Kreis Olpe. . Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) ist eine der kleineren, auch unbekannteren im Land. In diesem Jahr hat sich ein Kreisverband Olpe gegründet, der auch gleich einen Direktkandidaten für die Landtagswahl aufgestellt hat. Robert Hammer aus Dünschede, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Robert Marteau.
Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) ist eine der kleineren, auch unbekannteren im Land. In diesem Jahr hat sich ein Kreisverband Olpe gegründet, der auch gleich einen Direktkandidaten für die Landtagswahl aufgestellt hat. Robert Hammer aus Dünschede, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Robert Marteau.
Herr Hammer, Sie treten bei der Landtagswahl für die ÖDP an. Wie kommt man auf die ÖDP?
Robert Hammer: Ich bin in der SPD gewesen, doch da haben mir bestimmte Dinge nicht gefallen und ich bin wieder ausgetreten. Nachdem ich eine Weile politisch heimatlos war, bin ich durch Zufall über Stefan Volpert auf die ÖDP gestoßen. Ich hatte bis dahin noch nie etwas von denen gehört. Als ich sagte: die kennt doch keiner, sagte er: das liegt daran, weil die keine Firmenspenden nehmen und daher natürlich für Werbung nur begrenzte Mittel zur Verfügung haben. Das hörte sich für mich interessant an und ich habe mich ein halbes Jahr lang intensiv über die Partei und ihr Wahlprogramm informiert.
Dabei stellte sich heraus, dass es eine sehr große Übereinstimmung mit dem gibt, was ich so politisch denke und meine, und ich habe die ÖDP als gute Alternative für mich gesehen.
Warum nicht die Grünen?
Die sind nicht mehr das, was sie mal gewesen sind. Sie sind meiner Ansicht nach auch von Lobbyisten durchzogen, wie das Beispiel Windenergie zeigt. Deren Ausbau ist katastrophal und scheint völlig losgelöst von allen ökologischen Gedanken zu wuchern. Daher bin ich der ÖDP beigetreten und kandidiere für sie als Direktkandidat.
Wie hat sich der Kreisverband entwickelt?
Wir sind immer noch bei derselben Mitliederzahl wie damals, weil wir uns zunächst eher um den Landtagswahlkampf kümmern müssen. Mitglieder können wir nach den Wahlen werben.
Was gefällt Ihnen besonders an der ÖDP?
Es fasziniert mich, dass die ÖDP völlig frei von Lobbyisten-Einflüssen ist. Man muss sich einmal vor Augen führen, wie viele Lobbyisten im Bundestag und im Europaparlament herumlaufen und wie viele Firmenspenden in Millionenhöhe es jährlich gibt; was dort an Einfluss genommen wird auf die Politik, die eigentlich für das Volk da sein soll. Das gibt es bei der ÖDP nicht.
Mir gefällt, dass es in der ÖDP sehr basisdemokratisch zugeht und das Parteiprogramm hat mich überzeugt.
Was darin?
Besonders angesprochen haben mich die Aussagen zur Bildungspolitik, für mich als Vater einer schulpflichtigen Tochter ein sehr wichtiges Thema. Es geht darum ein System zu schaffen, das die tatsächlichen individuellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt und nicht alle über einen Kamm schert.
Wir haben Unmengen Abiturienten, doch im Handwerk und in der Industrie fehlt es überall an Fachkräften. Alle sollen Abitur machen und studieren. Ob die Leute aber tatsächlich geeignet sind, ist eine ganz andere Frage. Wie viele Kinder gehen nur deshalb auf ein Gymnasium, weil die Eltern es wollen?
Was würden Sie in der Bildungspolitik ändern?
Wir müssen zu einer Bildungspolitik kommen, die die Interessen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund stellt. Dazu gehört die Rückkehr zu G 9. Bildung braucht Zeit.
Durch den eklatanten Lehrermangel an allen Schulformen fallen Stunden aus, die bei G 8 kaum noch aufgeholt werden können. Darunter leidet die Qualität der Bildung. Lehrer müssen sich wieder mehr an den Kindern orientieren können und nicht an Zeitplänen, die sie durchpeitschen müssen.
