Attendorn. . Mehrere Flüchtlinge in Attendorn warten seit acht Monaten auf ihre erste Anhörung im Asylverfahren. Sie kritisieren die BAMF-Außenstelle in Bad Berleburg.

  • Asylbewerber warten seit acht Monaten auf ihr Anhörungsverfahren
  • Kritik der Flüchtlinge an zuständiger Behörde in Bad Berleburg wächst
  • Asylverfahren dauern hier länger als woanders in Nordrhein-Westfalen
  • Asylbewerber warten seit acht Monaten auf ihr Anhörungsverfahren
  • Kritik der Flüchtlinge an zuständiger Behörde in Bad Berleburg wächst
  • Asylverfahren dauern hier länger als woanders in Nordrhein-Westfalen

Ahmad Al Soud ist ein 26 Jahre alter Syrer, den der Bürgerkrieg aus seiner Heimat vertrieben und nach Attendorn geführt hat. Er tut alles, um sich zu integrieren.

Seine Deutschkenntnisse sind bereits sehr gut, er nimmt an einer sogenannten „Ausbildung light“ bei Mubea teil und möchte sein Elektrotechnik-Studium beenden. Basis für alles ist seine Anerkennung als Asylbewerber. Und die lässt sich auf sich warten.

Seit April vom BAMF in Berleburg vertröstet

Nachdem er nach Attendorn gekommen sei, habe er am 14. April „ein erstes Interview“ mit Mitarbeitern der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Bad Berleburg stattgefunden, berichtet Ahmad Al Soud. Danach sei nichts mehr passiert. Auf mehrfache Nachfrage in Bad Berleburg habe man ihm mitgeteilt, er müsse auf einen Termin warten.

Ahmad Al Soud dauert das alles zu lange. Andere Syrer, zu denen er Kontakt hat, die viel später als er nach Deutschland gekommen und zum Beispiel in der Erstaufnahmeeinrichtung in Unna-Massen gelandet seien, hätten bereits eine Entscheidung in ihrem Asylverfahren. Die wünscht sich der junge Mann ebenfalls, denn er will eine Perspektive haben.

Die Einsamkeit setzt ihm zu. Seine Familie, die Mutter und seine acht Geschwister, sind bereits im Jahr 2012 aus ihrer Heimatstadt Daraa nach Jordanien geflüchtet, hat er seitdem nicht mehr gesehen. Und nach den neuen Änderungen im Asylrecht kann er ihnen nicht einmal mehr etwas von dem Geld, das er verdient, überweisen. Er hat sogar bereits über eine Klage gegen das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge nachgedacht.

Asylanträge vor acht Monaten gestellt

Und Ahmad Al Soud ist nicht alleine. Auch Hanif Abdo, Bussel Nassan und Mohamad Alhussen sind alle über eine Jahr in Deutschland, leben jetzt in Attendorn und haben alle wie er am 13. bzw.14. April ihre Asylanträge in Bad Berleburg gestellt. Einen Termin für eine Anhörung hatte bisher keiner von ihnen. Dauert das in der Außenstelle in Bad Berleburg des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge (BAMF) anhängige Asylverfahren von Ahmad Al Soud wirklich länger als woanders? Ein klares Ja.

20-tägige Flucht führt zunächst nach Münster

20-tägige abenteuerliche Fluchtper Flugzeug, Bus, Boot, Bahn und zu Fuß führte Ahman Al Soud Ende 2015 nach Deutschland.

Sie führte ihn über die Türkei, das Mittelmeer, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Kroatien, Slowenien und Österreich.

Den ersten richtigen Kontakt mit deutschen Behörden hatte der junge Mann nach eigener Aussage am 18. November 2015 in Münster.

Ahmad Al Soud hat seinen Asylantrag am 14. April dieses Jahres gestellt. Das ist fast genau acht Monate her, und er hat bisher noch keinen Termin für die persönliche Anhörung, nach Auskunft von BAMF- Pressesprecherin Edith Avram „das Herzstück des Asylverfahrens“. Diese befinde sich aber „aktuell in der Vorbereitung, das heißt er wird in Kürze eine Ladung zur Anhörung erhalten“. Danach folgt die Entscheidung, die ebenfalls einige Zeit in Anspruch nimmt.

Die durchschnittliche Verfahrensdauer in Nordrhein-Westfalen liegt nach Aussage der Pressesprecherin derzeit allerdings bei „nur“ 5,6 Monaten. Dazu, warum es in Bad Berleburg deutlich länger dauert, ob es dort eventuell organisatorische Defizite oder personelle Engpässe gibt, macht die Pressesprecherin keine Angaben. Sie verweist aber darauf, dass es aufgrund neu geschaffener Verfahrensstrukturen gelungen sei, die Verfahrensdauer für Neuanträge, die seit dem 1. Juni dieses Jahres gestellt worden sind, auf zwei Monate zu reduzieren.

Altfälle brauchen länger

Das hilft Ahmad Al Soud und seinen Freunden wenig. Sie sind sogenannte „Altfälle“. Hier lautet das Ziel, „sämtliche anhängigen Verfahren nach Ablauf des ersten Quartals de Jahres 2017 abgearbeitet zu haben“. Man darf gespannt sein, ob das auch für die Außenstelle des BAMF in Bad Berleburg und damit für Ahmad Al Soud und seine Leidensgenossen in Attendorn gilt.