Kreis Olpe. . Experten sind sich sicher: Der Wolf wird bald auch im Kreis Olpe einen neuen Lebensraum finden. Für Panikmache und Hysterie gibt es aber keinen Anlass, denn die auftretenden Konflikte sind lösbar.

Der Wolf kommt auch in den Kreis Olpe. Mitte Januar wurde nachweislich ein Exemplar im Siegerland gesichtet, rund einen Monat später riss vermutlich ein Wolf in Reichshof-Mittelagger ein Schaf. Etwa 50 Kilometer legt ein Wolf pro Nacht zurück. Kein Wunder also, dass jetzt auch die Schafzüchter im Kreis Olpe besorgt sind - wie beispielsweise in der Drolshagener Ortschaft Gelslingen, gerade einmal 7 Kilometer von Mittelagger entfernt.

Auch Franz-Josef Göddecke, Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Olpe, hält es für wahrscheinlich, dass der Wolf über kurz oder lang im Kreis Olpe in Erscheinung tritt: „Man weiß, dass Jungwölfe sich ein eigenes Revier suchen und dabei zum Teil sehr weite Strecke zurücklegen.“

Göddecke rät allen Schafhaltern, sich rechtzeitig über Vorsichtsmaßnahmen zu informieren. „Wer eine Koppelschafhaltung hat, der sollte die Anschaffung eines speziellen Elektrozaunes in Erwägung ziehen und in Erfahrung bringen, ob er dafür einen Zuschuss erhält.“

Leider, so der Olper NABU-Vorsitzende, existiere im Wolferwartungsland Nordrhein-Westfalen immer noch kein Managementplan, der beispielsweise auch die finanzielle Unterstützung von Schafhaltern regelt, die Schutzzäune errichten oder sich Herdenschutzhunde anschaffen wollen. Diese Hunde, deren Ausbildung mehrere Jahre dauert, sind allerdings eher für die Besitzer von großen Schafherden sinnvoll. Mittel der Wahl für kleine Tierbestände ist nach Göddeckes Worten der Herdenschutzzaun.

Wölfe müssen mit ihrer Energie haushalten und Verletzungen vermeiden. Deshalb bevorzugen sie die Nahrung, die sie am leichtesten erbeuten können - beispielsweise ungeschützte Schafe. Machen sie dabei allerdings Bekanntschaft mit einem 3000-Volt-Zaun, vergeht ihnen schlicht die Lust am Jagen. Der NABU-Chef: „Die heimischen Schafhalter sollten sich rechtzeitig um ihren Herdenschutz kümmern - je eher, desto besser.“ Denn die bisherigen Vorfälle zeigten deutlich, dass größten Schäden durch Wölfe bei denjenigen Haltern aufgetreten seien, die nicht vorbereitet waren.

Entschädigungszahlungen

„Der Schutz der Weidetiere ist schwierig zu bewerkstelligen“, betont dagegen Barbara Kruse, Pressesprecherin des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe. Die meisten Schafhalter seien Wanderschäfer. Für sie komme ein Zaun nicht in Betracht und ein Schutzhund sei zu teuer. Gefährdet seien auch Kälber. „Daher“, so Kruse, „fordern wir Bauern die Zusicherung von Entschädigungszahlungen.“

Wichtigstes Instrument zur Vermeidung von Schäden durch Wölfe sei allerdings ein Monitoring, das die Aufenthaltsorte und Bewegungen von Wölfen abbildet. Barbara Kruse ruft jetzt schon alle Bürger im Kreis Olpe auf, eventuelle Wolfsichtungen mit Angabe von Ort und Zeit zu melden - „zum Beispiel beim zuständigen Ordnungsamt“.

Dass solche Sichtungen nicht absichtlich herbeigeführt werden, zum Beispiel durch das Auslegen von Futter, versteht sich von selbst.