Welschen Ennest/Olpe. . Lea Schneider (18) und Franz Förster (92) sind das jüngste und das älteste SPD-Mitglied im Kreis Olpe. Die WP führte mit ihnen ein Doppel-Interview.

Lea Schneider (18) aus Olpe und Franz Förster (92) aus Welschen Ennest haben am Sonntag die Abstimmung und die Reden auf dem SPD-Sonderparteitag mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt.

Sozialdemokraten im Kreis Olpe

Der elfköpfige Kreisvorstand leitet den Olper Kreisverband der SPD. Vorsitzender ist Robert Kirchner-Quehl, sein Stellvertreter ist Wolfgang Langenohl.

Seit der Kommunalwahl 2014 ist die SPD im Kreistag Olpe mit elf Mitgliedern vertreten.

Büroleiter ist Michael Weidig.

Wir sprachen mit dem nach Angaben der Sozialdemokraten jüngsten und dem ältesten SPD-Mitglied im Kreis Olpe über das Ergebnis in Bonn und die zu erwartenden Folgen.

Insgesamt 56,4 Prozent der Delegierten haben für Verhandlungen über die Neuauflage einer Großen Koalition mit CDU und CSU gestimmt. Wie finden Sie persönlich dieses Ergebnis?

Naja, ich finde das nicht so prickelnd. Vor Beginn des Parteitages hatte ich gedacht, eine Große Koalition sei besser als mögliche Neuwahlen. Aber ich habe die Reden auf Facebook gehört, insbesondere Andrea Nahles hatte meiner Meinung nach keine überzeugenden Argumente. Ich bin inzwischen gegen eine Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der Union. Ich bin sehr skeptisch.

Franz Förster: Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Das war mein Wunsch. Ich denke, das ist für die SPD am besten so. Neuwahlen wären nicht gut, denn wir könnten uns nicht darauf verlassen, dass diese gut für uns ausgingen. Eine Große Koalition ist allemal besser, als in der Opposition arbeiten zu müssen.

Wie haben Sie den Parteitag verfolgt?

Lea Schneider: Ich war bei meiner Tante und bei meinem Onkel zu Besuch. Ausgerechnet in dem Moment, als das Ergebnis feststand, hatten sie keinen Internetempfang. Ich habe es mit Verzögerung erfahren.

Franz Förster: Meine Tochter Heidi hat den Parteitag verfolgt...im...(stockt, seine Tochter ruft aus dem Hintergrund: im Internet).

Am Ende der Verhandlungen über eine Neuauflage der großen Koalition werden die mehr als 440 000 SPD-Mitglieder über den Vertrag abstimmen. Also auch Sie beide haben damit das letzte Wort.

Lea Schneider: Stand heute werde ich mit Nein stimmen. Weil ich nach den Reden von Martin Schulz und Andrea Nahles noch nicht deutlich genug weiß, wo es hingehen soll. Ich brauche mehr, um Ja sagen zu können.

Franz Förster: Ich war und bin für eine Große Koalition. Ohne den Inhalt des Vertrages zu kennen, sage ich heute: Ich werde bei der Mitgliederbefragung mit Ja stimmen.

Bei der Abstimmung ging es ja auch um die Zukunft des Parteivorsitzenden Martin Schulz. Was sagen Sie zu seiner Rolle?

Ich finde es OK, dass er nun wohl bleiben kann. Hm. Erst hatte er gesagt: Wir stehen nicht zur Verfügung, nun gibt es doch Koalitionsverhandlungen. Das ist schon eine Rolle rückwärts, alles ein bisschen merkwürdig, finde ich. Alles in allem hat er meiner Meinung nach schon an Glaubwürdigkeit verloren.

Franz Förster: Ich bin froh, dass er bleiben kann. Und ich bin enttäuscht, dass Martin Schulz insgesamt so wenig Anerkennung findet, er ist ein ehrlicher Mann. Er tut mir richtig leid, denn er muss in letzter Zeit so viele Rückschläge wegstecken. Schulz sorgt sich um die kleinen Leute, das gefällt mir gut. Er soll so weitermachen und dann nach zwei Jahren Angela Merkel ablösen, das fände ich gut.

Was wünschen Sie Ihrer Partei?

Lea Schneider: Dass wir uns im Laufe der Verhandlungen nicht kleinkriegen lassen, sondern auch unsere Wünsche und Forderungen durchsetzen.

Franz Förster: Ich wünsche der SPD, dass sie wieder über 30 Prozent kommt. Und dass die Partei wieder mehr Mitglieder bekommt. Ich verstehe das ohnehin nicht: Die meisten Leute im Land gehören doch in sozialer Hinsicht zur unteren Kategorie. Wieso wählen die nicht alle die SPD?

Wann und weshalb sind Sie in die Partei eingetreten?


Lea Schneider: Die Mitgliedschaft war ein Geschenk meines Bruders zu meinem 18. Geburtstag im Juni letzten Jahres. Naja, also er hat mich vorher schon gefragt, ob ich das will. Ich hatte in der Schule einen Lehrer, der hat uns immer Nachrichtensendungen anschauen lassen. Ich habe dann die Parteien miteinander verglichen und für mich war entscheidend, wer sich am meisten für das Thema soziale Gerechtigkeit einsetzt. Und das ist in meinen Augen nun mal die SPD.


Franz Förster: Ich bin seit Februar 2017 SPD-Mitglied. Ich habe mein gesamtes Leben immer diese Partei gewählt, aber nie mit dem Gedanken gespielt, Mitglied zu werden. Im Januar 2017 hatte ich eine Diskussions-Sendung mit Anne Will gesehen, Martin Schulz war dort zu Gast. Dabei hat er mich so beeindruckt, dass ich spontan gesagt habe: Am nächsten Tag melde ich mich bei der SPD und werde Mitglied. Und so habe ich das auch gemacht. Ich habe einen Bekannten in Rahrbach angerufen, der dort für uns im Gemeinderat sitzt. Er hat das dann in die Wege geleitet (lacht).
Haben Sie mal das SPD-Parteibuch angeschaut? Das sieht so ein bisschen wie ein Sparbuch aus. Es ist nur leider kein Geld ‘drauf... (lacht laut)

Haben Sie einmal überlegt, was wohl passieren müsste, damit Sie wieder aus der SPD austreten?

Lea Schneider: Nein, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Franz Föster: (lacht wieder laut) Ich bin 92 Jahre alt, ich habe nicht mehr lange. Nein, da auszutreten lohnt sich für mich nicht.