Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass es die heutige Generation der „Best Ager“ in der einen oder anderen Hinsicht einfacher hatte. Wenn in den 70ern von den Eltern bei einem Auslandsaufenthalt telefonisch das Befinden abgefragt wurde, konnte man ihnen die Hucke voll lügen:
Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass es die heutige Generation der „Best Ager“ in der einen oder anderen Hinsicht einfacher hatte. Wenn in den 70ern von den Eltern bei einem Auslandsaufenthalt telefonisch das Befinden abgefragt wurde, konnte man ihnen die Hucke voll lügen:
„Wie geht’s dir?“
„Mir? Gut, alles bestens!"
Keine Nachfrage, keine Skepsis, Münzfernsprecher waren schnell am Ende, und der Blödsinn auf Postkarten lautete sowieso immer gleich. Aber heute gibt es Skype, telefonieren mit Bild. „Gut, alles bestens!“ klappt nicht mehr.
In einer multikulturellen Stadt wie Toronto ist es, wie das Beispiel zeigt, besser, wenn man bei der Wahl seiner Dienstleister Vorsicht walten lässt. Nicht Vorurteile sollten Entscheidungen bestimmen, eigene Gewohnheiten und Empfindlichkeiten aber schon. Denn hierzulande kann bei der Wahl eines Friseurs unter modischen Gesichtspunkten vielleicht noch etwas schief gehen, Blut fließt, seit die Ausbildung einer Innungsordnung unterliegt, aber nur höchst selten.
Der 28-jährige Olper, die Schneidetechnik des Olper Salons Haarrausch gewohnt, hätte misstrauisch werden sollen, als sich der Toronto-Coiffeur, der sich irgendwo auf dem schwarzen Kontinent den Umgang mit Schere und Messer abgeguckt hat, mit einer sehr ungewöhnlichen Technik ans Werk machte: Nicht der Meister bewegte sich um den Kopf, sondern die Hand hielt die Schere in die Luft, während der Kunde unter der Schere in einem alten Barber-Stuhl ständig in Position gedreht wurde. Das muss jetzt nicht zwangsläufig schief gehen, da man kleinere Missgeschicke durch „noch kürzer“ ausgleichen kann.
Hat aber Nachteile. Mit Sicherheit dann, wenn man sich der Länge nähert, die nur noch eine Maschine schafft. Im vorliegenden Fall hatte die aber eher die Beschaffenheit eines Spatens als die eines Schneidewerkzeugs. Als der Olper nach Abschluss der Grabungsarbeiten auf seiner Kopfhaut glaubte, die ultimative Herausforderung für das Schmerzempfinden relativ gelassen bestanden zu haben, wusste er noch nicht, dass er erst den zweitschmerzhaftesten Moment des Tages hinter sich hatte. Denn ein guter Haarausgräber lässt seine Kunden nicht gehen, ohne die Furchen in der Kopfhaut zu desinfizieren.
Kein Extra! War im Preis von 20 Dollar mit drin.