Kreis Olpe. . Eine Verschnaufpause gibt es für alle, die mit der Sanierung und Dämmung von Dächern zu tun haben. Die Kostenspirale dreht sich derzeit nicht.
- Dachdeckern und Hausbesitzern bleibt zumindest für ein Jahr eine Kostenexplosion erspart
- Dämmmaterial aus Styropor, das mit HBCD behandelt wurde, gilt nicht als Sondermüll
- Entsorgung hätte statt 200 möglicherweise 5000 Euro und mehr pro Tonne gekostet
Der Bundesrat hat Dachdeckerbetrieben und Bauherren für zunächst ein Jahr das erwartete „Horrorszenario“ erspart. Das bestätigte Kreishandwerksmeister Frank Clemens, zugleich Obermeister der Dachdecker-Innung Olpe. Die Entsorgung von Styropor, das mit dem Flammschutzmittel HBCD behandelt wurde, kann – zunächst befristet auf ein Jahr – wie bisher gehandhabt werden.
Zunächst war befürchtet worden, dass die Entsorgung statt etwa 200 Euro je Tonne künftig 5000 Euro und mehr gekostet hätte. Das hätte Bauherren oder Immobilienkäufern, die eine Sanierung ihres Daches planen, eine deutliche finanzielle Mehrbelastung gebracht.
Denn die Preise wären nicht nur wegen der höheren Kosten für die Verbrennung gestiegen, sondern auch durch eventuell steigende Transportkosten oder spezielle Entsorgungseinrichtungen.
Entsorgung schwierig
Diese Entwicklung hat der Bundesrat zunächst gestoppt, indem er die verschärften Vorschriften für die Entsorgung von Polystyrol-Dämmstoffen Ende des letzten Jahres wieder gelockert hat. Die Länder hatten sich mehrheitlich gegen eine Einstufung dieser Dämmstoffe als gefährlicher Abfall ausgesprochen. Damit würden bis auf Weiteres, so Clemens, die Kosten für die Entsorgung nur wenig höher ausfallen - der normalen Teuerungsrate entsprechend.
Probleme hatten die Dachdeckerbetriebe, weil sie bei einer Dachsanierung das alte Styropor nicht mehr loswurden. Altmaterial stapelte sich auf den Baustellen oder auf dem Betriebsgelände der Firmen, weil eine EU-Richtlinie vorgab, den Dämmstoff Polystyrol mit HBCD als Sondermüll einzustufen und der Verbrennung zuzuführen. Eine Entsorgung hätte nur in Müllverbrennungsanlagen stattfinden dürfen, die über eine entsprechende Genehmigung verfügen, die für die Mehrheit der Anlagen in Deutschland aber nicht vorliegt. So gebe es in NRW überhaupt nur rund zehn Müllverbrennungsanlagen, die den Dämmstoff annehmen. Die hohen Kosten und die unklare Preisentwicklung hätten es Dachdeckerbetrieben auf Dauer unmöglich gemacht, Angebote für Aufträge abzugeben.
Gemeinsame Strategie
Clemens geht davon aus, dass auch im heimischen Raum nicht nur Dachdeckerbetriebe davon betroffen gewesen wären, sondern auch das Bauhaupt- und -nebengewerbe insgesamt (also Bauunternehmen, Estrichleger, Stuckateure, Fliesenleger, Maler- und Lackierer, Tischler, usw..) - im KH-Bezirk rund 750 Betriebe. Der Kreishandwerksmeister als auch der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Jürgen Haßler erwarten jetzt, dass die Umweltministerien von Bund und Ländern umgehend gemeinsame Strategien für den Umgang mit alten Dämmplatten finden.
Alternative Materialien
Das Umweltbundesamt empfiehlt derweil, alternative Dämm-Materialien wie Mineralwolle, Schaumglas, Blähton oder Dämmstoffe auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen zu verwenden. Als Orientierung bezüglich der – im Vergleich mit konventionellen Produkten – besseren Verträglichkeit für Mensch und Umwelt könne auch das Kennzeichen „Blauer Engel“ auf Dämmstoffen dienen.
HBCD darf seit dem 21. August 2015 ohnehin europaweit nicht mehr als Flammschutzmittel in Dämmplatten eingesetzt werden.
Für die Zeit nach dem jetzt vom Gesetzgeber eingeräumten einen Jahr „Schonfrist“ erwartet Clemens, „dass es so bleiben wird wie es bisher war.“