Rallye-Star Walter Röhrl und sein besonderes Verhältnis zum Sauerland
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Attendorn. . Warum der Rallye-Star ein Problem mit Uniformen hat, die Freundschaft mit Ex-Förster Dieter Göbel und seiner Familie aber bis heute Bestand hat.
Alles begann mit Kaffee und Kuchen am Listersee
Förster Göbel bringt Ordnung in den Röhrl-Wald
Geschichten von Sieg und Niederlage auf Burg Schnellenberg
Walter Röhrl wurde in diesen Tagen 70 Jahre alt. Am 7. März 1947 wurde er in Regensburg geboren. Seine Karriere als Weltstar des Rallyesports führte ihn bis Afrika, Neuseeland und in die USA. Es gibt aber auch eine nette Verbindung nach Südwestfalen.
Diese erstaunliche Geschichte begann in den späten 80er Jahren an der Listertalsperre, genauer gesagt in dem Dörfchen Eichen, am Ufer, direkt hinter der Mauer. Dieter Göbel, Förster beim Ruhrverband und mit seiner Frau Christa begeisterter Motorsportler auf Orientierungsfahrten und Rallyes, impfte schon damals seine beiden Jungs, Peter und Dirk, mit der Überzeugung, dass es nur Einen geben konnte: den Langen. Den zweifachen Rallye-Weltmeister und vierfachen Gewinner der Rallye Monte-Carlo auf vier verschiedenen Fabrikaten... Aber diese spektakulären Tatsachen kann man ja überall nachlesen, in diesen Tagen rund um seinen runden Geburtstag sowieso.
Der Weltmeister weilte in Olpe
Also zurück nach Eichen. Peter Göbel, Jahrgang 1969, lud Röhrl als Zuschauer anlässlich der Hunsrück Rallye 1987 einfach zu Kaffee und Kuchen ein. Zwei Wochen später weilte der Weltmeister dann im Rahmen der Tour Piper tatsächlich in Olpe, der Besuch in Eichen war perfekt.
Amüsant dazu die Anekdote, dass ihm erst einmal das Gesicht entglitt, als er Vater Göbels grüne Uniform entdeckte. Es gibt nämlich sehr viele lustige Fußnoten zu Walter Röhrl und der Polizei, die nicht immer Verständnis für seinen Sport aufzubringen gewillt war. Vor allem in Italien, wobei es dabei jedoch oft auch uniformierte Autogrammjäger waren, die ihn einfach mal kontrollieren wollten. Mancher Kraftausdruck soll da gefallen sein, während er sie einfach abhängte, und auch diese direkte Art ist längst legendär. „Der Walter sagt immer, was er denkt“, so ein großes Credo seiner unzähligen Fans. Dafür lieben sie ihn. Und dafür, dass er immer Zeit für sie hat. 300 Autogramme am Stück. Kein Problem. Es geht mal eben an den Nachbartisch, die Herrschaften müssen auf ihn verzichten. Dort kreist dann stoisch der Stift und auch hier zeigt sich die Präzision, die ihn so sehr ausmacht: Wie gedruckt in allen Größen, auf Karten, Modellen, Tankdeckeln und Mützen, in allen gewünschten Formaten.
Uniform erwies sich als Segen
Zurück also zu Vater Göbels Uniform. Die entpuppte sich als unerwarteter Segen, denn Röhrl konnte gerade einen Fachmann fürs Grüne im eigenen Waldstück dringend gebrauchen. Und wie die Göbels so sind, fuhren sie einfach mal hin, und wie der Röhrl so ist, brachten sie ihm fachgerechte Ordnung in den Wald. Ohne Umwege.
Der freundschaftliche Kontakt blieb bestehen und Röhrl konnte beobachten, wie Peter Göbel sich zu einem vielversprechenden Copiloten mauserte. Karten lesen, Chinesenzeichen deuten, navigieren, all das klappte. Eines Tages dann holte sich Röhrl den Peter bei einer historischen Rallye-Veranstaltung auf den Beifahrersitz seines Porsche 356: „Ich erwarte einen perfekten Job.“ So begann diese Karriere, die Peter Göbel zum fünffachen Deutschen Rallye-Meister gemacht hat.
Auf die Festplatte gebrannt
Als Copilot von Matthias Kahle wurden viele Siege auf Skoda eingefahren, aber die erste Fahrt mit voller Verantwortung für Walter Röhrls Erfolg, die hat sich natürlich regelrecht auf der Festplatte eingebrannt. Einmal falsch abgebogen, ein Ausritt in die Pampa, und auch der beste Fahrer der Welt kommt nur als Zweiter ins Ziel. So ist das.
Der Sport wird zum Beruf
Peter Göbel machte seinen Sport zum Beruf und wurde bald bekannt für seine generalstabsmäßige Planung von Oldtimer-Rallyes. Ob Bodensee-Klassik oder die bekannte Hamburg-Berlin, all diesen Veranstaltungen hat er mit seiner Agentur PlusRallye und hochspezialisierten Mitarbeitern den präzisen Stempel aufgedrückt. Dann gesellte sich mit der AvD-Histo-Monte ein echter Klassiker hinzu, der durch Peter Göbel wieder auflebte. Im vergangenen Februar wurde die 21. Ausgabe gefahren, und auch Walter Röhrl war gern dabei.
Oldtimer-Rallye durchs Sauerland
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2015 im Oktober dann veranstaltete Peter Göbel die erste Sauerland Klassik, um an die Region seiner Jugend zurück zu kehren, schließlich wohnt er schon lange mit seiner eigenen Familie in Korb bei Stuttgart.
Erste Ausgabe der Sauerland Klassik wurde zum Volksfest
Die erste Ausgabe wurde zu einem regelrechten Volksfest, denn eine solche Ansammlung an hockkarätigen Klassikern hatte das Sauerland bis dato noch nicht gesehen. Mit dabei tatsächlich wieder Walter Röhrl, gemeinsam mit seinem Rekord-Copiloten Christian Geistdörfer. Und auch hier fuhr wieder die Geschichte mit. Das Weltmeister-Duett bewegte den Porsche 911 der Rallye San Remo 1981 aus dem Bestand des Porsche-Museums.
Nach dem Geschmack des Langen
„Meine bitterste Niederlage“, wie Walter Röhrl auf der Burg Schnellenberg 2015 erzählte. Ganz vorn hatte er damals mitgemischt, auf dem einzigen Hecktriebler in der geschlossenen Meute der übermächtigen Allradler. Dann riss eine Antriebswelle ab. Es wäre ein Sieg so ganz nach dem Geschmack des „Langen“ gewesen: Eigentlich unmöglich. Aber nur eigentlich.
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