Olpe. .

Fast jeder dritte Mensch leidet im Laufe seines Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Etwa zehn Prozent der Fehltage bei Berufstätigen gehen auf Erkrankungen der Psyche zurück. „Depression ist die neue Volkskrankheit. Psychische Erkrankungen sind unter den Top drei der Erkrankungen, und trotzdem ist es noch problematisch, sich Hilfe zu holen“, sagte Dirk Römer, Geschäftsführer von „Reselve“ (REhabilitation SEeLisch VErletzter Menschen). Bei Fällen wie den Ex-Fußball-Profis, Robert Enke oder Sebastian Deisler, koche das Thema öffentlichkeitswirksam hoch, doch dann verschwinde es wieder in der Tabuzone. „Es gibt das Stigma, aber Depression, eine psychische Erkrankung, ist nicht das Ende der Fahnenstange. Die Botschaft ist: Lass dir helfen, möglichst früh“, betonte Römer.

Seit mehr als 40 Jahren bietet die „Reselve“, eine freigemeinnützige Gesellschaft, mit mittlerweile 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Beratungs- und Gesundheitsdienstleistungen rund um das Thema der psychischen Erkrankungen an, zunächst im Bereich Siegen/Wittgenstein, neuerdings auch im Kreis Olpe. Seit Oktober vergangenen Jahres gibt es eine Kontakt- und Beratungsstelle in der Franziskanerstraße 5 in Olpe. „Wir hatten schon den Integrationsfachdienst in der Kardinal-von-Galen-Straße, aber unsere Kernkompetenz sind die psychisch erkrankten Menschen“, so Römer. Die neue Beratungsstelle in Olpe soll erste Anlaufstelle für Erkrankte und Angehörige sein: „Wir bieten unbürokratische, niederschwellige Hilfe an.“ Der Standort befinde sich in der Olper Innenstadt, sei barrierefrei und verfüge über einen Hintereingang. „Es gibt leider immer noch viele, die nicht dabei gesehen werden wollen, wenn sie sich psychiatrische Hilfe holen“, berichtete Römer.

Betriebliche Integration

„Wir vergeben sehr zeitnah und unkompliziert Termine. Wir schauen individuell, ob der Betroffene bei uns Hilfe bekommt oder ob wir ihn weitervermitteln. Das ist unverbindlich und kostenlos“, sagte Christine Schneider, Leiterin der Beratungsstelle. Es werde zum Beispiel nach Therapeuten gesucht oder allgemeine Alltagsangelegenheiten erledigt. Auch das oft lange Warten auf einen Therapieplatz kann überbrückt werden. „Wir sind auch Anlaufstelle zur Vermeidung einer Verschlimmerung. Wir schauen, wie man den Leuten in der Lebenssituation helfen kann“, so Römer. Immer wieder stelle man fest, wie wenig die Betroffenen informiert seien. „Reselve“ steht auch in Kontakt mit den Selbsthilfegruppen.

Zweite Säule des „Reselve“-Angebotes in Olpe sind betriebliche Integrationsmaßnahmen für psychisch Erkrankte. „Es geht darum, dass die Menschen wieder langfristig auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. In einem Betrieb werden sie bis zu zwölf Monate gecoacht“, so die Leiterin der Maßnahme, Stephanie Cordes. „Die Betriebe sind sehr offen dafür. Es handelt sich um motivierte Menschen mit oft jahrelanger Berufserfahrung. Das ist eine Win-Win-Situation“, ergänzte Nicole Caemerlynck.

Ambulantes betreutes Wohnen

Dritte „Reselve“-Säule in Olpe ist das ambulante betreute Wohnen. „Wir begleiten die Menschen mit psychischer Erkrankung in der eigenen Wohnung. Wir besuchen die Menschen zu Hause und helfen bei allem, was im Alltag anfällt. Es ist eine Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn es durch unsere Hilfe gelingt, dass jemand nicht in eine psychische Einrichtung muss, haben wir viel erreicht“, so Dr. Stephanie Altjohann. „Das ist ein aufsuchendes Angebot. Wir fahren bis in die entlegensten Winkel des Kreises Olpe“, unterstrich Dirk Römer.

Die „Reselve-“Beratungsstelle in Olpe ist von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Dann kann man einfach klingeln. „Wir machen aber auch Termine zu anderen Zeiten aus“, so Christine Schneider.