Kreis Olpe. . Die neue Regelung hat zwei Ursachen: Der Schwarzwilbestand soll reduziert und die Gefahr einer Übertragung der Schweinegrippe minimiert werden.
Die Untere Jagdbehörde des Kreises Olpe hat die Schonzeit für Wildschweine mit sofortiger Wirkung ganzjährig aufgehoben. Durch diese Maßnahme, die auf einen Erlass des NRW-Umweltministeriums zurückgeht, solle in erster Linie der überhöhte Schwarzwildbestand reduziert und zudem die Ausbreitung der bereits in Tschechien und Polen auftretenden und auf Wildschweine übertragbaren Schweinepest verhindert werden. Ausgenommen von dieser neuen Regelung sind Muttertiere mit Frischlingen. Bislang galt, dass das Wild nur von August bis Mitte Januar geschossen werden durfte.
„Dieser Beschluss kommt gerade noch rechtzeitig und ist dringend notwendig“, betont Fred-Josef Hansen, der nicht nur Landesvorsitzender im Bund deutscher Forstleute ist, sondern auch selber jagen geht. „Wir haben zurzeit eine besonders aggressive Form der Schweinegrippe, die auch unsere Wildschweine bedroht“, erklärt der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreis Olpe auf Nachfrage dieser Zeitung. „Wenn wir es nicht schaffen, den Bestand zu reduzieren und die Grippe hier auftritt, dann haben wir bald kaum noch Wildschweine.“ Seine Rechnung: Je weniger Schwarzwild im Kreis lebt, desto geringer ist das Übertragungsrisiko.
Grundsätzlich befürwortet auch Karl-Josef Fischer den Erlass aus Düsseldorf. „Es ist gut, dass wir diese Möglichkeit nun bekommen haben.“ Allerdings mahnt der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Olpe, den Tierschutz im Auge zu behalten. Im Klartext: Die Jäger sollten ausschließlich männliche Überläufer, also Wildschweine zwischen einem und zwei Jahren abschießen und die Muttertiere verschonen, damit diese den Nachwuchs großziehen können.
Landwirte machen sich Sorgen
Darauf pocht auch Franz-Josef Göddecke, der 1. Vorsitzende des NABU für die Kreisgruppe Olpe: „Führende Bachen dürfen nicht geschossen werden, ansonsten sind die Jungtiere, die alleine noch nicht überleben können, einem qualvollen Tod ausgesetzt.“ Da sich zudem die Landwirte berechtigte Sorgen machten, dass die Wildschweine den Virus auf ihre Tiere übertragen könnten, habe Göddecke Verständnis für diesen Erlass. Zumal auch dem NABU-Vorsitzenden bewusst sei, dass es im Kreis Olpe eine deutliche Überpopulation an Wildschweinen gebe.
Zur Erklärung: Im vergangenen Jahr stellten die Jäger aus dem Kreis Olpe einen Abschussrekord auf und erlegten insgesamt 1700 Wildschweine. Zum Ende der Jagdsaison 2017, sie endet immer am 31. März eines Jahres, lebten laut Fischer noch zwischen 800 und 900 Wildschweine in den heimischen Wäldern. Schätzungen zufolge werde man sich zum Ende der Jagdsaison 2018 auf einem ähnlichen Level bewegen.
Wildschweine nur schwer zu erlegen
Ob sich mit der Neuregelung, die zunächst bis März 2021 gilt, tatsächlich der Schwarzwildbestand reduzieren lässt, davon ist Göddecke noch nicht vollends überzeugt. „Die Jagd ist nicht einfach, Wildschweine sind schnell und seit Kyrill haben sie verstärkt die Möglichkeit, sich im Dickicht zu verstecken. Sie bewegen sich wie in Tunneln durch die Vegetation.“ Dass Jäger ab sofort das ganze Jahr schießen können, empfindet Göddecke allerdings für arg lang. „Die ständige Beunruhigung schadet auch anderen Tieren, die nicht zur Ruhe kommen.“
>>> Info: Ziel sind weniger Wildschäden
Weiteres Ziel dieser Maßnahme ist, die vom Schwarzwild verursachten übermäßigen Wildschäden auf landwirtschaftlichen Flächen, Sportanlagen und privaten Grundflächen (befriedete Bezirke) zu vermindern, heißt es in einer Mitteilung des Kreises. Die Seuche ist für Menschen ungefährlich, für infizierte Wild- und Hausschweine aber tödlich.