Sporke. . Der Sonntagsspaziergang im Wald wurde für drei Frauen zum Alptraum. Was die Jägerschaft dazu sagt, wirft Fragen auf.

  • Ausgebüxter Jagdhund hetzt Reh bei Sporke und verbeißt sich an dem Tier
  • Jäger im Kreis Olpe sprechen von normalem Jagdgeschehen, das vorkommen kann
  • Problem im Wald: Zu viele Gatterzäune versperren Rehwild die Fluchtwege

Es sollte ein entspannter Sonntagsspaziergang werden. Doch dieser endete für drei Frauen mit Entsetzen. Vor ihren Augen hetzte ein Jagdhund ein Reh und verbiss sich an dem Tier - ein grausames Erlebnis, aber durchaus kein Einzelfall.

Juliane Kouril aus Kirchhundem war mit ihrer Schwester und ihrer Mutter bereits auf dem Rückweg, als sie vom gegenüber liegendem Waldhang bei Sporke-Hespecke laute Stimmen hörten. Zwei Personen mit grün-/orangefarbener Kleidung riefen den Namen eines Hundes. „Ich sagte noch zu meiner Schwester: Hoffentlich begegnen wir diesem nicht, als plötzlich vor uns ein Deutsch Drahthaar mit orangefarbener Warnweste auftauchte, der ein Reh hetzte“, erinnert sich Juliane Kouril. Das Reh suchte Schutz in einer Schonung, die von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben war - eine tödliche Falle. „Vor unseren Augen bekam der Hund das Reh zu fassen und verbiss sich in der Hinterhand des fürchterlich schreienden Tieres. Meine Schwester versuchte, durch den Zaun den Jagdhund an der Rute zu fassen, aber der Hund befand sich in einem derartigen Blutrausch, dass es unmöglich war, das Reh zu retten.“ Das schwer verletzte Tier schrie immer wieder jämmerlich um sein Leben. Dann näherten sich die beiden Männer mit Gewehr über dem Arm. Es gelang ihnen, den Hund vom Reh zu trennen.

Jagdalltag

Die Jäger töteten das schwer verletzte Reh und setzten dem Leiden ein Ende. Juliane Kouril: „Im Gespräch mit den Jägern erklärte man uns, dass diese Situation zum normalen Jagdgeschehen dazugehöre.“ Karl-Josef Fischer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, bestätigt das. „Es sollte nicht so sein, kommt aber immer wieder vor, ein leidiges Thema.“ Laut Jägerschaft waren die Jäger auf Wildschweinjagd. Hegeringsleiter Thomas Demmerling: „Bei dem Schnee können wir gut sehen, wo die Schweine liegen.“ In der Dickung lagen aber auch vier Rehe, die von dem Hund aufgebracht wurden. Fischer: „Man kann den Hund leider nicht so ausbilden, dass er das Wild unterscheiden kann.“

Der Hund habe dann - unbemerkt vom Hundeführer - die Fährte des Rehs aufgenommen. Aber: „Normalerweise kriegt der Hund das Tier nicht, weil es viel schneller ist“, erklärt Thomas Demmerling. Doch in der Maschenzaun-Falle hatte das Reh keine Chance. Ein Problem: „Es gibt viel zu viele Gatterzäune, die nicht mehr gebraucht werden, aber einfach stehen bleiben. Ohne Zaun wäre das nicht passiert“, so Fischer.

Für Juliane Kouril ist diese jagdliche Logik nur ein schwacher Trost: „Für uns wurde der Spaziergang zu einem Alptraum und bis heute können wir den Anblick des Rehs im Todeskampf nicht vergessen. Es ist traurig, so etwas von zu Jägern ausgebildeten Personen und deren Hund mitansehen zu müssen.“