Finnentrop. . Die Zahl er erfolgreichen Insolvenz-Abwicklungen von großen Unternehen ist gering. Die Masse bilden kleine und kleinste Betriebe.

  • Insolvenzverwalter kassiert 750 000 Euro in zweieinhalb Monaten
  • VID-Geschäftsführer: Beispiel verzerrt die Realität
  • Zahl der Insolvenzen seit Jahren rückläufig

Ist der Job des Insolvenzverwalters ein Traumberuf, der schon nach relativ kurzer Ausübung einen entspannten Lebensabend in der Karibik sichert?

Die Abrechnung, die ein Insolvenzverwalter aus der Nähe von Bonn dem Amtsgericht Siegen geschickt hat, legt die Vermutung nahe: Für die nicht einmal zweieinhalb Monate, in denen er zum vorläufigen Insolvenzverwalter eines Finnentroper Unternehmens aus der Metallbranche bestellt war, beantragte er gemäß der Insolvenzordnung 757 820,70 Euro.

Alles rechtens. Das Gericht bewilligte bis zur endgültigen Abrechnung einen Vorschuss in Höhe von 340 905,56 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer, also 405 677,62 Euro, die der Insolvenzmasse zu entnehmen waren.

Dr. Daniel Bergner, Geschäftsführer des Verbandes Insolvenzverwalter Deutschlands (VID), will vom schnellen Geld, das in der Branche mit dem Konkurs-Geschäft zu verdienen ist, nichts wissen. „Welche Vergütung ein Insolvenzverwalter bekommt, regelt die Insolvenzordnung und ist abhängig von der Masse, der er erwirtschaftet hat und für Gläubiger zur Verfügung stellt.“

Das Bild vom täglichen Geschäft eines Insolvenzverwalters werde durch solche Beispiele verzerrt: „Man darf nicht vergessen, dass der Insolvenzverwalter auch ein erhebliches Haftungsrisiko trägt.“ In der jüngsten Vergangenheit sei es mehrfach vorgekommen, dass Insolvenzverwalter beim Verkauf einem Betrüger aufgesessen seien: „Da haben ja auch Landesregierungen schlechte Erfahrungen gemacht.“

Ohne ein Team geht nichts

Auch müsse man berücksichtigen, dass ein Insolvenzverwalter, wenn er für größere Firmen bestellt werde, eine ganze Mannschaft hinter sich habe müsse: „Eine Faustregel sagt, dass man ein mindest fünfzehnköpfiges Team haben muss“. Gründe seien die vielfältigen Aufgaben, die in kürzester Zeit abgearbeitet werden müssten: „Wenn man normalerweise ein Unternehmen verkaufen will, kann man sich ein oder zwei Jahre Zeit lassen und den Markt sondieren. Der Insolvenzverwalter hat dafür drei Monate, den Zeitrahmen setzt das Insolvenzgeld.“

Ein weiterer Aspekt sei die Tatsache. dass die großen, in der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommenen Insolvenzen die Ausnahme seien: „98 Prozent aller Insolvenzen betreffen Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern. Das sind oft kleine Handwerksbetriebe, da ist es äußerst schwierig irgend etwas zu veräußern und eine Konkursmasse zusammenzubekommen.“