Hachen. . Rückzugsmöglichkeit mit Charme in Lennestadt: Susanne Falk und Andreas Bieker vermieten ab Sommer ihre Ferienwohnung auf Vollgummireifen an Gäste.
- Bauwagen als rollende Ferienwohnung
- Mehr als 100 Jahre alter Wagen restauriert
- Vermarktung über heimische Tourismusbüros
Wieviel Platz braucht ein Mensch wirklich, um glücklich zu sein? Die Antwort auf diese Frage steht auf einer Wiese unter Bäumen auf dem Hof von Susanne Falk und Andreas Bieker in Hachen, einem 30-Seelen-Ort in Lennestadt – und zwar in Form eines Bauwagens.
Gerade zwei mal fünf Meter misst der Wagen, aber wer einen Blick in den rot gestrichenen Anhänger auf Vollgummireifen wirft, der weiß sofort: Mehr braucht es nicht zum Leben.
Wer es ausprobieren will, der ist in Hachen herzlich willkommen, denn die rollende Ferienwohnung kann man im Sommer mieten.
„Wir hatten schon immer die Idee, auf unserem Hof etwas mit Ferienwohnungen zu machen“, sagt Andreas Bieker. Bei einer Radtour durchs Hochsauerland fiel ihm das Vehikel mit Oberlichtern und zwei Blattfederachsen ins Auge. „Ich hab mich sofort in das Ding verguckt, der hat einfach Charme“, so Andreas Bieker. Er machte den Besitzer ausfindig, checkte die noch gute Bausubstanz und wenige Zeit später rollte der mehr als 100 Jahre alte Wagen hinter einem Traktor auf Achse auf den Bieker’schen Hof nach Hachen.
Vor gut einem Jahr begann der aufwendigste Teil des Projekts, die Restaurierung. Die Achsen wurden vom Rost befreit, die heruntergekommene Innenverkleidung zum Teil erneuert, die süßen Fenster aufgearbeitet und so weiter. Mit viel Liebe zum Detail statteten Andreas Bieker und Susanne Falk den Wagen, der früher mal als Werkstattwagen eines Tiefbauunternehmens im Westerwald gedient haben soll, zweckmäßig mit allem aus, was man so im Urlaub braucht.
Das Sofa in der einen Ecke lässt sich zum komfortablen Doppelbett umklappen, der Holztisch mit Hockern und zwei Stühlen reicht sogar aus, wenn Besuch kommt. Für wohlige Temperaturen sorgt ein kleiner Holzofen. Der eingebaute Schrank in der anderen Ecke dient als Kleider- und Geschirrschrank, eine kleine Spüle mit Spülbürsten- und Handtuchhalter aus Omas Zeiten rundet die Küchenecke ab. Alles ist zweckmäßig und liebevoll aufeinander abgestimmt, nur das Ceran-Kochfeld fällt ein bisschen aus dem nostalgischen Rahmen - aber ein bisschen Komfort darf im Urlaub ja sein.
Extras: Bettwäsche bis Vollpension
Damit ist es auch schnell wieder vorbei, wenn man die sanitären Einrichtungen näher betrachtet. Dusche und Waschbecken sowie die Toilette Marke „Plumpsklo“ sind rund vier Meter entfernt in einem kleinen Holzhäuschen untergebracht.
Keine Frage, der Bauwagen hat Charme und wird seine Fans finden. Bisher haben nur Bekannte und die drei Kinder des Paares Probe auf vier Gummirädern gewohnt und waren sehr angetan von der Gemütlichkeit auf zehn Quadratmetern.
Ab Sommer 2017 soll die „alternative Ferienwohnung“ über die heimischen Tourismusbüros „vermarktet“ werden, wobei „vermarkten“ viel zu ökonomisch klingt. Vermitteln passt besser. Denn Zielgruppe sind Einzelpersonen oder Paare, „die Einfachheit, Ruhe und eine Rückzugsmöglichkeit mit Charme suchen“, so Andreas Bieker. Für diese Menschen wird der Bauwagen zum Hort der Entschleunigung. Aber auch für Familien, die zusätzlich zum Bauwagen ein Zelt für die Kinder aufstellen wollen, sind willkommen, denn auf der Wiese ist genug Platz.
Wer will, kann von der Bettwäsche bis zur Vollpension alle „Extras“ dazu buchen. Über die Preisgestaltung hat sich die Familie noch keine konkreten Gedanken gemacht. „Das ist alles noch im Aufbau“, sagt Andreas Bieker.
Wenn man sich aber vorstellt, dass man abends tief entspannt vor oder in seiner gemütlichen Bauwagen-Ferienwohnung sitzt und den Sonnenuntergang über Hachen in Ruhe genießt – dann ist dieses Gefühl mit Geld eigentlich kaum zu bezahlen.