Kreis Olpe. . Einbrecher haben im Winter Saison. Bei Trickdieben ist das anders. Sie treiben das ganze Jahr über ihr Unwesen.

  • Bei Trickdieben handelt es sich um professionelle Täter aus Osteuropa
  • Seit Ende vergangenen Jahres haben Taten im Kreis Olpe wieder zugenommen
  • Die Opfer von Trickdiebstählen werden getäuscht und abgelenkt

Einbrecher haben im Winter Saison. Wenn die dunkle Jahreszeit vorbei ist und es Richtung Sommer geht, gehen die Taten drastisch zurück. Bei Trickdieben ist das anders. Sie schauen nicht auf die Witterung. „Trickdiebe haben immer Saison. Das ist kein überragendes Problem bei uns, aber solche Straftaten finden regelmäßig in allen Spielarten statt“, sagte Stephan Ommer, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Olpe, auf Anfrage dieser Zeitung. In 2016 war es im Kreis Olpe relativ ruhig in Sachen Trickdiebstählen, erst Ende des Jahres nahmen die Taten wieder zu. Und dies dauert aktuell an. „Im Moment scheint es im Kreis Olpe wieder vermehrt zu Trickdiebstählen zu kommen“, so Ommer.

Trickdiebstähle werden in der Statistik der Olper Polizei unter einfachen Diebstählen geführt. Eine explizite Auswertung gibt es nicht. Insgesamt gingen die einfachen Diebstähle im Kreis Olpe um 9,75 Prozent zurück: von 1374 in 2015 auf 1240 im vergangenen Jahr. „Trickdiebstahl bildet dabei einen geringen Anteil“, erläuterte Stephan Ommer. Unterscheiden müsse man zwischen Trickdiebstahl und Trickbetrug, so der Polizei-Sprecher: „Beim Diebstahl werden die Opfer getäuscht und abgelenkt und ihnen zum Beispiel das Portemonnaie aus der Hosentasche gezogen. Beim Trickbetrug täuschen die Täter das Opfer, und das Opfer gibt dann die Dinge freiwillig heraus.“ Dem Einfallsreichtum der Trickdiebe sind keine Grenzen gesetzt: „Die Täter sind sehr erfinderisch. Sie lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen. Es gibt unheimlich viele Begehensweisen. Es handelt sich um professionelle Täter, keine Gelegenheitsdiebe. Meistens sind es Tätergruppen, die bandenmäßig vorgehen und aus dem osteuropäischen Raum kommen. Sie suchen sich die richtigen Opfer aus. Sie schauen, ob es ein lohnenswertes Opfer ist, das nicht viel Widerstand leistet. Häufig sind es ältere Menschen.“

Zetteltrick steht hoch im Kurs

Ganz hoch im Kurs steht bei den Trickdieben der sogenannte Zetteltrick. Dem fiel am 2. März dieses Jahres auch eine 65-jährige Autofahrerin in Drolshagen zum Opfer. Nach dem Einkauf in einem Supermarkt hatte sie Waren und Handtasche in ihrem geparkten Auto auf den Rücksitz gelegt.

Auf dem Weg zur Fahrertür fragte sie ein Unbekannter nach dem Weg in ein Krankenhaus. Er hielt ihr einen Zettel hin und bat, die Wegbeschreibung zu notieren. Als sie dies gemacht hatte, bedankte und verabschiedete er sich. Als er weg war, bemerkte die Frau, dass ihr Geldbeutel mit 250 Euro und diversen Papieren aus der Handtasche auf dem Rücksitz gestohlen worden war.

Bei Trickdiebstählen in Geschäften seien es meistens zwei oder drei Täter, so Ommer: „Der eine lenkt die Verkäuferin ab, der andere stiehlt. Erst wenn sie wieder weg sind, wird das bemerkt.“ Beispiel: Am 26. Januar diese Jahres erbeutete ein Duo in einem Geschäft an der Westfälischen Straße in Olpe 800 Euro Bargeld. Während der eine Täter den Inhaber in ein Verkaufsgespräch verwickelte, machte der andere im Büro im Obergeschoss Beute.

Auch an der Haustür tauchen Trickdiebe auf. „Oft klingeln sie bei Senioren, bitten um ein Glas Wasser und schleichen sich so in die Wohnung ein. Es geht um irgendeinen Vorwand. Häufig kommen sie auch zu Zweit“, sagte Ommer. Erst wenn die Täter wieder weg sind, bemerken die Opfer, dass Geld oder Schmuck fehlt. Beispiel: Im Februar dieses Jahres klingelte ein Mann bei einer 92-Jährigen in der Olper Schützenstraße. Er gab vor, Vorwerk-Vertreter zu sein, worauf die alte Dame den Mann in die Wohnung ließ. Nachdem er wieder weg war, stellte die Frau den Diebstahl ihrer Geldbörse mit 600 Euro Bargeld fest.

Kette und Täterin verschwunden

Ein Wechselgeldbetrug sei ebenfalls ein Trickdiebstahl, so Ommer: „Beim Wechseln eines Geldscheines wird das Opfer in ein Gespräch verwickelt. Die sind dabei so geschickt, dass man erst später merkt, dass das Geld weg ist.“ Auch bei Geldautomaten tauchen Trickdiebe im Kreis Olpe auf: „Die Geschädigten ziehen Geld, der Täter kommt und verwickelt sie in ein Gespräch. Der Täter zieht das Geld dann direkt selber aus dem Schacht oder das übernimmt ein Mittäter.“

Zum bislang wohl spektakulärsten Trickdiebstahl im Kreis Olpe kam es im vergangenen Jahr in Attendorn. Eine Frau wurde von einer Unbekannten angesprochen und nach dem Weg gefragt. Zum Dank für die Auskunft schenkte die Täterin der Frau eine Kette, die sie ihr auch gleich umhängte. Dabei vergoss sie Freudentränen, weil sie ihr geholfen habe. Später bemerkte die Frau, dass sie eine wertlose Metallkette um den Hals hatte. Ihre eigene wertvolle Kette war verschwunden - genauso wie die Trickdiebin.