Lennestadt. . Die AG „Es TUT sich WAS“ aus Lennestadt kämpft seit 25 Jahren gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Region.

  • Lennestädter Verein kämpft seit 25 Jahren gegen Fremdenfeindlichkeit
  • Viele Aktionen und Veranstaltungen gegen rechts und pro Asyl
  • Die Reizthemen von damals sind heute aktueller als je zuvor

„Eigentlich hat sich nicht viel geändert“, sagt Reinhard Kluge, Gründungsmitglied der AG „Es TUT sich Was“ in Lennestadt. Seit 25 Jahren kämpft die AG gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Bilanz der Mitglieder nach diesem Vierteljahrhundert fällt ernüchternd aus. Kluge bringt es auf den Punkt: „Wir haben immer noch braunes Gesocks und Anfeindungen gegen Asylbewerber. Unsere Beweggründe sind die gleichen geblieben wie damals.“

Damals, das war im November 1992, als nach Anschlägen gegen Flüchtlinge aus dem Kosovo deutlich wurde, dass in unserem Land nicht nur einige gewalttätige Neonazis am Werk waren, sondern Teile der Bevölkerung für Fremdenfeindlichkeit empfänglich waren. Ein Jahr später begann die Debatte über die Änderung des Asylrechts.

Nach den Übergriffen in Hoyerswerda und Rostock trafen sich erstmalsbn Bürger in Lennestadt, die dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen wollten.

Schweigemarsch 1992

Zuvor hatte es schon den Asylkreis von Frauen zu geben. Nach ersten lockeren Treffen schlossen sich etwa 50 Bürgerinnen und Bürger zur AG „Es TUT sich WAS“ zusammen.

Erste öffentliche Aktion war im Dezember 1992 ein Schweigemarsch mit mehr als 100 Teilnehmern gegen rechte Gewalt durch Altenhundem. Es folgten viele weitere Aktionen: Benefizkonzerte gegen rechts in der Sauerlandhalle und in Bilstein oder Plakataktionen zur Bundestagswahl 1994. Die AG veranstaltete viele Kabarett- und Theaterveranstaltungen, u.a. mit der Berliner Compagnie, gegen rechts und für Asyl. Es gab Veranstaltungen für Flüchtlingskinder, Podiumsdiskussionen, Kundgebungen, die Teilnahme an Demos, Projekte mit Schulen und vieles mehr. Einige Aktive der AG sind seit einigen Jahren in der Agenda-Arbeit der Stadt sowie in der Öffentlichen Jugendarbeit tätig und engagieren sich aktiv in der Flüchtlingshilfe. Ältere Mitglieder schieden aus, neue kamen dazu.

Die Dokumentation der vielen Aktionen der AG füllt mittlerweile mehrere Aktenordner. Für ihr Engagement wurde der Gruppe, die sich durch Spenden und freiwillige Mitgliederbeiträge finanziert, 2005 der Thomas-Morus-Preis der Stadt Lennestadt verliehen. 2001 gewann die AG den 1. Preis des Wettbewerbs „Die Würde jedes Menschen ist unantastbar“ des Kreises.

Seit den Anfangstagen trifft sich die AG an jedem ersten Montag im Monat, um nächste Aktionen zu besprechen oder über die aktuelle Lage zu diskutieren.

Und die ist gerade wieder hochbrisant. Heute kommen die Flüchtlinge statt aus dem Kosovo aus dem nahen Osten oder aus Afrika. Die Kommentare und Beschimpfungen, denen sich die AG vor allem in den sozialen Medien ausgesetzt sieht, werden aggressiver und schlimmer .„Der Kreis Olpe ist keine Insel der Seligen, der 3. Weg ist hier aktiv unterwegs“, so Gregor Kaiser. Abschrecken lässt sich die AG dadurch nicht, im Gegenteil. „Wegen der Hass-Kommentare bei Facebook bin ich wieder zur Gruppe gestoßen“, so Uschi Ledwolorz.

Politische Kritik

Wenn es um Kritik an der Politik geht, die für die soziale Schieflage verantwortlich ist, nahm und nimmt die AG kein Blatt vor den Mund. Das fängt bei der Greencard für Mediziner und Akademiker unter den Flüchtlingen an, die im Gegensatz zu anderen ein Bleiberecht bekommen sollen, und hört mit der Kritik an der Wirtschaftspolitik der Industrienationen, durch die die Märkte in den Herkunftsländern der Flüchtlinge zerstört werden, noch lange nicht auf – heute nicht und auch in den nächsten 25 Jahren nicht.