Welschen Ennest. . Internet-Kriminelle haben die Bäckerei Hesse in Welschen Ennest gehackt und die Verwaltung lahmgelegt. Die Computer für blieben Stunden dunkel.
Es war ein echter Schreck in der Morgenstunde. In der Nacht zum vergangenen Donnerstag haben Internet-Kriminelle einen Hackerangriff auf die Bäckerei Hesse in Welschen Ennest geführt und die Verwaltung des Betriebs teilweise lahmgelegt. Der finanzielle Schaden ist nach Auskunft des Unternehmens überschaubar, denn die Produktion war glücklicherweise nicht betroffen.
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Alle 54 Filialen konnten am Donnerstagmorgen beliefert werden. „Wenn auch der PC für die Verwiegung ausgefallen wäre, hätten wir lange Ohren bekommen“, so Seniorchef Reinhard Hesse (71) im Gespräch mit unserer Redaktion. Nicht verfügbar waren durch den Angriff unter anderem die Bestellungen der 54 Filialen. Diese mussten deshalb per Telefon abgefragt werden.
Ein Dutzend Computerbildschirme bleiben schwarz
Als die Verwaltungsmitarbeiter der Bäckerei am Donnerstagmorgen ihre PC hochfahren wollten, blieben rund ein Dutzend Computerbildschirme schwarz. Der Betriebsleiter informierte umgehend das IT-Unternehmen aus Gummersbach, das die Bäckerei im Welschen Ennester Gewerbegebiet In der Welsmicke betreut.
Die rund zehn Angestellten der Buchhaltung wurden um 7.30 Uhr wieder nach Hause geschickt. Den Technikern gelang es bis Samstagabend, einen Großteil der Daten wieder sichtbar zu machen. „Jetzt läuft es wieder“, so Reinhard Hesse.
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Offensichtlich wollten Hacker die Bäckerei lahm legen. Die Computer wurden mit einem Code versehen. Das Unternehmen sollte dann eine E-Mail an eine bestimmte Adresse senden. Die Rhetorik der Aufforderung weist laut Reinhard Hesse auf Täter aus dem osteuropäischen Raum hin.Wer genau hinter der Attacke steckt, ist völlig unklar. „Wahrscheinlich wäre dann eine Aufforderung zurück gekommen, eine bestimmte Geldsumme zu zahlen“, vermutet Reinhard Hesse.
Möglichen Erpressungsversuch ignoriert
Aber das Unternehmen ging erst gar nicht auf den möglichen Erpressungsversuch ein, sondern ignorierte die Aufforderung zur Kontaktaufnahme. Den IT-Spezialisten gelang es, die Festplatten wieder nutzbar zu machen. Einige PC sind allerdings unbrauchbar, unter anderem der PC von Reinhard Hesse, auf dem auch private Fotos gespeichert waren.Es war das erste Mal, dass die Bäckerei Hesse Opfer einer Cyberattacke wurde. „Ein Stück Erfahrung, die wir uns nicht gewünscht hätten“, sagt Reinhard Hesse.
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In der Bäckerbranche ist dies wohl kein Einzelfall, weil es grundsätzlich jeden treffen kann: „Die Angriffe sind häufig ungezielt, es werden E-Mails mit Schadsoftware gestreut, und dann ist es Zufall, wen es trifft“, erklärt IT-Spezialist Stephan Wollny aus Kirchhundem, der beim Unternehmen Telekom in der Security-Abteilung arbeitet. Darüber hinaus gibt es gezielte Angriffe auf Unternehmen, die laut Wollny meistens aus dem Ausland kommen. Um welchen Angriffstyp es sich bei der Bäckerei Hesse handelt, ist unklar. Laut Wollny hat das Unternehmen richtig gehandelt und den Kontakt ignoriert, denn meistens bleiben die Bildschirme auch nach Lösegeldzahlungen schwarz. „Da geht es nicht um Fairness“, so Wollny.
Jeder kann Opfer einer Attacke werden
Weil jeder Opfer werden kann empfiehlt der Experte allen Computernutzern, bei unbekannten Mails grundsätzlich vorsichtig zu sein und Anhänge nicht ohne Rückfrage zu öffnen. Im Zweifel sollte man die Mail löschen. Wollny: „Eine Datei mit PDF-Endung muss nicht immer eine PDF sein, man kann sich schnell was einfangen.“ Die Bäckerei Hesse hat die Attacke jedenfalls nachdenklich gemacht. „Wir hatten ja eine Sicherung, aber vielleicht ist das nicht genug, für uns war das ein Signal“, so Reinhard Hesse.
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Der Polizei hat Reinhard Hesse hat den Angriff nicht gemeldet, weil er der Auffassung ist, dass die sowieso nichts machen könnte. Dem widerspricht Polizeidirektor Diethard Jungermann: „Es ist wichtig, dass wir informiert werden. Erstens würden wir das LKA hinzuziehen, und dort sitzen Fachleute, die durchaus etwas machen können, und zweitens ist es für die Polizei extrem wichtig, einen Überblick zu haben, mit welchen Angriffen zu rechnen ist. Das hilft der betroffenen Firma vielleicht nicht mehr, kann aber anderen helfen.“
Landrat Frank Beckehoff erfuhr im Rahmen der CDU-Versammlung in Rahrbach von dem Hacker-Angriff: „Wir treiben im Kreis Olpe das Thema Digitalisierung voran, und natürlich sind Datenschutz und Datensicherheit dabei ein ganz wichtiges Thema. Aber ganz ehrlich, ob man angesichts dessen, was man liest und hört, auf eine absolute Sicherheit hoffen kann, daran zweifele ich.“