Rhode. . An Anziehungskraft mangelt es dem größten Olper Dorf nicht, aber an Bauplätzen.
Jörn Dettmer grinst, wenn er über die Interessenlage seiner Altersgenossen berichtet: „Ich könnte fast als Immobilienmakler anfangen. Jeder dritte Anruf dreht sich darum, ob ich nicht noch irgendwo im Dorf ‘was von einem freien Grundstück oder einem Haus wüsste.“ Dettmer ist 33 Jahre alt, Familienvater (zwei Kinder), arbeitet in Olpe - und ganz nebenbei noch Ortsvorsteher von Rhode: „Ich bin hier aufgewachsen, ein Rhoder Junge sozusagen.“ Und wie die Mehrzahl seiner Altersgenossen, so versichert er, wolle er genau da bleiben, wo seine Heimat ist: in Rhode. „Die meisten aus meiner Generation wollen hier bleiben, andere kommen nach dem Studium in der Stadt auch wieder zurück.“
Eine Großstadt wie Köln sei in der Jugend natürlich extrem attraktiv. Wenn es aber daran gehe, eine Familie zu gründen und Kinder behütet und gefahrlos aufwachsen sehen zu können, gewinne das Dorf wieder deutlich an Anziehungskraft.
Doch genau hier beginnt das Problem, wie erst kürzlich Olpes Stadtplaner Winfried Quast im Bauausschuss bestätigte: „Wir wissen, dass viele junge Familien Baugrundstücke oder bezahlbare Immobilien in Rhode suchen, aber nichts finden.“ Deshalb werde die Stadt versuchen, in Gesprächen mit der Bezirksregierung neue Möglichkeiten anzugehen.
Was Quast vorsichtig umschreibt, zeigt ein Dilemma vieler noch funktionierender Dörfer auf: Man will sich entwickeln, neue Bauflächen ausweisen. Doch die Landespolitik drückt auf die Bremse, hat die Demografie im Blick und will nicht Geld für Infrastruktur in bevölkerungsarme Fläche versenken.
Mit einer Bebauungsplanänderung „Am Hummelsberg“ wird die Stadt in Rhode zwar neue Fläche schaffen, aber gerade mal für ein Bauplätzchen, auf dem ein Doppelhaus Platz findet. Ein großer Wurf sieht anders aus.
Fläche am Reygelskamp machbar?
Hinter verschlossenen Türen, so unsere Recherchen, gibt es wohl Ideen für die Umwandlung einer Brachfläche in ein kleines Neubaugebiet am Reygelskamp, offiziell bestätigten will das aber niemand - mit Blick auf die Gespräche in Arnsberg.
Dabei muss man wissen, dass das Schreckgespenst „Demografie“ in Rhode niemanden ängstigt: „Wir wachsen eher“, sagt Dettmer. Wird aber von der Statistik nur teilweise bestätigt. Im Jahr 2000 zählte das Dorf 1 496 Einwohner, Ende 2015 tatsächlich 1 530, also 34 mehr. Aber: 2005 gab es auch schon einmal 1 582 Rhoder. Wären allerdings Bauplätze da, könnte die Zahl auch wieder wachsen.
Was ausgerechnet Rhode so attraktiv mache, wollen wir wissen? „Hier gibt es alles, eine Hand voll Gastronomiebetriebe, Bank, Kindergarten, Grundschule, Spielplätze, Rad- und Wanderwege. Wir liegen nah an der Autobahn, haben nicht weit nach Olpe und Attendorn und mit der Firma Forbis sogar ein leistungsfähiges Unternehmen direkt vor der Haustüre.“
Dazu jede Menge engagierte Vereine: TuS, Schützenverein, Carnevals-Club, Musik- und Gesangverein, die Katholischen Frauen, die Caritas und natürlich die Dorfgemeinschaft, die aktuell über ihre Internet-Homepage www.dorfgemeinschaft-rhode.de informiere. Alles auch ein Verdienst jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagements, wobei Dettmer ausdrücklich auf seinen Vorgänger Hans Werner Abel verweist.
Ideen sind gefragt
Dass das Dorf lebt, beweisen zahlreiche Zukunftspläne. Erste „Baustelle“ ist der in die Jahre gekommene Spielplatz „Am Rhoder Stein“ (In der Schlahe). Dettmer: „Im vergangenen Jahr haben wir von der Dorfgemeinschaft alle Spiel- und Dorfplätze unter die Lupe genommen und bewertet. Und da wurde auch darüber gesprochen, hier einen attraktiven Dorfplatz, einen Treffpunkt für jung und Alt zu schaffen.“ Die Stadt wählt in ihrem Spielplatzkonzept den Begriff ,Mehrgenerationen-Platz’. Der Ist-Zustand ist davon weit entfernt: ein paar alte Holzbänke, ungemähtes Gras, verwitterte Tischtennisplatten, der dunkle Grillplatz einen Steinwurf entfernt und ein kaum erkennbares Waschbeton-Quadrat, das Dettmer als alte Schachspiel-Anlage enttarnt.
„Wir haben eine Ideen-Abfrage im ganzen Dorf gestartet, die bis 30. Juni läuft und erhoffen uns eine Finanzierung über das Leader-Projekt, so dass wir in 2017 gerne mit der Umsetzung beginnen würden“, blickt Dettmer optimistisch in die Zukunft. Es gebe bereits Vorschläge - beispielsweise für einen Mini-Soccer-Platz, einen Springbrunnen oder eine Wasserspielanlage und ein Backhaus. Nehme man den Bolzplatz hinzu, sei genügend Platz für Ideen vorhanden.
Bei der Frage, ob es denn nicht auch irgendeinen Wermutstropfen im Dorf gebe, muss Dettmer kurz nachdenken. Dann dann hat er es: „Wir haben langsames Internet. Zwar bis zu 16 MB/ pro Sekunde an einigen Stellen, meist sind es aber nur zwischen 2 und 6 MB/Sekunden, viel zu langsam.“
Herbstmarkt und Schulgarten nächste Projekte
Neue Pläne für Rhode 2016: der 1. Rhoder Herbstmarkt.. Am Sonntag, 25. September, wird der Markt ab 10.30 Uhr rund um die Kirche einladen. Örtliche Vereine und regionale Austeller bieten ihre Produkte an, laden zu Spielen und Leckereien ein. Wiederbelebung des Schulgartens an der Grundschule mit Generationen-Effekt: Senioren erklären den Kleinen die Natur.