Kreis Olpe. .

Der große Druck ist raus. Die Flüchtlingszahlen im Kreis sinken, seit Jahresbeginn kommen kaum noch neue Asylbewerber ins südliche Sauerland. Konsequenz: Einige Gemeinden beginnen ihre „Unterbringungskonzepte“ zu überarbeiten.

Satte drei Seiten lang ist die Anfrage der Kirchhundemer CDU-Fraktion an den Bürgermeister. Die zentrale Frage steht im vorletzten Satz. „Ist der Bedarf für die Errichtung einer Gemeinschaftsunterkunft durch die Gemeinde für die Unterbringung von bis zu 100 Flüchtlingen trotz der veränderten Rahmenbedingungen weiterhin alternativlos?“

Eine Frage, die derzeit alle sieben Kommunen im Kreis beschäftigt, besonders die, die weiteren Wohnraum ankaufen oder bauen wollen, wie Kirchhundem. Noch in der Novembersitzung des Gemeinderates schien der Bau einer neuen „Flüchtlingshalle“ in Würdinghausen für 1,35 Mio. Euro so gut wie beschlossene Sache, weil es keine Alternative gab. Damals kamen pro Woche noch 20 neue Flüchtlinge in die Gemeinde. Jetzt prüft die Gemeinde auch „alle anderen möglichen Modelle“, so Beigeordneter Tobias Middelhoff: „Die Idee mit Würdinghausen ist in einer Situation entstanden, als der Druck am größten war.“ Und wer baut schon gern eine neue Millionen-Halle, die womöglich bald nicht mehr benötigt wird. Andererseits: „Man darf sich von der momentanen Entspannung nicht trügen lassen“, so Middelhoff, in wenigen Wochen könne die Lage schon wieder anders aussehen. Deshalb versuchen alle Kommunen, ein Puffer zu schaffen, ohne allzu viel Geld in neuen Wohnraum zu investieren. „Ein Vabanquespiel“, gibt Middelhoff zu, da niemand weiß, wieviele Flüchtlinge noch kommen werden. 245 Flüchtlinge leben in Kirchhundem, 20 weniger als zum Jahreswechsel.

Keine Kaffeesatzleserei

Auch in Lennestadt gehen die Zahlen zurück, statt 605 an Silvester sind jetzt noch 545 zu betreuen. Kämmerer Rüdiger Barteit glaubt aber nicht, dass der Flüchtlingsstrom weiter versiegt. Prognosen seien „Kaffeesatzleserei“, aber „bei besserem Wetter ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Flüchtlinge andere Routen suchen werden.“ Die Stadt ist gewappnet. Die neue Flüchtlingsunterkunft in Altenhundem (50 Wohnplätze) ist so gut wie fertig, die Anlage in Saalhausen (50 Plätze) und die neue Halle in Meggen (84 Plätze) befinden sich im Baustatus.

Jugendherberge als Puffer

Die Gemeinde Finnentrop will nach Aussage von Bürgermeister Dietmar Heß das Tempo für die Bereitstellung von Flüchtlingsunterkünften etwas drosseln. „Einige Projekte, die wir angedacht haben“, so Dietmar Heß, „können wir realisieren, müssen es aber nicht jetzt sofort tun.“ Zwar bekomme Finnentrop laufend weitere Flüchtlinge zugewiesen, was an der Tatsache liege, dass die Jugendherberge keine Landeseinrichtung mehr sei, aber die Herberge sei es auch, die Finnentrop einen kleinen Puffer verschaffe: „Dort sind derzeit rund 50 Menschen untergebracht, wir haben in Heggen gesagt, dass es maximal 80 werden sollen, aber im Notfall können dort auch bis zur 208 Flüchtlinge untergebracht werden.“

300 freie Plätze in Attendorn

In Attendorn stehen 680 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung, bis Mitte des Jahres sollten es 840 werden. „Dieses Ziel“, so Ludger Gabriel, „verfolgen wir weiter, aber mit kleineren Schritten.“ Rund 300 Plätze sind in Attendorn derzeit nicht besetzt und das, obwohl die Stadt, wie auch Finnentrop, die Auflösung der Rundturnhalle als Notunterkunft ausgleichen muss.