Ennest. .

Als der Präsentiermarsch in der Hülschotter Straße erklang, ging eine Ära zu Ende. Zum letzten Mal wurden nach 71 Jahren die Ennester Schützenfahnen im Haus Kraus abgeholt.

Das abholen der Fahnen im Haus Kraus gehörte zu jedem Schützenfest. Aber auch bei Beerdigungen, Ausflügen, Jubiläen oder Herbstbällen standen die Flaggen hier zur Abholung bereit. „Über 600 Mal wurde hier in den letzten Jahrzehnten zum Schützenfest der Präsentiermarsch gespielt“, berichtet der Vorsitzende der St. Margareta-Schützen, Christian Busch. In Zukunft werden die Fahnen in der Kirche aufbewahrt.

Vor der Vernichtung bewahrt

Für den Vorstand, die Königskompanie, den Jungschützenvorstand, die Jungschützenkönigskompanie und den Musikzug hieß es auf dem Dorfplatz: Antreten zum Abholen und Abgeben der Fahnen. Unter den Klängen des Ennester Feuerwehr-Musikzugs und begleitet von zahlreichen Fackelträgern ging es zunächst zum Haus Kraus.

Hier ließ Christian Busch die Geschichte Revue passieren. „Am 12. April 1945 rückten die Amerikaner in Ennest ein. Die bald darauf eingesetzte britische Militärregierung beauftragte den im Haus wohnenden Landwirt Hubert Jung, fortan das Amt des Treuhänders für das beschlagnahmte Vermögen des Schützenvereins zu bekleiden. Auch die damalige Vereinsfahne war Bestandteil dieses Vermögens.“

Da die Alliierten die Fahne zunächst als nationalsozialistisches Propagandaobjekt einschätzten, sollte die aus dem Gründungsjahr des Vereins (1899) stammende Flagge vernichtet werden. „Trotz mangelnder englischer Sprachkenntnisse und enormer Verständigungsprobleme konnten die Alliierten am Ende doch vom Gegenteil überzeugt und die Fahne gerettet werden.“ 1951 endete die Treuhandschaft von Hubert Jung über das Vereinsvermögen, aber die Schützenfahne blieb im Haus. 1962 wechselte das Gebäude den Besitzer und die Familie Kraus zog ein. Ab 1957 wurden dort außerdem die Fahne der Königskompanie und ab 1987 die Standarte der Jungschützenkompanie aufbewahrt. 1995 wurde die ursprüngliche Vereinsfahne durch eine neue ersetzt. Beide wurden weiterhin im Haus Kraus aufbewahrt.

Neues Kapitel aufgeschlagen

Bevor die Offiziere die Fahnen schließlich zum letzten Mal aus dem Haus holten, bedankte sich Christian Busch im Namen aller Schützen mit einem Geschenk bei Walter und Martina Kraus. Anschließend wurden die Flaggen in einem Festzug durchs Dorf getragen, bevor sie in die Obhut der Kirche übergeben wurden. „Damit schlagen wir ein neues Kapitel im Geschichtsbuch unseres Vereins auf“, so Busch. Nach der Schlüsselübergabe an Fahnenoffizier Holger Stinn und dem Margarethen-Marsch ging es zurück zur Schützenhalle, wo der Abend in gemütlicher Runde ausklang.