Elspe. . Die Naturbühne in Elspe verwandelt sich wieder in den Wilden Westen. Neben Winnetou und Old Shatterhand spielt jetzt auch ein echter Adler mit.
- Das Sauerland wird wieder zum Wilden Westen. Auf der Naturbühne in Elspe reiten ab dem 24. Juni Indianer und Banditen
- In diesem Jahr zeigt das Karl-May-Festival das Stück Winnetou I.
- Zu den Darstellern gehören nicht nur zahlreiche Pferde, sondern auch ein fliegender Adler
Wenn Goldminen explodieren, während Indianer und Banditen sich akrobatische Faustkämpfe liefern, dann reiten sie wieder in Lennestadt-Elspe. Dann verwandelt sich die fast 100 Meter lange Naturbühne mitten im Sauerland in den Wilden Westen. Dann können die Besucher Pulverdampf, Pferdeschweiß und den Staub riechen, der von den Hufen aufgewirbelt wird. Am Samstag startet die neue Saison beim Karl-May-Festival. Bis zum 10. September wird erzählt, wie alles begonnen hat mit Old Shatterhand und dem edelsten aller Indianer. Auf dem Spielplan steht Winnetou I.
"Winnetou I" beim Elspe-Festival
Die Indianer und Banditen kommen aus Tschechien, USA und Polen. „In diesem Jahr haben wir auch in Deutschland gecastet“, schildert Jochen Bludau, Regisseur und Geschäftsführer in Elspe. Aber die Qualitätsstandards sind hoch, zu hoch. „Nur eine hat es geschafft und ist ins Team gekommen.“ Dabei handelt es sich um eine junge Frau aus Siegen.
Spektakuläre Stunts
Reiten müssen sie können, die 60 Akteure. Immerhin kann man auf dem riesigen Areal die Pferde galoppieren lassen, das gibt es bei anderen Karl-May-Festspielen nicht. Hinter den Pferde-Choreographien steckt eine ausgeklügelte Logistik, schließlich sind Tiere keine Automaten; die Darsteller müssen hellwach sein und blitzschnell auf unvorhergesehene Situationen reagieren können.
Die Herausforderung dieses hochprofessionellen Theaterbetriebs besteht nicht nur darin, Menschen und Tiere unfallfrei über die Bühne zu bewegen, sondern eine Geschichte zu erzählen, die funktioniert. Um Mut, Gerechtigkeit und Freundschaft geht es in Winnetou I, dem Abenteuer, bei dem sich der Häuptling der Apachen (Jean-Marc Birkholz) und der deutsche Schriftsteller namens Old Shatterhand (Kai Noll) kennenlernen. „Es darf auf keinen Fall kitschig werden, das ist sehr schwierig. Gerade für dieses Gleichgewicht haben wir gute Lösungen gefunden“, berichtet Jochen Bludau. Der Regisseur richtet die Stücke selbst ein und ist ein Meister darin, Szenen auf den Punkt zu bringen. Und so wechseln sich Abenteuer und Komik, Heldenmut und Niedertracht, Skurriles und Exotisches in einer klug kalkulierten Dramaturgie zwischen Saloon und Pueblo ab, während die Dampflok (original von 1917, tipptopp in Schuss) durchs Gelände ruckelt. Zu den Helden von Winnetou I gehört in Elspe ein neuer Hauptdarsteller, der in Karl Mays Büchern nicht auftaucht: Abbey, die Weißkopf-Seeadler-Dame mit ihren 2,40 Metern Flügel-Spannweite.
Die Bühne ist in verschiedene Spielebenen gestaffelt. Zwischen Vordergrund und Hintergrund liegen 24 Längenmeter und 25 atemraubende Höhenmeter. So lässt sich die Handlung aus besonders vielen Blickwinkeln erzählen. „Der Aufbau und die verschiedenen Spielflächen sind unsere Stärken, das ergibt diese Cinemascope-Effekte, die andere Bühnen nicht haben“, konstatiert Jochen Bludau stolz. Es gibt Spektakel, die das Publikum in Elspe einfach erwartet. So stürzt der Bösewicht Santer von einem Felsen 20 Meter brennend in die Tiefe, während hinter ihm aus der Goldmine ein Wasserfall sprudelt. Der brennende Bösewicht trägt eine spezielle Jacke, damit die Flammen ihn nicht versehren. Und er springt in ein vier Meter tiefes, wassergefülltes Becken, damit er sicher aufkommt.
Sehnsucht nach Gerechtigkeit
Bei all dem Feuerwerk geht es aber auch um Poesie. Um die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Freundschaft, die solche Märchen erst möglich macht. Um ein Theatererlebnis, das sich ganz bewusst von der digitalen Bilderästhetik fern hält.
Jochen Bludau betritt in diesem Jahr selbst die Bühne. Im Vorspann spielt er den alten Karl May, der wehmütig konstatiert, dass das Glücksversprechen des Wilden Westens getrogen hat; auch dort gedeihen die Missstände. Also fordert der Schriftsteller wenigstens das Recht auf Phantasie, auf Träume. 200 000 Besucher folgen Jahr für Jahr dieser Vision. Der Akademikeranteil unter ihnen ist überproportional hoch.
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