Ostentrop. . Seit 1993 übt der Ostentroper ehrenamtlich das Amt eines Versichertenberaters aus. Das wird er auch für die nächsten sechs Jahre machen.

Ab wann erhalte ich meine Altersrente? Wie hoch wird sie einmal ausfallen? Wie kann ich eine Erwerbsminderungsrente beantragen? Das sind Fragen, die viele Arbeitnehmer beschäftigen, von denen sie aber nicht wissen, wer sie ihnen qualifiziert beantwortet.

Helfen können dabei unter anderem ehrenamtliche Versichertenberater der Deutschen Rentenversicherung wie Martin Hageböck aus Ostentrop. Er übt dieses Amt bereits seit 1993 aus und wurde kürzlich für weitere sechs Jahre gewählt. Wir fragten ihn nach seinen Aufgaben.

Herr Hageböck, was ist ein Versichertenberater?

Martin Hageböck: Bis vor etwa 15 Jahren sprach man vom Versichertenältesten, seitdem heißt es Versichertenberater. Der Posten ist ein Ausfluss aus der Sozialwahl, die alle sechs Jahre stattfindet. Hier werden nicht Personen, sondern Organisationen gewählt, die die Rentenpolitik demokratisch mitbestimmen.

Sie suchen Leute, die sich im Sozialrecht auskennen und die bereit sind, Versicherte in Fragen des Rentenrechts zu beraten. Man muss sich bewerben und wird, wenn man für geeignet erachtet wird, von einer Organisation vorgeschlagen und von der Vertretergemeinschaft gewählt. Ich wurde von der DAK-Mitgliedergemeinschaft gewählt.

Was ist die Aufgabe eines Versichertenberaters?

Wenn man so will bin ich die Rentenversicherung in der Nachbarschaft. Heißt auf gut Deutsch: Ich bin zu allem berechtigt. Ich darf Anträge entgegennehmen, sogar mündlich, und alle Auskünfte geben, die das Rentenrecht betreffen. Das Steuerrecht ist allerdings ausgenommen.

Nennen Sie doch mal ein Beispiel.

Leute, die zu mir kommen, haben Fragen zur Rentenplanung, wurden von der Rentenversicherung aufgefordert, eine Kontenklärung durchzuführen. Oder sie kommen mit den vielen Formularen nicht zurecht. Auch mit Kur- oder richtigen Reha-Anträgen sowie jeder Art von Rentenantrag kann man zu mir kommen und sich Hilfestellung holen.

Ich kann auch Kopien, etwa von Versicherungsverläufen oder Arztberichten, anfertigen und beglaubigen.

Welche Arten von Rente gibt es?

Das Spektrum ist breit. Es gibt zum Beispiel die Erwerbsminderungsrente, Altersrente oder die Hinterbliebenenrente. Das ist alles mein Fach.

Wie stelle ich konkret einen Rentenantrag bei Ihnen?

Der Versicherte bringt seine Unterlagen mit und wir füllen das gemeinsam aus. Ich mache das schon lange mit dem Laptop, von dem aus ich die Anträge online übertrage. Ich komme aber auch zu den Antragstellern nach Hause. Das hat den Vorteil, dass man den Leuten nicht sagen muss, was sie alles mitbringen müssen.

Was benötigen Sie für einen Rentenantrag?

Neben den Unterlagen der Rentenversicherung zum Beispiel auch das Familienstammbuch und den Personalausweis. Dabei ist es schon mehrfach vorgekommen, dass Leute nicht wussten, dass sie einen zweiten oder gar dritten Vornamen haben.

Wie erreichen Ihre Klienten Sie?

Ganz normal telefonisch zuhause. Außerdem sind die Versichertenberater auf der Homepage der Rentenversicherung gelistet. Wenn man Beratung sucht, gibt man die Postleitzahl ein und bekommt den zuständigen Berater angezeigt.

Viele, die sich an mich wenden, kennen mich aber auch noch von meiner früheren beruflichen Tätigkeit bei der DAK.

Gab es auch schon unschöne Momente?

Ich stehe gerne jederzeit für Auskünfte bereit. Allerdings haben auch schon Samstagsabends kurz vor 22 Uhr Leute angerufen, die auf der Kegelbahn über Rentenrecht diskutiert haben und mich um die Klärung eines Sachverhalts baten. Das habe ich dann nicht so gerne, das überschreitet die Grenze des Erträglichen.

Bekommen Sie eine Vergütung?

Das Ganze ist ehrenamtlich, ich bekomme allerdings eine kleine Vergütung für jeden Antrag, den ich bearbeite. Alles, was ich darüber hinaus an Fragen beantworte, ist unbezahlte Zeit.

Warum machen Sie das dann überhaupt?

Um diesen Job zu machen, muss man etwas für seine Mitmenschen übrig haben, die mit den sehr komplexen Dingen oftmals überfordert sind. Ich verstehe mich in dem Moment auch als Anwalt der Versicherten.

Welche Alternativen haben Versicherte, um sich in Rentenfragen beraten zu lassen?

Mann kann zur Gemeinde- oder Stadtverwaltung gehen, die alle Versicherungsämter haben.

Die Rentenversicherung selbst hat eine Auskunfts- und Beratungsstelle in Dortmund und auch in Siegen eine kleinere, doch das ist mit Fahrerei verbunden und es dauert oft lange, bis man einen Termin bekommt. Bei mir geht das relativ kurzfristig. Manchmal rufen Leute morgens an und wir treffen uns nachmittags.

Wie haben sie sich ihr Fachwissen angeeignet?

Ich werde zweimal im Jahr zur Auskunfts- und Beratungsstelle in Dortmund eingeladen, wo neue Regelungen besprochen werden und ich Fragen zu besonders speziellen Fällen stellen kann. Hinzu kommt in jedem Jahr ein einwöchiges Seminar.

Wie viele Versichertenberater gibt es überhaupt?

Bei dem Deutschen Rentenversicherung Bund, dem größten Rentenversicherer, gibt es alleine 2 600 Versichertenberater.
Man wird immer für den Landkreis gewählt, wo man arbeitet oder wohnt. Das ist eine Voraussetzung. Im Landkreis Olpe gibt es drei Versichertenberater, mehr geht nicht.

Wie lange wollen sie diese Funktion noch ausüben?

Ich habe 1993 angefangen und bin für weitere sechs Jahre gewählt worden. Dann bin ich 65 Jahre alt. Mal sehen, was dann ist.

>>> Info: Zur Person

Martin Hageböck ist 58 Jahre alt, verheiratet und wohnt in Ostentrop. Er hat 1975 seine Ausbildung zum Versicherungsfachangestellten, Fachrichtung Krankenversicherung, bei der DAK in Meinerzhagen angetreten. Mit 21 Jahren war er der jüngste Urlaubs- und Krankheitsvertreter in Deutschland und wurde 1987 Geschäftsführer der DAK in Finnentrop. 2008 wurde Hageböck stellvertretender Leiter desDAK Servicezentrums in Siegen. Seine letzte berufliche Station war als Servicemanager bei der DAK in Dortmund, ehe er vor einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen verrentet wurde. Martin Hageböck engagiert sich darüber hinaus ehrenamtlich im Theaterverein und im Verein Duarphius Ostentrop.