Finnentrop. . Rat muss entscheiden, ob die Saunaanlage im Finto für 750 000 Euro renoviert wird.

  • Durchschnittsalter der Saunabesucher steigt beständig
  • Junge Menschen haben so gut wie kein Interesse
  • Nach Renovierung müsste Besucherzahl steigen

Der Rat der Gemeinde Finnentrop muss entscheiden, ob noch einmal rund 750 000 Euro ausgegeben werden sollen, um einem zunehmend älter werdenden Publikum eine attraktive Saunalandschaft herzurichten, oder das Finto als Standort eine öffentlichen Sauna über kurz oder lang aufgegeben wird. Die Ausgangslage in drei Sätzen:

Die Saunalandschaft im Finto ist in die Jahre gekommen. Der Altersdurchschnitt der Besucher wächst zusehends. Neue Kunden, insbesondere junge, können kaum noch festgestellt werden.
Formulierungen, die dem Gutachten entnommen sind, das die Gemeinde beim Deutschen Saunabund in Auftrag gegeben hat. Ergebnis: Ja, die Investition kann sich rechnen, wenn . . .

„Zehn zusätzliche Besucher pro Tag“, sagt Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß, „könnten die Investitionen rechtfertigen“, denn vertretbar ist eine solche Ausgabe für ihn nur, wenn sie sich rechnet. Heß selbst sieht sich eher auf der Seite der Skeptiker: „Eine Sauna gehört nicht unbedingt zu den Aufgaben einer Gemeinde, die sich um Daseinsvorsorge zu kümmern hat.“

Dass das Saunieren zu den Vorlieben der älteren Generation gehört, ein junges Publikum nicht nachwächst, stimmt ihn nicht optimistischer: „Man muss schon fragen, ob das noch eine Zukunft hat.“ Der Deutsche Saunabund ist in seinem Gutachten zuversichtlicher. Er sieht ein aktivierbares Besucherpotenzial von 55 zusätzlichen Besuchern pro Tag.

Sauna  für Finnentrop.jpg

Laut einer Befragung des Saunabundes zählen sich 44 Prozent der Deutschen (Männer 48%, Frauen 40%) zu den Saunagängern, wobei die Häufigkeit stark differiert, von wöchentlich bis zweimal im Jahr. Der Anteil der Ausländer bleibt unberücksichtigt, da diese „z.B. aus religiösen Gründen oder aus Gründen des Schamgefühls seltener in eine öffentliche Saune gehen“, so die Begründung im Gutachten.

Erholung und Abhärtung

79 Prozent der Besucher geben an, dass sie wegen der körperlichen Erholung in die Sauna gehen, 74 Prozent wegen Abhärtung und Erkältungsvorbeugung und 60 Prozent wegen psychischer Entspannung. Darüber hinaus haben 26 Prozent der Saunabesucher den Grund „Geselligkeit und Kommunikation“ genannt.

Bei der Ermittlung des Besucherpotenzials wurde ein 17,5-Kilometer-Radius um das Finto geschlagen, was zur Folge hat, dass auch Olpe und Plettenberg aufgezählt werden, Orte, in denen es ebenfalls große Saunalandschaften gibt. Insgesamt leben im Einzugsgebiet 197 137 Einwohner, was laut Saunabund ein Potenzial von rund 25 000 Besuchern ergibt, wenn man Haus-, Hotel oder Sportsaunen herausrechnet.

Dieses Potenzial wird nur zu gut einem Drittel ausgeschöpft. Laut Gutachten besuchen lediglich rund 8500 Besucher öffentliche Saunabäder, die innerhalb oder außerhalb des Einzugsgebietes liegen. 66 Prozent des Marktvolumens bleiben unberührt.

Dies ist im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands (südliches Münsterland 43 Prozent, Siegerland 60 Prozent, Bergisches Land 86 Prozent) ein niedriger Prozensatz und ließe Raum für eine Erweiterung in Finnentrop. Bedingung:

„Voraussetzung für eine Aktivierung des Potenzials ist, dass eine attraktive Saunaanlage mit gutem Dienstleistungsstandard, interessant gestaltetem Außenbereich und kundenorientierter, hygienischer Betriebsführung betrieben wird, in der die Besucher den genannten Bedürfnissen nachkommen können“, so das Gutachten und abschließend: „Letztlich ist in einer Prognose der angesetzte Aktivierungsgrad ein subjektiver Wert, der vorsichtig zu gebrauchen ist.“