Attendorn. . Vom Erzgebirge über Dresden bis Attendorn: Hanna Schwarzbach hat in ihrem Leben schon acht Umzüge und eine bewegte Vergangenheit hinter sich.

  • Hanna Schwarzbach aus Attendorn hat früher die Schule geschwänzt
  • Nach vielen Umzügen hilft ihr die Zeit in stationärer Behandlung
  • Die Schülerin plant nach dem Abitur ihren nächsten Umzug

Hanna Schwarzbach ist mit gepackten Koffern auf die Welt gekommen. Schon acht Mal zog die Schülerin vom St.-Ursula-Gymnasium um. Nicht immer ganz freiwillig, wohlgemerkt. Die gebürtige Sächsin hat eine bewegte Vita vorzuweisen. Auf die Trennung ihrer Eltern folgten schwere Jahre, sie schwänzte die Schule und bekam gesundheitliche Probleme. Dieses Leben ist passé. Mittlerweile hat die 18-Jährige in Attendorn ein neues Leben begonnen – und blickt erstaunlich sachlich auf ihre Vergangenheit zurück.

Geburt in Elterlein

Als Hanna in Elterlein, einer Kleinstadt im Erzgebirge, geboren wird, ist die Welt noch in Ordnung. „Wir waren eine glückliche Familie“, weiß sie aus Erzählungen. Doch die heile Welt fängt schnell an zu bröckeln. Die junge Frau ist kaum ein Jahr alt, da gehen ihre Eltern getrennte Wege – und Hanna zieht mit ihrem Bruder Paul und ihrer Mutter nach Annaberg, rund 20 Minuten Autofahrt entfernt. „Wir haben in einer kleinen Wohnung an einer Kreuzung gewohnt“, erzählt die Schülerin, „mit einer markanten grünen Tür.“ Daran kann sie sich noch gut erinnern. Genauso wie an das Doppelstockbett, das sie mit ihrem Bruder teilte.

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Ein paar Jahre später, Hanna ist noch im Kindergarten, steht der nächste Umzug innerhalb Annabergs an. Ihre Mutter hat einen neuen Partner gefunden. Die Drei ziehen in seine Wohnung. Sie ist deutlich größer, erinnert sich Hanna. Während ihre Mutter arbeitet, passt ihr neuer Lebensgefährte auf die beiden Kinder auf.

Mitunter wird es komisch, berichtet die Attendornerin, gerade dann, wenn Paul und sie nicht ins Bett wollen. „Er hat sich dann mit einem Stuhl in die Tür gesetzt und aufgepasst, dass wir ruhig sind und schlafen.“

Weiter nach Großenhain

Mit sechs Jahren geht Hannas Reise weiter – dieses Mal nach Großenhain in die Nähe von Dresden. Der Grund: Die Beziehung ihrer Mutter ist in die Brüche gegangen – und sie hat sich neu verliebt. Mutter, Sohn und Tochter ziehen zu dem neuen Freund der Mama. Zunächst keine schlechte Nachricht, denn Hannas Großeltern leben in der Nähe.

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Als die gebürtige Sächsin zum ersten Mal das Haus betritt, ist sie verunsichert. „Das Treppenhaus war dunkel und es roch nach Putzmittel“, berichtet sie. Und die Wohnung? Kaum besser. Eine schwarze Schrankwand, ein dunkles Sofa – „ich hatte ein sehr ungutes Gefühl.“ Aber: Hanna und Paul dürfen das große Schlafzimmer beziehen – und bringen sprichwörtlich Farbe in den Raum. Sie malen mit Wandfarbe Blumen an die Tapete.

Nach ihrer Einschulung findet sie schnell Anschluss, doch ihr (neuer) Stiefvater mischt sich in die Erziehung ein und es wird viel gestritten. Vor ihrer Lehrerin bricht Hanna oftmals in Tränen aus, sie wird von Zeit zu Zeit geärgert und antwortet nicht selten mit ihrer Faust. Hinzu kommt, dass sie ihren Papa nur selten sieht.

Hannas Mutter und ihr Stiefvater heiraten. Es wird nicht besser. Eines Tages eskaliert die Situation, als ihr Stiefvater Hanna mit heißer Milch überschüttet. „Weil ich ihn mit einer Wasserflasche nass gemacht habe“, erklärt die junge Frau, die mit einer Brandverletzung ins Krankenhaus kommt.

Es ist der Moment, in dem auch Hannas Mutter die Reißleine zieht. Umso erstaunlicher, dass die 18-Jährige diese Zeit trotz der Probleme als schön empfand. „Ich war im Sportverein, habe gute Freunde gefunden, auf einem Gnadenhof für Tiere gearbeitet und wirklich Fuß gefasst.“

Umzug nach Meißen

Sie ziehen nach Meißen, südlich von Großenhain. Dort hat Hanna – Bruder Paul ist inzwischen zurück zu seinem Vater – eine eigene Etage für sich. Nach dem Umzug muss Hanna die Schule wechseln. „Ab dann ging es bergab“, erzählt sie. Sie schwänzt die Schule, gesundheitliche Probleme gesellen sich hinzu. Und das Verhältnis zu ihrer Mutter kühlt ab.

Sie ergreift die Flucht, zieht zu den Eltern ihres Vaters, die nicht weit entfernt wohnen. Doch das will sie eigentlich nicht. „Ich wollte zu meinem Papa, konnte das wegen der Schule aber nicht“, betont Hanna, „meine Großeltern haben mich geliebt, doch ich war zu dieser Zeit unerträglich.“

Zurück zum Papa

Nach einem halben Jahr setzt Hanna ihren Willen durch – und zieht zurück nach Elterlein, zu ihrem Vater. Es ist der fünfte Umzug mit gerade einmal 13 Jahren. Doch die Probleme bleiben. Sie findet nur schwer Anschluss. „Ich hatte kein Vertrauen, und deshalb in der Schule keine Freunde“, weiß sie heute. Sie schwänzt die Schule und schließt sich in ihrem Zimmer ein. Hinzu kommen Differenzen mit der Freundin ihres Vaters – ein allzu bekanntes Phänomen für die junge Frau. Es geht soweit, dass sich Hanna in stationäre Behandlung begeben muss.

Kaum zu glauben, aber genau hier bekommt die Schülerin die Kurve. „Ich habe dort eine gute Freundin gefunden und viel erlebt“, betont sie. Nach 73 Tagen Klinikaufenthalt darf sie zurück zu ihrem Papa. In der Schule geht es plötzlich bergauf. Später wird sie ihren Realschlussabschluss mit der Note 1,3 machen.

In dieser Zeit wird auch das Verhältnis zu ihrer Mutter, die mittlerweile nach Attendorn gezogen ist, wieder besser. In den Ferien besucht Hanna sie, die junge Frau findet hier ihre große Liebe, und zieht 2015 in die Hansestadt (auch hier zieht sie nochmal um).

Es wird jedoch nicht ihr letzter Umzug bleiben. Wenn sie ihr Abitur nächstes Jahr in der Tasche hat, plant sie ein Biologie-Studium. Dann packt sie erneut ihre Koffer – und der neunte Umzug stünde an.