Kreis Olpe. . Die Zahl der Flüchtlinge im Kreis Olpe geht zurück, aber die bekannten Probleme bleiben: die anerkannten Asylbewerber finden keine Wohnungen.
- Zum ersten Mal seit Mai 2014 weniger als 800 Flüchtlinge im Kreis
- Problem: Viele anerkannte Asylbewerber finden keine privaten Wohnungen
- Die meisten Migranten sind jünger als 40 Jahre und kommen aus Afghanistan
Die Zeiten, in denen der Flüchtlingsstrom die sieben Kommunen im Kreis täglich vor neue Herausforderungen stellte, sind im Moment Geschichte. Die Zahl der Asylbewerber im Kreis Olpe ist seit März letzten Jahres rückläufig und zum ersten Mal seit Mai 2015 wieder unter 800 Personen gefallen. Das geht aus den neuesten Zahlen der Ausländerbehörde im Kreis Olpe hervor. Allerdings täuscht die Statistik über die reale Situation hinweg. Denn anerkannte Asylbewerber fallen aus dieser Statistik heraus, werden aber noch wie vor den Sozialämtern der Kommunen und den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern betreut.
775 Asybewerber am 28. September
Am 28. September lebten nur noch 775 Asylbewerber im Kreis Olpe, so wenig wie zuletzt im Sommer 2015. Damals stiegen die Zahlen dramatisch an. Von August bis Jahresende 2015, also in nur fünf Monaten, kletterte die Zahl von 861 auf 1936 Flüchtlinge. Anfang März 2016 wurde der vorläufige Höhepunkt mit 1953 Asylbewerbern erreicht. Seitdem gehen die Zahlen kontinuierlich zurück, besonders im Laufe dieses Jahres. Vom 1. März bis Ende Juni sank die Zahl von 1411 auf 818, das ist ein Minus von rund 42 Prozent.
Was aber nicht bedeutet, dass die Problematik der Unterbringung und Betreuung nicht mehr besteht. Die meisten Flüchtlinge leben nach wie vor im Kreis Olpe, nur werden anerkannte Asylbewerber nicht mehr in der Asylbewerberstatistik, sondern in der Statistik des Jobcenters geführt. „Einige sind freiwillig ausgereist, für andere, die ihren Asylantrag früher gestellt haben gilt noch keine Residenzpflicht in NRW und sie sind weggezogen“, so Petra Peschke-Göbel, Fachbereichsleiterin Soziales im Lennestädter Rathaus.
Aber viele, die mittlerweile anerkannt sind und auf dem freien Wohnungsmarkt eine Privatwohnung suchen, finden keine und wohnen weiterhin in den kommunalen Flüchtlingsunterkünften. Erstens, weil der Wohnungsmarkt derzeit ziemlich leer gefegt ist und zweitens, weil viele Vermieter scheuen, ihre leer stehenden Wohnungen an Flüchtlinge zu vermieten.
Wohnsitzregelung für Asylbewerber
Die Wohnsitzregelung für anerkannte Asylbewerber sind in NRW gesetzlich verpflichtet, den Wohnsitz in der Kommune zu nehmen, der im Bescheid zur Wohnsitzregelung nach §12a AufenthG von der Bezirksregierung Arnsberg mitgeteilt wurde.
Rosi Wöbking von der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe in Kirchhundem wird täglich mit diesem Problem konfrontiert. „Generell ist es ein Problem, Wohnungen für anerkannte Asylbewerber zu finden, besonders in den zentralen Orten in der Gemeinde . Viele Hausbesitzer haben Bedenken an Ausländer zu vermieten. Das ist einfach so. Und es muss ja auch preislich einigermaßen stimmen.“
Ein großes Problem sei hier die Residenzpflicht bzw. Wohnsitzregelung (siehe Infokasten). Unter den Asylbewerbern sorge diese Situation für reichlich Frust, sagt auch Petra Peschke-Göbel, denn ohne eigene Wohnung können die anerkannten Asylbewerber ihre Familienangehörigen nicht nachholen.
Auch nach der Anerkennung bleibt für viele Flüchtlinge das kommunale Sozialamt oder die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe erster Ansprechpartner in allen Fragen. Peschke-Göbel: „Viele haben zu ihren ersten Betreuern, auf die sie hier gestoßen sind, Vertrauen aufgebaut und wenden sich weiter an sie.“
Herkunftsländer der Asylbewerber im Kreis Olpe
So weist die Statistik für die Stadt Lennestadt (Stand September) nur 134 Asylbewerber aus, tatsächlich wohnen laut Stadtverwaltung mehr als 400 (422 am 31. Oktober) in den städtischen Unterkünften. Rechnet man alle dazu, die nach wie vor im Servicebüro der Stadt auflaufen, wenn es Fragen finanzieller Art etc. gibt, dann steigt die Zahl der zu betreuenden Personen in Lennestadt auf rund 750 an und es wird Jahre dauern, bis diese Menschen völlig selbstständig leben können.
Weitere asylbegehrende Menschen werden hinzukommen. Lennestadt hat seine Zuweisungsquote bislang erst zu 90 Prozent erfüllt, auch in Kirchhundem rechnet man ebenfalls mit weiteren Neubürgern in den nächsten Wochen.
Die meisten jünger als 40 Jahre
Der Altersdurchschnitt der Asylbewerber, die in den Kreis Olpe kommen, steht im krassen Gegensatz zum Durchschnitt der einheimischen Bevölkerung. Von 774 Asylbewerbern sind 264, also ein Drittel, zwischen 26 und 40 Jahren alt, 196 zwischen 18 und 25 und 143 zwischen 6 und 17 Jahren alt. Nur 65 sind älter als 40 Jahre.