Kreis Olpe. . Ist der erste Vorsitzende ein Auslaufmodell? Immer mehr Vereine stellen auf Vorstandsteams um.
- Immer mehr Vereine setzen auf Vorstandsteams als Führungsorgan
- Kaum noch Bewerber - Interesse an leitenden Funktionen geht zurück
- Zeitaufwand und Verantwortung im Ehrenamt wird immer größer
Ist der erste Vorsitzende eines Vereins, der Chef an der Spitze, ein Auslaufmodell? Es scheint so, denn immer mehr Vereine im Kreis Olpe stellen auf gleichberechtigte Vorstandsteams um. Dabei sind die Gründe bzw. Motive unterschiedlich.
Die Frauengemeinschaften im Kreis haben es vorgemacht. Mehrere Frauen teilen sich die Aufgaben, bei der Kfd in Marmecke funktioniert das schon seit rund acht Jahren „sehr gut“, erklärt Klaudia Henrichs. Der Grund für die Umstrukturierung: „Es wollte damals niemand mehr erste Vorsitzende werden.“ Seitdem entscheiden die sechs Teamfrauen gemeinsam, nur Schriftführung und Kassengeschäfte sind an feste Personen vergeben. Einige Chöre sind diesen Weg auch schon gegangen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die ersten Schützenvereine den Mann an der Spitze abschaffen werden.
Wiederwahl oder keine Wahl
Denn die Zeiten, als sich Mitglieder geradezu berufen fühlten, den Verein zu führen und es in den Jahreshauptversammlungen gar Kampfabstimmungen gab, sind lange vorbei. Heute ist entweder „Wiederwahl“ angesagt oder das eine oder andere Vorstandsamt bleibt vakant. Denn nicht nur die Arbeit wird immer zeitintensiver und zeitaufwendiger, auch die Verantwortung wird aufgrund immer neuer Vorschriften und gesetzlicher Auflagen immer größer. Da spielt auch die Versicherungspflicht eine Rolle.
Neben dem „Personalproblem“ sprechen auch inhaltliche Gründe für ein Aufweichen der statischen Vereinsstruktur. „Ich glaube, dass das alte Hierarchie-Denken für eine funktionale Arbeit nicht mehr zeitgemäß ist“, sagt Alexander Kremer, Vorstandsmitglied des Aktionsrings Altenhundem e.V. Die Interessengemeinschaft der Altenhundemer Einzelhändler hat in der letzten Mitgliederversammlung auf Teamarbeit umgestellt und gehört damit zu den prominentesten Beispielen im Kreis.
Im Aktionsring bilden jetzt Kremer mit Stephan Göckeler und Andreas Cordes den geschäftsführenden Vorstand. Im internen Geschäftsverteilungsplan ist festgelegt, wer was macht. Cordes kümmert sich um Events und Veranstaltungen, Göckeler um die schriftliche Geschäftsführung und Kremer um den Draht zu Stadt und Stadtmarketing, und zwar „arbeitstechnisch auf Augenhöhe. Jeder ist für sein Ressort verantwortlich“, so Kremer.
Große Vorstandsrunden und Arbeitskreissitzungen, wo zum Beispiel über das Design von Veranstaltungsplakaten diskutiert wird, gibt es nicht mehr. „Wir kriegen dadurch deutlich mehr Schwung aufs Rad“, sagt Kremer. „Die wichtigste Voraussetzung bei dem Modell ist natürlich, dass man gemeinsam aus einer Tröte bläst“, so sein Vorstandskollege Andreas Cordes. So sieht es auch Dietmar Meeser, der sich als Jurist und Notar oft mit dem Vereinsrecht auseinandersetzen muss. „Es macht Sinn, dass sich für Vorstandsteam Leute zusammen, die sich gut kennen.“
Praktikable Lösung
Juristisch ist die Neuorganisation des Vorstands keine große Hürde. Meeser: „Die Satzung muss geändert werden muss und im Vereinsregister wird eingetragen, dass es nun mehrere Verantwortliche gibt und wie diese heißen.“
Wenn drei Mitglieder den Verein gemeinsam führen, sind sie alle drei Vorsitzende und zwei davon immer gemeinsam vertretungsberechtigt. Wer was im Vorstand macht, kann intern geregelt werden. Auch Meeser sieht dies als recht praktikabel an: „So muss beim Besuch zum Beispiel von auswärtigen Schützenfesten nicht immer der 1. Vorsitzende anwesend sein, sondern er kann sich mit den beiden anderen Vorsitzenden abwechseln.“