Kreis Olpe. . Stiftungen, auch aus dem Kreis Olpe, müssen sich aufgrund der Niedrigzinsphase Alternativen zu Kapital-Erträgen überlegen, um an Geld zu kommen.

  • Die Niedrigszinsphase macht Stiftungen momentan zu schaffen
  • Neben Kapitalerträgen müssen sie nach alternativen Verdienstmöglichkeiten suchen
  • Stiftung der Sparkasse Finnentrop macht eine Tombola

Für diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, einen Kredit aufzunehmen, gibt es wohl keinen besseren Zeitpunkt als jetzt. Dem Niedrigzins sei dank. Doch es gibt auch Verlierer: Sparer bekommen weniger Zinsen auf ihr Vermögen, und Stiftungen erwirtschaften deutlich geringere Erträge. Zwecks Selbsterhalt dürfen sie nicht an ihr Kapital gehen, um soziale Projekte zu unterstützen. Die Konsequenz: Stiftungen müssen andere Wege gehen, um an mehr Geld zu gelangen. Wir stellen drei dieser gemeinnützigen Stiftungen, die ihren Sitz im Kreis Olpe haben, vor und erklären, wie sie die Niedrigzinsphase überstehen wollen.

Kinderhospizstiftung

Ralf Backwinkel, Ehrenamt. Vorstandmitglied der Deutschen Kinderhospizstiftung
Ralf Backwinkel, Ehrenamt. Vorstandmitglied der Deutschen Kinderhospizstiftung © Privat

Seit gut zehn Jahren fördert die Deutsche Kinderhospizstiftung mit Sitz in Olpe die Kinder- und Jugendhospizarbeit. Seit ihrer Gründung hat sie mehr als 50 Projekte deutschlandweit mit knapp 1,3 Millionen Euro gefördert – zu diesen gehörten 2016 unter anderem die Förderung von Familienseminaren sowie Ferienbegegnungen.

„Bis vor wenigen Jahren war es so, dass wir durch die Erträge des Stiftungskapitals auch größere Projekte unterstützen konnten“, erklärt Ralf Backwinkel, ehrenamtliches Vorstandsmitglied – damals lag der Zinssatz noch bei drei bis vier Prozent. Mittlerweile sei man vermehrt auf Spenden, Testamente und Geldauflagen angewiesen. Eine solche bekam die Stiftung vor zwei Jahren nach dem Gerichtsverfahren um Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der nach Bestechungsvorwürfen eine hohe Geldauflage gegen Einstellung des Verfahrens bezahlen musste – ein Teil davon, rund 750 000 Euro, ging an die Deutsche Kinderhospizstiftung.

„Das hat vielen Projekten seinerzeit natürlich gut getan“, erinnert sich Backwinkel. Denn: Ein Blick auf die Zahlen belegt, dass vergleichsweise wenig Geld durch Zinserträge in 2016 einging (knapp 16 000 Euro) – im Vergleich zu Spenden (mehr als 103 000 Euro) oder Geldauflagen (mehr als 57 000 Euro). „Die Zinsen werden sich in den nächsten Jahren nicht wesentlich verbessern, so dass wir weiterhin auf Spenden und Nachlässe angewiesen sind, um nachhaltig fördern zu können“, erklärt Backwinkel.

Elsbeth-Rickers-Stiftung

Die Elsbeth-Rickers-Stiftung Mutter und Kind, im Jahr 2000 gegründet, fördert die Jugend- und Familienhilfe im Kreis Olpe. Die Stiftung unterstützt Projekte, leistet aber auch Einzelfallhilfen für Alleinerziehende oder in Notlage geratenen Familien aus dem Kreis.

„Wir wollen den Betroffenen einen Schub geben, leisten Hilfe zur Selbsthilfe, um eine Verbesserung der Lebenssituation zu ermöglichen“, erklärt Stiftungsvorstand Susanne Viegener. Bei der Umsetzung der Aufgaben und Projekte arbeitet die Stiftung mit sozialen Institutionen zusammen – Anträge mit Bitte um Unterstützung kommen unter anderem vom Jugendamt, den Schwangerschaftsberatungsstellen, Caritas AufWind, Kompass oder dem Mutter-Kind-Haus Aline.

Gemeinnützige Stiftungen im Kreis Olpe
Gemeinnützige Stiftungen im Kreis Olpe © Grafik: Manuela Nossutta

Doch auch für Viegener und ihre Mitstreiter wird es immer schwieriger, Geld für die Erfüllung der Stiftungsaufgaben zu erwirtschaften. Man stehe derzeit vor einer doppelten Herausforderung: Zum einen müsse man den Kapitalstock erhalten, zum anderen eben Erträge erwirtschaften.

Wie ist das möglich? „Indem wir unser Vermögen in verschiedene Anlageprodukte breiter streuen“, weiß Viegener, und man dabei moderate Risiken eingehe. Natürlich unter strengen Sicherheitsaspekten und den Kriterien der Stiftungsaufsicht in Arnsberg, die den Finanzbericht der Stiftung jährlich kontrolliert. Zudem bekomme man manchmal Spenden, die nicht als Zustiftung verstanden werden, sondern direkt in Projekte weiterfließen.

Sparkassenstiftungen

„Wir unterstützen quasi alles, haben keine besondere Schwerpunkte“, sagt Christoph Bress, Mitglied der Sparkassen-Stiftung Finnentrop. „Wir fördern von Sport bis Kultur alles mögliche in Finnentrop.“ Neue Stühle für die Schützenbruderschaft, Kostüme für die Karnevalisten, neue Fünf-Meter-Räume für den Fußball-Kunstrasenplatz – die Sparkassen-Stiftung hat sich finanziell daran beteiligt.

Aber gerade der Finanzexperte weiß nur zu genau, dass „die Sache mit den Zinserträgen durchaus schwierig“ sei, auch „wenn wir in der guten Lage sind, unser Geld langfristig angelegt zu haben.“ Eine alternative Geldquelle hat das Kreditinstitut gemeinsam mit dem Gewerbeverein Finnentrop für sich entdeckt. Christoph Brees: „Seit einigen Jahren veranstalten wir zwischen dem Herbst- und Weihnachtsmarkt eine Tombola mit attraktiven Preisen.“ Die Überschüsse daraus verbleiben bei der Stiftung – und können für Projekte in der Kommune genutzt werden.

Die Stiftung der Sparkasse für Attendorn, Lennestadt und Kirchhundem, die sich in der Region an Projekten aus den Bereichen Jugend- und Altenhilfe bis zu Denkmalpflege beteiligt, hat sich 2012 neu aufgestellt – und ihren Kapitalstock mehr als verdoppelt. Seitdem flossen jährlich etwa 250 000 Euro an Zustiftungen, so dass das Kapital auf 2 250 000 Euro angewachsen ist. „So können wir trotz der Niedrigzinsen entsprechende Erträge generieren“, betont Sylvia Gante aus dem Stiftungsvorstand – hinzu kämen „Anlagen aus früheren Zeiten, Anleihen und andere Sparkassenprodukte“ (Gante), wodurch weitere Gelder flössen.