Kreis Olpe. . Schon ewig gibt es den „Enkeltrick“, mit dem vor allem ältere Menschen betrogen werden. Neu sind falsche Polizisten am Telefon.

  • Die neueste Masche der raffinierten Trickbetrüger im Kreis Olpe
  • Dank der aufmerksamen Bürger führen die dreisten Anrufe nicht zum Erfolg
  • Großer Erfindungsreichtum und unendlich viele Vorgehensweisen

Der Trick ist so alt wie erfolgreich: Gauner, die sich als „Enkel“ ausgeben und so ältere Menschen betrügen. Immer wieder haben die Täter, die sich als Verwandte ausgeben und eine finanzielle Notlage vorspiegeln, hiermit Erfolg. Doch seit Anfang April gibt es eine ganz neue Masche der Trickbetrüger. Am ersten Sonntag des Monats gab es gleich mehrere Fälle, in denen Bürgerinnen und Bürger im Kreis Olpe von falschen Polizeibeamten angerufen wurden. „Das ist im Moment aktuell. Davor müssen wir warnen“, sagt Stephan Ommer, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde, im Gespräch mit dieser Zeitung.

Der neue Trick funktioniert so: Die Betrüger rufen vor allem ältere Menschen an. Sie geben sich als Polizeibeamte aus und versuchen, an das Geld der Betroffenen zu kommen. Dazu berichten sie ihnen über angebliche aktuelle Straftaten und fordern sie zum vermeintlichen Schutz ihres Eigentums auf, ihnen Geld oder Wertgegenstände auszuhändigen. Im Telefondisplay erscheint die Nummer der Polizei oder einer anderen Behörde. Über ausländische Telefonanbieter sind die Täter in der Lage, jede beliebige Rufnummer im Display der Angerufenen einzublenden.

Nepper, Schlepper, Bauernfänger

Die Menschen im Kreis Olpe sind diesen Ganoven am 3. April nicht auf den Leim gegangen. Alle gaben keinerlei Auskünfte und legten sofort auf. Anschließend verständigten sie die „richtige“ Polizei per Notruf. „Die Täter spionieren auch die Polizei nach Namen und Durchwahlen aus. Das wirkt dann noch echter“, so Stephan Ommer.

Der Erfindungsreichtum ist offenbar grenzenlos. „Es gibt unendlich viele Vorgehensweisen. Es ist schon Wahnsinn, was die Täter sich alles einfallen lassen. Trickbetrüger sind Nepper, Schlepper, Bauernfänger“, so der Olper Polizei-Sprecher. Während beim Trickdiebstahl der Täter sein Opfer ablenke und selber bestiehlt, täusche der Täter beim Trickbetrug: „Durch eine List erreicht der Täter, dass das Opfer das Geld freiwillig herausgibt.“ Bei den Tätern handelt es sich laut Ommer überwiegend um professionelle und organisierte Banden aus Südosteuropa und Osteuropa.

Man könne drei Arten von Trickbetrug unterscheiden: an der Haustür, am Telefon und außer Haus. An der Haustür schlüpfen Trickbetrüger in verschiedene Rollen, zum Beispiel als Geschäftsmann, Handwerker, Hilfsbedürftiger oder Amtsperson. Am Telefon sind es häufig Gewinnversprechen: „Da soll man eine Gebühr im Voraus bezahlen, um den Gewinn zu erhalten. Wenn man das gemacht hat, sieht man nie wieder etwas von dem Geld.“ Beim Enkeltrick würden die Täter oft hohe Summen erbeuten: „Das Geld ist weg. Dagegen ist man nicht versichert.“

Gewinnspielmasche

Immer wieder gibt es auch den Wechselfallenbetrug. „Das passiert sehr häufig in Geschäften, auch im Kreis Olpe. Es sind professionelle Betrügerbanden, die da am Werk sind. Ab und zu fallen sie auch im Kreis Olpe ein“, sagt Ommer. Beispiel: Am 16. März dieses Jahres kaufte ein Unbekannter in einer Bäckerei in Finnentrop Waren für einen Euro. Er gab der Verkäuferin zunächst einen 50-Euro-Schein, bezahlte dann aber doch mit einer 1-Euro-Münze und nahm den Geldschein zurück. Beim Bezahlen verwickelte er die Verkäuferin in ein Gespräch und bat sie, den 50-Euro-Schein zu wechseln. Dabei wurde sie von dem Betrüger derart geschickt in die Irre geführt, dass sie ihm nochmals 50 Euro in kleinen Scheinen zurückgab. Erst als der Täter weg war, bemerkte die Frau die dreiste Betrugsmasche.

Ganz aktuell ist auch ein Fall der Gewinnspielmasche, den eine Attendornerin (59) am Donnerstag anzeigte. Sie hatte sich am 3. April entschieden, an einem per Mail geschickten Gewinnspiel teilzunehmen. Nachdem sie ihre persönlichen Daten angegeben hatte, wurde sie am 11. April angerufen. Dort wurde ihr mitgeteilt, dass sie gewonnen habe und zur Gewinnauszahlung von 74 000 Euro eine zweite Nummer anrufen und Amazon-Gutscheine über 600 Euro kaufen müsse. Das machte die Attendornerin misstrauisch und sie erstattete Anzeige bei der Polizei.

91-Jähriger erkennt Enkeltrick

„Ein kleiner Prozentsatz der Täter ist zwar immer wieder erfolgreich und erbeutet auch manchmal Summen in Höhe von mehreren tausend Euro bis hin zu Summen im fünfstelligen Euro-Bereich. Die meisten Bürger im Kreis Olpe fallen auf die Trickbetrügereien aber nicht herein, weil sie sensibilisiert und misstrauisch sind“, so Stephan Ommer. Ein Beispiel hierfür ist auch ein 91-Jähriger in Lennestadt. Am 13. Januar dieses Jahres hatte eine Betrügerin versucht, mit dem Enkeltrick bei ihm einen größeren Geldbetrag zu ergaunern. Die Frau rief den Rentner an und gaukelte vor, eine Bekannte zu sein und sich in einer finanziellen Notlage zu befinden. Der Angerufene durchschaute die Frau, legte auf und verständigte die Polizei. Als sich die Betrügerin noch zweimal am Telefon meldete, brach der 91-Jährige das Gespräch sofort ab. So blieb der Betrugsversuch ohne Erfolg.