Attendorn. . Einen Ausblick in die automobile Zukunft wagte Prof. Dr. Stefan Bratzel beim Netzwerktag des Automotive Center Südwestfalen (ACS) in Attendorn.
Einen Ausblick in die automobile Zukunft wagte Prof. Dr. Stefan Bratzel beim Netzwerktag des Automotive Center Südwestfalen (ACS) in Attendorn.
Hierzu hatten sich zahlreiche Vertreter heimischer wie überregionaler Firmen der Automobilzuliefererbranche im ACS eingefunden, wo sie zunächst von dessen Geschäftsführer Karsten Westerhoff und Arndt G, Kirchhoff, Vorsitzender des mittlerweile 119 Mitglieder zählenden Trägervereins, begrüßt wurden. Westerhoff betonte, dass Themen wie automobiler Leichtbau von Themen wie E-Mobilität und autonomes Fahren in den Hintergrund gedrängt worden seien.
Standbeine brechen Weg
Wo und warum, machte Prof. Dr. Stefan Bratzel deutlich. Angesichts der Dieselkrise und den Forderungen nach einer weiteren Reduzierung der Schadstoffe dürfe die Automobilindustrie nicht in alten, über 100 Jahre bewährten Denk-Schemata verharren, sonst ergehe es ihr wie den Herstellern von Dampflokomotiven, von denen keiner den Übergang zur Elektrifizierung geschafft habe.
Während der Automobilindustrie auf der einen Seite ihre Standbeine wegbrächen, wie die Freude am manuellen Fahren oder das Auto als Statussymbol, das man unbedingt haben müsse, würden ihr auf der anderen Seite Konkurrenten zum Beispiel in Softwarefirmen wie Google auf den Leib rücken, auf die man reagieren müsse.
Themen wie Carsharing, autonomes Fahren oder vernetzte Mobiltät müssten ebenso angegangen werden, wie der Umstieg von Verbrennungsmotoren hin zum Elek-troantrieb, wo die Deutschen Hersteller eine gute Rolle spielten. Wenn vor fünf Jahren Ausstiegsszenarien aus dem Verbrennungsmotor noch nicht vorstellbar gewesen seien, so werde jetzt eine Diskussion mit hoher Irrationalität geführt, die zu einem Domino-Effekt geführt habe - mit dem Ergebnis, dass die Zulassungsrate der Dieselfahrzeuge von 50 auf 35 Prozent gesunken sei.
Reichweiten-Angst bekämpfen
Auf der anderen Seite seien die Zulassungszahlen bei den E-Fahrzeugen immer noch bescheiden, was an der „Reichweiten-Angst“ der Autofahrer und den hohen Batteriekosten liege. Wenn die Kosten gesenkt und ein dichtes Netz an Schnelllade-Stationen etabliert werde, könne das Thema „in den 2020er Jahren durchstarten“.
Allerdings warnte er davor, „die E-Mobilität als einzigen Heilsbringer der Branche“ zu sehen, auch wenn in deren Entwicklung derzeit das meiste Geld gesteckt werde. Im Bereich des autonomen Fahrens, wo sich große Softwarefirmen engagierten, werde es schon bald statt der bisherigen Evolution zu einer Revolution kommen, wenn auch noch viele sowohl technische als auch ethische Fragen zu beantworten seien.
In der Zukunft werde entscheidend sein, wer die am besten vernetzte Plattform für Mobilitäts- und Remote-Dienstleistungen anbiete und nicht, wer die meisten Fahrzeuge verkaufe.