Attendorn. . Der Kreativmarkt in Attendorn setzt seit Jahren auf selbst gemachte Produkte. Qualität des Angebots sorgt für hohes Interesse der Besucher.
- Die meisten Stände des Attendorner Kreativmarktes werden von Frauen betrieben
- Dagmar Kaiser und Anna Schüttler wollen Tradition des Spinnens weitergeben
- Viele Aussteller freuen sich jedes Jahr auf das Wiedersehen
„Oh, das sehe ich ja seit 50 Jahren zum ersten Mal“, sprudelt es beherzt aus der älteren Dame heraus. Ihr Blick ist auf die Spinnräder vor ihr gerichtet. Scheinbar völlig im Takt halten Dagmar Kaiser und Anna Schüttler ihre Räder in Bewegung und geben so den Besuchern des Attendorner Kreativmarktes die Gelegenheit. ihnen bei ihrer alten Handwerkskunst über die Schulter zu schauen.
„Spinnen ist Erholung, Entschleunigung und Entspannung“, erklärt Dagmar Kaiser und blickt in Richtung der hölzernen Schale mit Wolle. Mutmaßungen über das Obst, mit dem die wohl gefärbt ist, - Mango, Kiwi, Papaya - sind schlicht und ergreifend falsch.
Überzeugende Qualität
Unter den Wollknäueln verbirgt sich die Lösung: Zwiebeln. Und die Wolle stammt von Schafen aus der heimischen Region, wie Dagmar Kaiser hervor hebt. Während sie ihrem Hobby schon lange frönt, half Ulla Schüttler der Zufall auf die Sprünge. Bei einem Besuch des Attendorner Kreativmarktes fand sie Gefallen am Spinnen und hat mittlerweile gemeinsam mit Dagmar Kaiser eine Spinngruppe gegründet. Beiden Frauen geht es weniger ums Verkaufen als darum, „Aufklärungsarbeit“ zu leisten und die Tradition weiter zu geben. In einem Punkt sind sie sich einig: Einmal angefangen macht Spinnen süchtig.
Der Stand war einer von etwa 40, die am Samstag und Sonntag in der Attendorner Stadthalle aufgebaut waren. Was ist das Geheimnis des Erfolges des Attendorner Kreativmarktes? „Die Qualität der ausgestellten Waren überzeugt die Besucher. 80 Prozent von dem, was angeboten wird ist selber gemacht“, verrät die Gleichstellungsbeauftragte und Organisatorin Marion Terschlüsen und hebt das gute Miteinander unter den Ausstellern hervor: „Schon beim Aufbau freitags freuen sich einige über das Wiedersehen mit anderen Ausstellern.“
Auf Kreativität gesetzt
Fünf Aussteller sind von Anfang an dabei. Dazu gehört auch Renate Klein. Sie gab vor 19 Jahren den Anstoß für die Kreativmärkte. Nach einem Besuch eines anderen, gleichwertigen Marktes sagte sie zu Marion Terschlüsen: „So was möchten wir in Attendorn auch.“ Doch, wer etwas möchte, muss auch etwas dafür tun. Renate Klein macht das und hilft bei der Organisation jedes Jahr tatkräftig mit. Sie selber gehört mit schönen Dekos zu den überwiegend weiblichen Ausstellern.
Zu den Neulingen, die zum ersten Mal dabei sind, zählt Julia Prachowski. Nach der Geburt ihrer Tochter Anna, die einen schweren Herzfehler hat, hat sich die Wahl-Attendornerin entschieden nicht mehr in ihren Beruf zurück zu kehren. Stattdessen setzt sie auf Kreativität. Entstanden sind farbenfrohe Accessoires, die das Leben schöner machen, Pampers-Täschchen, Kindergartenbeutel und Schlüsselanhänger, auf Wunsch personalisiert. Einen Teil ihrer Erlöse spendet Julia Prachowski an den Verein „Fontanherzen“, der sich deutschlandweit für Menschen mit halbem Herzen einsetzt. Weitere Infos gibt’s unter: www.rumpelherzchen.de.