Kreis Olpe. . Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt informierte.

Der alltäglichen Gewalt in den eigenen vier Wänden widmet sich das „Netzwerk gegen häusliche Gewalt“. Allen voran der Verein „Frauen helfen Frauen“ hat sich dem Dauer-Phänomen verschrieben, kann sich dabei auf die Zusammenarbeit mit der Polizei stützen: Jetzt lieferten die Verantwortlichen umfangreiches Zahlenmaterial aus dem Jahr 2015, aber auch reichlich Hintergrund.

Eines vorweg: Die von der Polizei aufgelistete Fallzahl ist im Vergleich zu 2014 gleich geblieben, wie Michael Kopsan, Opferschutzbeauftragter, bilanzierte: 149 mal mussten die Ordnungshüter einschreiten. Zumindest der langfristige Trend lässt hoffen: Zwischen 2010 und 2013 schwankte diese Zahl zwischen 185 und 168, also in deutlich höheren Regionen.

Hohe Migrationsquote im Frauenhaus

Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, Elvira Schmengler, hatte neben Kopsan zwei erfahrene Expertinnen eingeladen: Anette Pfeifer von der Frauenberatungsstelle und Anna Hesse, die seit fünf Jahren im Frauenhaus Gewaltopfer betreut.

Die jährliche Belegungsquote im Frauenhaus beweist dessen Notwendigkeit. Sie liegt bei rund 90 Prozent. 57 Prozent der Frauen stammen aus dem Ausland, 43 Prozent seien Deutsche, so Hesse, der überwiegende Anteil dieser 43 Prozent habe ebenfalls einen Migrationshintergrund. Hesse: „Oftmals haben die Frauen Gewalt über einen längeren Zeitraum ertragen.“ Dennoch, so die Statistik, kehren 33 Prozent in die alte Wohnung und somit in das vorherige Lebensumfeld zurück.

Ehemänner oder Lebenspartner

Spitzenreiter bei den Gründen der Flucht ins Frauenhaus: Misshandlungen des Ehemannes oder des Lebenspartners (74 Prozent).

Interessant: Nur 16 Prozent der Frauen und Kinder kommen aus dem Kreis Olpe, 12 Prozent aus dem Kreis Siegen und über 70 Prozent aus dem Raum Oberberg, Köln oder dem Märkischen Kreis. Für Anna Hesse und Anette Pfeifer aber nicht ungewöhnlich: „Auch betroffene Frauen aus dem Kreis Olpe suchen verständlicherweise lieber weiter entfernte Einrichtungen auf.“ Wobei Anette Pfeifer (Frauenberatungsstelle) ausdrücklich darauf Wert legt, dass Diskretion für die Frauenhelfer oberste Priorität habe: „Das ist uns und natürlich den Betroffenen immer ganz wichtig.“

Etwa 1600 Beratungen veranlasst die Frauenberatungsstelle zum Fazit: „Auch 2015 war der Bedarf an Beratung, Unterstützung und therapeutischer Hilfe wieder sehr hoch.“

In fast 90 Prozent der Beratungen ging es um körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt, in 99 Prozent waren Männer die Täter.

Selbstbewusstes Auftreten förderlich

Elvira Schmengler und Michael Kopsan nutzten gestern die Gelegenheit, Grundsätzliches zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ loszuwerden, auch mit Blick auf die Silvesternacht in Köln: Der Kauf von Waffen, Pfefferspray oder Elektroschocker, dürfe nicht zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen. Kopsan: „Wir raten davon ab, da solche Gegenstände schnell in die Hände der Täter gelangen können.“

Sensibel für die Umgebung sein, sei die bessere Strategie. Hilfreich könnten auch Selbstsicherheits-Kurse sein, denn „selbstsichere Frauen werden nicht so leicht zu Opfern“, sagt Elvira Schmengler.

An wen kann man sich wenden?

Die Frauenberatungsstelle im Kreis Olpe ist in der Friedrichsstraße 24 ansässig. Vier Beraterinnen teilen sich zwei Vollzeitstellen 02761/1722. Das Frauenhaus im Kreis Olpe ist erreichbar unter 02761/834684. In dringenden Fällen sollten sich Betroffene direkt an die Polizei 110 wenden oder an das bundesweite Hilfetelefon mit Dolmetscher-Dienst 08000/116016 (Infos auch auch unter www.hilfetelefon.de). Hilfe und Information gibt es online zudem unter frauen-info-netz.de.