem Jahr vorbereitet, Mubea steige gerade am hiesigen Standort in den Bereich der E-Mobilität ein, Gedia plane massive Investitionen in Produktlinien für den Leichtbau.

Sodecia werde, nachdem sie 2016 die insolvente Kemmerich-Gruppe übernommen hat, in Attendorn ein Entwicklungszentrum für alle europäischen Standorte bauen. Viega baue in Ennest ein futuristisches Seminarcenter und Aquatherm habe die Rohrfertigung der Zukunft in Biggen in Betrieb genommen.“

Der Bürgermeister nutzte aber die Gelegenheit, mit der Kultur des Nörgelns und Kaputtredens sowie der „Twersigkeitsfolklore“ in der Hansestadt abzurechnen. „Attendorn ist und bleibt eine starke Stadt und ein starker Standort“, schrieb Pospischil allen Kritikern ins Stammbuch.

Pure Verhinderung

Hart ins Gericht ging er mit den Gegnern des Industriegebietes Fernholte. „Blockieren Sie nicht länger die Entwicklung des Industriegebietes.“ Dadurch würden Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Weiterentwicklung gefährdet. Der einzelne Bürger habe nicht nur Rechte, sondern auch eine Verantwortung für das ­Gemeinwohl. An dieser Stelle ­applaudierte der Attendorner Unternehmer und Festredner Arndt G. Kirchhoff kräftig.

Für Pospischil ist die von der Bürgerinitiative angekündigte Klage gegen die wasserrechtliche Genehmigung pure Verhinderung. Es gehe längst nicht mehr um ökologische Belange. „Ich bin mir sicher, dass 2018 das Jahr wird, in dem der Durchbruch für das Industriegebiet gelingt.“ Bei der Schaffung eines attraktiven Kultur- und Dienstleistungsangebots als weicher Standortfaktor sieht Pospischil die Hansestadt auf einem guten Weg.

8,7 Millionen Euro im Etat

Mit dem von Attendorn für 4,2 Millionen Euro gebauten Kino werde der jahrzehntelange Filmriss beendet. Bei der gastronomischen Nutzung der Alten Post stehe man ganz dicht vor einem Pachtvertrag. Die Unterstützung einer Brauerei sei garantiert. Und für die abschließende Planung des Umbaus des alten Bahnhofs stehen im Haushalt 250 000 Euro bereit. Rekordverdächtige 8,7 Millionen Euro sind im Etat 2018 für den Grunderwerb vorgesehen, insgesamt sollen 21 Millionen Euro investiert werden.

Trotz der Skepsis zu Kreisstädten sehe Pospischil gute Chancen für eine Städtepartnerschaft mit dem polnischen Rawicz. 80 Jahre nach der Reichspogromnacht setzt sich die Hansestadt intensiv mit ihrer jüdischen Geschichte auseinander. So wird Anfang November auf dem jüdischen Friedhof eine Gedenkstele aufgestellt. Schon jetzt sind die Organisatoren um Hartmut Hosenfeld und Tom Kleine von der Resonanz überwältigt.

Bürger nicht bevormunden

Auch Festredner Arndt G. Kirchhoff hatte zuvor Optimismus ausgestrahlt. „Wir können das“, sieht der Gesellschafter der Kirchhoff-Gruppe und NRW-Unternehmerpräsident die Automobilindustrie und den Wirtschaftsstandort Attendorn gut aufgestellt. „Lassen Sie uns für die Stadt und Region werben“, gab er den Vertreten aus Vereinen, Wirtschaft, Politik und Verwaltung mit auf den Weg.

Ausführlich schilderte Kirchhoff im Ratssaal die Auswirkungen von autonomen und vernetzten Fahren sowie der Elektrifizierung auf die Automobilindustrie und ihre zahlreichen Zulieferer in Südwestfalen.

In die Schmuddelecke

„Wir haben hier schon einige Voraussetzungen geschaffen“, betonte der Unternehmer und forderte die Politik auf, den Bürger nicht zu bevormunden. Seinen Industriezweig sehe der gerade in harten Tarifauseinandersetzungen stehende Arbeitgeber durch das Fehlverhalten einiger weniger Unternehmen in die Schmuddelecke gestellt.

Für Kirchhoff sei die Mobilitätswende der siamesische Zwilling der Energiewende. Die sei nur sinnvoll, wenn Autos zukünftig mit von grünem Strom erzeugten Sprit fahren würden. „Da ist richtig was los“, berichtete der Unternehmer zum Thema E-Mobilität. Und das nicht nur in China.