Attendorn. . Angesichgs einer auf Kante genähten Personaldecke muss in den Pfarreien auf so manches verzichtet werden.

  • Wenn der Kirche das Personal ausgeht, sind Veränderungen unumgänglich
  • Auch Fusionen und Nutzung von Kirchen stehen zur Diskussion
  • Gespräch mit Pfarrer und Dechant Andreas Neuser

Angesichts sinkender personeller, aber auch finanzieller Ressourcen in der Katholischen Kirche und auch im Erzbistum Paderborn hat man im Pastoralverbund Attendorn einen Prozess auf den Weg gebracht: Unter Einbeziehung der Gremien soll erarbeitet werden, was zukünftig noch möglich ist und wo es Veränderungen und auch Einschnitte geben muss.

Bereits im Juli vorigen Jahres fand ein erstes Treffen von Priestern, Laien, ehrenamtlich in der Kirche Engagierten und weiteren Interessierten bei der Attendorner Strategieberatung-Agentur „Des Wahnsinns fette Beute“ statt. ­Dabei wurden Überlegungen angestellt, wie es im Pastoralverbund Attendorn weitergehen soll - unter anderem angesichts der Tatsache, dass bis zum Jahr 2024 von Paderborn ein Stellenschlüssel von ­zweieinhalb Priesterstellen und eineinhalb Gemeindereferenten vorgesehen ist.

Auch wenn es momentan auf dem Papier so aussehe, dass der Pastoralverbund Attendorn besser gestellt sei, sei die Personalsituation im Dekanat Südsauerland ­insgesamt „auf Kante genäht“, so Dechant Andreas Neuser.

Am 22. September fand eine Sitzung des Pastoralverbunds-Rates statt. Dem Pastoralverbunds-Rat gehören jeweils zwei Vertreter der neun Pfarrgemeinderäte im Pastoralverbund an. Dabei wurde laut Dechant Neuser eine Ideenskizze, wie es weitergehen kann, diskutiert und verabschiedet.

Diskussionen vorprogrammiert

Diese enthält einige Einschnitte und Veränderungen, die nach und nach eingeführt werden sollen und in den Kirchengemeinden sowie unter den Christen für Diskussionen sorgen könnten. Dazu zählt zum Beispiel die Einführung eines Beerdigungsdienstes durch Laien. Angesichts von mehr als 190 ­Beerdigungen im Jahr und immer weniger Priestern könnten diese nicht immer einen „qualitätsvollen Beerdigungsdienst leisten“, heißt es in dem Papier. Entlastung sei ­geboten. Angesichts eines deutlichen Wandels in der Bestattungskultur hin zu Urnenbestattungen, die oftmals nur von einem kurzen Wortgottesdienst in den Friedhofskapellen begleitet würden, will man einen Prozess anstoßen, der „eine Offenheit für Beerdigungen durch Laien zum Ziel hat“.

Die Begleitung von Trauernden wird nach wie vor als kirchliche Kernaufgabe angesehen, stellt ­Dechant Neuser klar, und niemand werde gezwungen, Angehörige durch Laien beerdigen zu lassen. Aber: „Wenn Laien uns Priestern zehn Prozent der Beerdigungen abnehmen könnten, wäre das schon eine Menge“. Bis es soweit ist, wird es noch eine Weile dauern, weil noch interessierte und geeignete Personen für diesen Dienst gefunden und ausgebildet werden müssen.

Synergien im Blickpunkt

Konkreter sind die Veränderungen bei den Prozessionen. Hier wird die Zahl der Prozessionen auf den Dörfern bereits in diesem Jahr reduziert (siehe Infobox), in Attendorn stehen Prozessionen auf dem Prüfstrand.

Insgesamt sollen im Pastoralverbund Attendorn Synergien in der Zusammenarbeit gefunden werden. Auch wenn die Selbstständigkeit der einzelnen Gemeinden als Ziel in der Pastoralen Vereinbarung festgelegt sei, seien in ihr „Szenarien entwickelt worden, die eine verstärkte Kooperation zur Folge haben müssen“, heißt es in dem Papier. Es müsse gelingen, die „Strukturen den pastoralen Gegebenheit anzupassen. Auch die Nutzung der kirchlichen Immobilien gilt es im Blick auf das Ganze zu beurteilen“.

Programme sind abzustimmen

Konkret heißt das, dass die Aktivitäten und Gebäudeprogramme der Attendorner Stadt-Gemeinden St. Johannes Baptist und Seliger Adolph Kolping aufeinander abgestimmt werden sollen. Dechant Andreas Neuser: „Unser Pfarrheim muss saniert werden, es ist nicht barrierefrei. Das Pfarrheim im Schwalbenohl ist ebenerdig und es stehen ausreichend Parkplätze zur Verfügung“. Man müsse sich überlegen, welche Aktivitäten sinnvoll wo angesiedelt werden könnten. Es sei nicht geplant, dass Pfarrheim in der Stadt zu veräußern, andere Nutzungen seien aber denkbar.

Immobilienkonzept

Mit Hilfe des Gemeindeverbandes soll ein Immobilienkonzept erstellt werden, das die vorhandenen Gebäude auf ihre zukünftige Nutzung hin überprüft. In Kürze wird wohl eine Entscheidung über die Kirche in Neu-Listernohl fallen.

Die Pfarrgemeinden St. Johannes Baptist und Sel. Adolph Kolping sollen „ihre Besonderheiten behalten, werden aber stärker zusammen gesehen“, heißt es in dem Papier, und, kurzer Satz mit einiger Brisanz: „Eine Fusion der Gemeinden ist denkbar“.

Insgesamt soll die pastorale Arbeit überprüft und gezielter eingesetzt werden. Ein Vorschlag hier: „Die Erstkommunion-Vorbereitung wird auf der Ebene des Pastoralverbundes verantwortlich durch ein Team von Haupt- und Ehrenamtlichen geleitet.“

Prozessionen

Am Fronleichnamstag werden zukünftig parallel vier Prozessionen angeboten, und zwar in ­Attendorn, Helden, Ennest und im Ihnetal.
Die Gemeinde Dünschede hat nur noch eine Prozession, und zwar die Heiligentracht.

Die Gemeinden Windhausen und Lichtringhausen haben eine gemeinsame Prozession am Sonntag nach dem Fronleichnamsfest.
Brand-, Pest- und Flurprozession in Attendorn werden auf ihre Terminierung und ihre ­Gestaltung hin überprüft.