Attendorn. E-Bikes und Micro-Mobilität sind Zukunftsthemen des Attendorner Automobilzulieferers
„Wir müssen uns den Spirit eines Startup-Unternehmens erhalten, dann können wir unsere Erfolgsgeschichte fortschreiben“. Das sind nicht etwa die Worte eines hippen Jungunternehmers, sondern von Dr. Ing. Thomas Muhr, Chef eines 101-jährigen Familienunternehmens mit rund 13 000 Mitarbeitern an weltweit 36 Standorten, das in diesem Jahr einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erwirtschaftet hat.
Diese, wie er selbst sagte, „extrem eindrucksvollen Zahlen“, zu denen alle Mitarbeiter beigetragen hätten, präsentierte Dr. Thomas Muhr bei der traditionellen Jubilarfeier der deutschen Standorte im Foyer der Firmenzentrale, zu der 83 Mitarbeiter aus Attendorn, Daaden und Weißensee eingeladen waren, die 25, 35, 45 oder wie Wolfgang Schneider aus dem Werk Daaden im Westerwald gar 50 Jahre bei Mubea arbeiten. Am Standort Weißensee, der erst im Sommer sein 25-jähriges Bestehen feierte, gibt es bereits 18 Jubilare.
Der Wandel kommt
Da die wirtschaftliche Lage derzeit sehr gut sei und es so aussehe, als ob weder Krisen noch fehlende Bundesregierungen der Konjunktur etwas anhaben könnten, gelte angesichts der sich ändernden Rahmenbedingungen in der weltweiten Automobilindustrie, sich auf den Wandel einzustellen, stets aktuell, open minded („nichts ist unmöglich“) und vor allem schnell zu bleiben. „Wenn dabei einmal etwas schief geht, ist das nicht schlimm“, so Dr. Muhr, „das hat den Laden bisher auch nicht umgebracht.“ Als positives Beispiel führte er an, dass man sich bei Mubea vor einem halben Jahr Gedanken über einen einstellbaren Stabilisator gemacht habe. Bereits jetzt sei ein erster Prototyp fertiggestellt und komme in einem weiteren halben Jahr zum Einbau. Ein tolle Technologie sei auch die glasfaserverstärkte Kunststofffeder.
Außerdem sei es bei einer Größenordnung, wie Mubea sie jetzt erreicht habe, vielleicht „vernünftig und schlau“, sich nach Produkten außerhalb der Automobilindustrie umzuschauen. So sei jemand auf ihn zugekommen und habe gefragt, was er von E-Bikes halte. Aus der Übernahme der Firma All4Bikes seien das E-Mobility Center und die E-Mobility Center GmbH entstanden, wo man nicht nur an einem Mubea E-Bike arbeite, sondern sich mit allen Aspekten elektrifizierter Fahrzeuge und dem Thema Micro-Mobilität für Ballungsräume beschäftigen werde. Hier sei einer neuer Technologieträger in Vorbereitung.
Schattenseiten
Auf Schattenseiten des ungestümen Vorwärtsdrangs bei Mubea wies der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der deutschen Werke, Franz Epe, hin. So hätten in diesem Jahr, bedingt durch die viele Arbeit, Umstrukturierung und Neuorientierung, „die Nerven öfter blank gelegen“. Es habe „zu viele unnötige Querelen“ gegeben. Er regte an, sich wieder mehr auf einen „guten und respektvollen Umgang“ zu besinnen. Die Mitarbeiter hätten das Recht, „anerkannt, geachtet und respektiert zu werden“ und es sei nicht falsch, manchmal auf erfahrene Mitarbeiter zu hören, denn sie könnten zum Erfolg beitragen. Nur dann fänden sie Erfüllung in ihrer Arbeit und nur dann sei es auch zukünftig noch möglich, eine solch hohe Zahl von Jubilaren zu ehren.