Was kritisieren Sie noch?
Die Inklusion ist ohne Zweifel richtig und wichtig. Wie sie jetzt betrieben wird handelt es sich aber um eine rein ideologische, von Frau Löhrmann aufoktroyierte Politik, die an den schulischen Realitäten völlig vorbei geht. Statt zunächst einmal die Grundlagen zu schaffen und die Schulen entsprechend auszustatten, wurde ein Gesetz erlassen, das Tatsachen schafft, ohne dass die Infrastruktur dafür vorhanden ist. Weder räumlich, noch beim Lehrpersonal.
Das größte Bundesland hat die zweitniedrigsten Investitionen in Bildung. Das betrifft die Wirtschaft, gerade im Kreis Olpe. Das Kapital des Landes ist das Gehirnschmalz der zukünftigen Mitarbeiter und Führungskräfte der Firmen. Dafür sehe ich bei der jetzigen Bildungspolitik schwarz.
Thema Wirtschaft
Ich bin kein Wirtschaftsexperte. Ich bin aber der Überzeugung, dass die Devise ständiges Wachstum um jeden Preis auf Dauer nicht funktionieren kann. Irgendwann sind die Ressourcen verbraucht, gibt es Expansion nur noch auf Kosten anderer. Daher muss sich in der Wirtschaft etwas ändern. Etwa, indem man neue, innovative Wirtschaftsformen sowie Wissenschaft und Forschung fördert.
Sie fordern innovative Industrien, lehnen die Windkraft aber ab.
Die ÖDP steht für alternative Energien. Allerdings in einem Maß, das auch ökologisch vertretbar ist. Momentan ist die Windenergie nichts anderes als ein Investitionsprogramm für irgendwelche Investoren. Die Energieerzeugung steht nicht an erster Stelle.
Und solange die durch den Winde erzeugt Energie nicht gespeichert werden kann, verpufft sie. Es müssen zunächst einmal Möglichkeiten entwickelt werden, diese Energie zu speichern oder umzuwandeln. Das geschieht aber nicht, solange es billigen Atomstrom in Europa gibt.
Hinzu kommen die ökologischen Schäden durch Windräder, wie der Flächenverbrauch oder getötete Vögel und Fledermäuse.
Was brennt Ihnen noch unter den Nägeln?
Ganz klar der öffentliche Personennahverkehr. Der ist gerade bei uns im ländlichen Raum eine Katastrophe und zwingt fast dazu, mit dem Auto zu fahren. Doch was ist mit denen, die kein Auto haben, die nicht mobil sein können? Ich halte es für ganz wichtig, dass der ÖPNV auf dem Lande verbessert wird.
Ich bin weiterhin der Meinung, dass die Polizei wieder auf die Straße gehört. Ich bin überzeugt, dass der Schutzmann in Wohnvierteln eine abschreckende Wirkung auf Einbrecher hätte und die Menschen sich wieder sicherer fühlen würden. Bei täglich knapp 150 Einbrüchen in NRW istdas eine absolute Notwendigkeit, meine ich.
Wie kann eine kleine Partei wie die ÖDP Wahlkampf führen?
Das geht nur mit persönlichem Einsatz. Ich habe als Direktkandidat mit einem Freund 320 Wahlplakate aufgehängt. Wir haben keine Wahlhelfer. Etwa zwei Wochen vor der Wahl werden wir in den sozialen Netzwerken Werbung schalten. Die ist relativ günstig und wir glauben, dass sie recht wirkungsvoll sein wird, weil man dort die Menschen zielgerichtet ansprechen kann.
Wie bewerten Sie Ihre Chancen als Direktkandidat?
Wir sind Realisten und ich weiß, dass ich diesen Wahlkreis nicht gewinnen kann. Doch wir müssen irgendwann auf uns aufmerksam machen. Ich glaube, dass wir ein gutes Wahlprogramm haben, welches unter oedp-nrw.de zu finden ist, sonst würde ich auch nicht für die ÖDP antreten.