Kreis Olpe/Sondern. . Kreis, Stadt und Polizei stehen Groß-Veranstaltung am Sonderner Kopf offen gegenüber. Jungermann: „Natürliche Fluchtwege vorhanden“

  • Großes Festival mit 100000 Besuchern am Sonderner Kopf
  • Kreis Olpe will keine Verhinderungsbehörde sein
  • Polizeidirektor Diethard Jungermann: Sicherheitsfragen eine Herausforderung

Es soll zweifellos ein großer Wurf werden, wenn der Besitzer des Sonderner Campingplatzes und des Strandbades, Dietmar Harsveldt, im nächsten Jahr zum sechstägigen Festival bittet (wir berichteten) und mit über 100 000 Musikfans kalkuliert. Wie aber steht es um die Logistik und vor allem um die Sicherheit? Was sagen die beteiligten Behörden dazu, der Kreis, die Stadt Olpe und last not least die Sicherheitsbehörde Nummer eins: die Polizei? Wir fragten nach.

„Wir wollen keine Verhinderungsbehörde, sondern eine Ermöglichungsbehörde sein“, macht Kreisdirektor Theo Melcher deutlich, dass die Kreisverwaltung Veranstalter Harsveldt eher unterstützen wolle, statt ihm unnötige Hürden in den Weg zu stellen.

Mit Blick auf die angedachte riesige Camping-Wiese für rund 10 000 Menschen sagt Melcher: „Natürlich sind viele Dinge zu berücksichtigen, wie immer, wenn man ein solches Grundstück in Anspruch nimmt.“ Ob es nun um Arten- und Landschaftsschutz gehe, um die Entwässerung, die Abfallentsorgung. „Aber ich denke“, so ist er optimistisch, „das dürfte zu organisieren sein.“ Ob es tatsächlich artenschutzrechtliche Probleme gebe, hänge davon ab, ob es dort seltene Pflanzen oder Tierarten gebe. Melcher: „Wenn feststeht, welche Fläche der Veranstalter nutzen möchte, werden wir uns das Grundstück gemeinsam ansehen und bei der Bewältigung der Anforderungen unterstützend mitwirken.“

Artenschutz spielt eine Rolle

In Sachen Lärmschutz sieht Melcher zwar „keine direkte Nachbarschaft tangiert“, aber damit meint Melcher menschliche Nachbarn. Auf Anfrage räumt er ein, dass nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz geschützte Arten in der Brut- und Setzphase (Geburt) nicht gestört werden dürften, auch nicht durch Lärm. Dem könne man zwar mit einem Veranstaltungstermin ab Mitte Juli aus dem Weg gehen, aber Harsveldt hatte auf Anfrage vor einigen Wochen schon erklärt, Ende Mai, Anfang Juni 2018 anvisieren zu wollen.

Zu möglichen Sicherheitsbedenken sagt Melcher: „Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, außer, man verzichtet auf solche Großveranstaltungen.“ Es wäre aber „fatal“, wenn das aus Angst vor Anschlägen geschehe.

Grundsätzlich positiv äußerte sich auch Olpes Beigeordneter Thomas Bär zu dem Harsveldt’schen Vorhaben: „Das wäre ein ganz tolles Event. Wir würden uns freuen, wenn es gelingt und wollen helfen, wo das möglich ist.“

Die attraktive Lokalität mit Bigge, Strandbad und Seebühne könne eine starke Anziehungskraft ausüben: „Das hätte ‘was.“ Natürlich müsse der Veranstalter seine Hausaufgaben machen, ein Sicherheits- und Verkehrskonzept ausarbeiten. Alles in allem spricht Bär von einem „sehr ambitionierten Vorhaben“, wobei das Zeitfenster bis Ende Mai 2018 vielleicht etwas eng kalkuliert sei.

Von einer „Herausforderung“ sprechen Polizeidirektor Diethard Jungermann und Hauptkommissar Achim Henkel, Experte für Sicherheitskonzepte und Gefahrenabwehr: „Auch die Wendsche Kärmetze wird an drei Tagen von rund 300 000 Menschen aufgesucht“, wobei ein direkter Vergleich mit einem Festival natürlich schwer möglich sei. Ähnlich wie bei der Kärmetze sei aber, so Jungermann, dass „wir das nicht ausschließlich mit eigenem Personal stemmen könnten.“ Möglicherweise zwei Dutzend Bereitschaftspolizisten seien erforderlich: „Das hängt von vielen Faktoren ab, auch,welche Bands kommen.“ Sollten die Hells Angels das Festival für ein Deutschland-Treffen nutzen, müsse man dem anders begegnen, als tausenden Helene-Fischer-Fans.

Speziell ausgebildete Polizisten

Klar sei, so Henkel, dass an jedem Tag über 50 Beamte eingesetzt werden müssten, darunter auch speziell ausgebildete und ausgerüstete Polizisten aus Hundertschaften.

Darüber hinaus, so Jungermann, müsse im Vorfeld klar sein, wer welche Aufgaben habe. Immerhin müssten Sicherheitskräfte des Veranstalters, Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt Hand in Hand vorgehen. Ein Konzept müsse sicherstellen, wo genügend Rettungs- und Fluchtwege vorhanden seien, wie die Zu- und Abfahrt geregelt sei und wie die Menschen von der vorübergehenden Campingfläche zum Festivalgelände und zurück kämen.

Trotz alledem sagt Jungermann auch: „Der Festival-Plan führt jetzt nicht dazu, dass wir die Hände überm Kopf zusammenschlagen.“ Es gebe natürlich, auch mit Blick auf terroristisch motivierte Anschläge, eine „abstrakte Gefahr“. In Sachen Panik oder Lkw-Anschlag hält Jungermann aber fest: „Der Sonderner Kopf ist relativ leicht abzuriegeln, und natürliche Fluchtwege sind dort reichlich vorhanden.“