Grevenbrück. Es gibt keine genauen Zahlen, wie viele Drei-Generationen-Haushalte es im Kreis Olpe gibt. Ausgestorben ist dieses Familienmodell aber nicht.
Es gab Zeiten, da war es üblich, dass Kinder mit ihren Eltern und Großeltern unter einem Dach wohnten. Heute ist dies nicht mehr der Fall, wenngleich steigende Mieten oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für den Drei-Generationen-Haushalt sprächen. Wie viele solcher Haushalte im Kreis Olpe (noch) existieren, dazu gibt es keine genauen Zahlen. Aber es gibt Beispiele, dass dieses Familienmodell noch nicht ausgestorben ist. Wie der Fall Antonia Richard (17) aus Lennestadt-Grevenbrück zeigt.
Antonias Zuhause
Die Schülerin vom Maria-Königin-Gymnasium wohnt auf einem Bauernhof. Mit ihren Eltern, Oma und Opa, 50 Milchkühen, zwei Schafen, einem Hund, Katzen, Kaninchen und Hühnern. Fünf Ferienwohnungen gehören ebenso zum Hof. „Hier bin ich groß geworden“, erzählt Antonia, „ich fühle mich hier wohl.“ Ein Grund dafür ist die Nähe zu ihren Großeltern, ihrem Opa hört sie besonders gerne zu, wenn er von früher spricht.
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Lediglich die Abgeschiedenheit – der Bauernhof liegt am Ende eines kleinen Tals – stört die junge Grevenbrückerin mitunter. „Wir leben ab vom Schuss. Da ich noch keinen Führerschein habe, komme ich hier nicht von alleine weg.“ Andererseits könne sie hier laut feiern, „denn wir haben keine Nachbarn, die es stören würde.“
Antonias Geschwister
Antonia Richard ist das jüngste Familienmitglied. Ihr Bruder Christian ist 19, und nur noch selten in Grevenbrück. „Er macht eine landwirtschaftliche Ausbildung im Münsterland und kommt nur noch jedes zweite Wochenende nach Hause“, erzählt die 17-Jährige, die in ihrer Freizeit Volleyball spielt und in der Kolpingjugend mitwirkt.
Auch ihre ältere Schwester Lioba ist momentan nicht zuhause, die 22-Jährige arbeitet noch bis Ende Mai auf einem Kreuzfahrtschiff. Antonias älteste Schwester Johanna (24) lebt schon länger nicht mehr auf dem Bauernhof.
Die Konsequenz: Mittlerweile lebt Antonia ganz alleine auf der „Kinder-Etage“ im Dachgeschoss. Die Zimmer ihrer Geschwister nebenan sind frei. „Manchmal ist es ein komisches Gefühl, wenn es so leer und leise oben ist. Deswegen freue ich mich immer, wenn meine Geschwister zu Besuch kommen.“
Antonias Eltern
Antonias Vater Michael Richard ist auf dem Hof aufgewachsen. Der 52-Jährige ist Landwirt, genauso wie sein Vater Hathumar, von dem er den Hof übernommen hat. „Mein Papa übernimmt hier die landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Aufgaben“, erklärt sie – und führt zwei Beispiele an: „Im Winter verkauft er Weihnachtsbäume, im Sommer macht er das Heu.“
Antonias Mutter Anne (54), eine gelernte Bankkauffrau, kommt gebürtig aus Attendorn. Sie kümmert sich auf dem Hof um die Gäste, hilft im Garten mit, regelt die Buchungen der Ferienwohnungen und melkt regelmäßig die Kühe.
Antonias Großeltern
Anneliese Richard (77), Antonias Oma, ist wie Michael und die Kinder auf dem Hof groß geworden. Ohne sie gebe es noch heute bei Familie Richard nichts auf die Gabel. „Meine Oma kocht jeden Tag für die ganze Familie“, sagt Antonia, „wir sind zwar nur fünf Leute momentan, Oma hat aber auch schon für 15 Mann gekocht.“ Großvater Hathumar (86), gebürtig aus Milstenau, war ebenfalls Landwirt. Heute kümmert er sich um die Tauben und unternimmt im Sommer Trecker-Fahrten mit den Gästen.
Antonias Aufgaben
„Eine bestimmte Aufgabe habe ich nicht“, sagt die Schülerin, „ich mache immer das, was gerade anfällt.“ Obwohl, so ganz stimmt das nicht. Sie kümmert sich um die beiden Pferde auf dem Hof und bietet den kleinen Gästen Ponyreiten an; und auch der kleine Streichelzoo liegt in ihrer Verantwortung. Ein wenig Taschengeld verdient sich Antonia, wenn sie ihrer Mutter beim Putzen hilft.
Antonias Zukunftspläne
Auch wenn sich die 17-Jährige auf dem großelterlichen Hof in Grevenbrück sehr wohl fühlt, sieht sie ihre Zukunft nicht dort. Sie möchte es ihrer Schwester Lioba, die für ihr Studium (soziale Arbeit) nach Bochum ging, gleichtun.
„Nächstes Jahr mache ich mein Abi, danach will ich studieren und dafür in eine größere Stadt ziehen. Das muss man doch mal erlebt haben.“ Nur was, das weiß sie noch nicht. Nur soviel: Landwirtschaft soll es nicht sein.