Meggen. .
Martin Zingsheim zum ersten Mal im PZ, in diesem „Theaterraum“, wie er sagte, „in dem die Farben an eine Zeit erinnern, in der das Verhältnis zu Rauschmitteln wesentlich lockerer war als heute“.
Zingsheim, 30 Jahre alt, studierter Musik- und Theaterwissenschaftler, vor allem aber Sprachliebhaber, kam mit seiner Person und seinem Programm „Kopfkino“ bestens an. Politik ist nicht ständig sein Ding, sie kann es aber plötzlich werden, wenn er zum Beispiel auf die „ewige“ Regentschaft Merkels anspielt.
Ansonsten beschäftigt er sich mit dem, was ihn, was uns umgibt, Kindererziehung, Trends wie vegane Ernährung, Ernährung überhaupt. „Das ganze Jahr wollen wir frische Erdbeeren. Natürlich alles Bio, das ganze Jahr. Kein Problem, die bringen uns die Flugzeuge mit Bio – äh Biokerosin.“ Dann zählt er auf, welche Produkte wir alle im Supermarkt liegen lassen müssten, wenn wir nichts mit Bayer oder Monsanto zu tun haben wollten. Die Liste ist endlos. Er sagt sie nicht herunter, sondern singt sie. Seine Stimme ist äußerst wandlungsfähig, sein Klavierspiel überzeugend.
Guter Schauspieler
Aber auch seine schauspielerischen Fähigkeiten sind nicht zu unterschätzen. Wenn er darstellt, wie ein Veganer eine Metzgerei betritt, so hat das auch ohne Worte eine Menge Komik. Die Wandlungsfähigkeit seiner Stimme wird deutlich, wenn er das musikalische Aufwachsen in den Neunzigern kritisiert, indem er Kurzformen der Hits dieser Zeit in einem Gesamtlied vorträgt oder abwechselnd als Hermann van Veen oder Kinsky umweltfreundliche Hotelvorschriften besingt: „Wenn sie das Handtuch auf den Boden werfen, sagen sie damit, dass es gewaschen werden soll!“
Sprache ist immer wieder einer seiner Lieblingsbereiche. „In Köln – da komm ich ja her – da kann es ihnen passieren, dass einer, wenn er zwei Expresso bestellen will, sagt: Zwei Expressis, bitte!“ Danach beginnt ein Ritt durch unsere moderne Sprachvergessenheit bis hin zu Hassmails gegenüber Politikern.
Aber er hat auch eine Menge Tipps parat. So sind ihm die Besucher von Kunstausstellungen, „diese mit Katalogen bewaffneten Cordhosenträger“ zu lahm. Er plädiert dafür, sie zu ihren Ausstellungen anzufeuern wie Fußballfans tun. „Heute gehen wir in eine Ausstellung von Caspar David“ – dann alle: „Friedrich!“ Im Prinzip plädiert er mit diesen Dingen, die er in Gedanken auf den Kopf stellt, für mehr Toleranz gegenüber denen, die nicht immer „normal“ und angepasst leben. „Vielleicht sind gerade die Normalen und Ruhigen die Gefährlichen!“
In dem Zusammenhang erzählt er von einer Familie, die er als Kind gerne besuchte, dort hätte er als Einhorn verkleidet Zither üben können und es hätte keinen gestört. Manchmal hat er auch einfache Ratschläge zur Hand: Statt über Alice Schwarzer zu reden, sollten die Männer die Frauen einfach gut behandeln.
Zingsheim hat als Konzept die Assoziation. Man hat das Gefühl, dass er sich von einem Punkt, von einem Thema zum nächsten verführen lässt. Da er das aber sehr interessant macht, voller Witz und oft sehr musikalisch, folgt man ihm gern in sein „Kopfkino“, durch das er unseres erweitert. Ein junger, erfolgreicher Comedian, von dem man noch eine Menge erwarten darf. In Lennestadt bekam er zu Recht viel Applaus.