Kreis Olpe. . Zahlreiche Verkehrsverstöße wurden registriert. Mit teilweise fragwürdigen ,Rekorden’.

Wer möchte nicht gern wie Peter Fonda im Kult-Film ,Easy Rider’ auf der Harley Davidson dem Sonnenuntergang entgegenfahren? Gerade das sonnige Wetter am vergangenen Wochenende lockte auch wieder zahlreiche Biker auf die Sauerländer Straßen. Doch das Land der 1 000 Berge bietet neben Fahrspaß auch Risiken auf den kurvigen Strecken. Deshalb organisierte die Polizei am Sonntag den dritten Aktionstag ,Motorrad’ im Kreis Olpe, an dem sich auch die Nachbarregionen Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis sowie Siegen und Soest beteiligten.

Hans-Jürgen Schüttler, Direktionsleiter Verkehr und Einsatzleiter, erläutert den traurigen Anlass zum Aktionstag: „Im vergangenen Jahr hatten wir keinen tödlichen Motorradunfall, 2015 sind es bisher schon zwei.“ Als Hauptursache gibt er zu hohe Geschwindigkeit an. Darüber hinaus sind viele der Verunfallten so genannte Wiedereinsteiger, die nach längerer Fahrpause wieder unterwegs sind und sich dabei teilweise überschätzen. „Ein zuvor besuchtes Fahrsicherheitstraining ist für solche Fahrer sicher sinnvoll“, so Schüttler.

20 Beamte und drei Radarwagen

Damit es nicht zu weiteren Unfällen kommt, möchte die Polizei präventiv vorgehen. So waren am Sonntag 20 Beamte im Einsatz, unter anderem drei Radarwagen, ein Lasertrupp, ein ziviles Motorrad sowie ein Fahrzeug der Kölner Autobahnpolizei.

Zwischen 12 und 20 Uhr kontrollierten die Beamten an mehreren Stellen im Kreisgebiet, unter anderem am Lehnscheid, wo in diesem Jahr einer der tödlichen Unfälle passiert war.

Die Aktion war nicht angekündigt worden, allerdings sickerten schnell Informationen über die sozialen Netzwerke durch. „Das gehört zum Geschäft“, so Schüttler, der diese Warnungen gelassen sieht. Zum einen könnten die Meldungen während der Fahrt kaum wahrgenommen werden, zum anderen würden die Messstellen auch während der Aktion mehrmals gewechselt. Neben der Kontrolle gab es aber auch eine Verkehrssicherheitsberatung in Hohen Hagen. Dort gab es Gesprächsmöglichkeiten über Fahrweise und Unfallstrecken. Das Sauerland ist aufgrund der kurvenreichen Strecken ein beliebtes Ausflugsziel für Biker etwa aus dem Ruhrgebiet. Von bislang 27 Unfällen mit Motorradbeteiligung waren 19 Fahrer nicht aus dem Kreis Olpe. Die Tourismusbranche wirbt auch explizit damit, etwa mit dem Sauerland Roadbook, das zehn Tourenvorschläge mit Informationen über Strecke und Sehenswürdigkeit sowie Gastronomie macht. Motto des Roadbooks ist dabei „Reisen statt Rasen“.

Keine Halterhaftung

Das Motto hatten allerdings nicht alle Biker verinnerlicht. So raste ein Fahrer mit knapp über 100 km/h durch Kruberg. Ein anderer Fahrer wurde in Richtung Meinerzhagen mit 156 km/h erwischt – erlaubt waren dort gerade einmal 70. Anschließend floh der Fahrer bei Missachtung der Haltezeichen und musste anschließend erst ermittelt werden. Spitzenreiter, was die Geschwindigkeitsüberschreitung betrifft, war jedoch ein 44-jähriger Essener (siehe Bilanz der Polizei).

Problematisch sieht Schüttler das deutsche Rechts-System, das eine Halterhaftung nicht vorsieht. „Wir müssen den Fahrer eindeutig identifizieren, das geht am besten über die Personalienfeststellung.“ Das Kennzeichen allein reiche nicht.

Bilanz der Polizei

Auch die Polizeipressestelle bilanzierte ihre Aktion: So wurden bei den Kontrollen zwischen 12 und 20 Uhr 584 Verstöße registriert, davon wurden 168 von Motorradfahrern begangen, die in 128 Fällen zu schnell fuhren. 36 motorisierte Zweiradfahrer fuhren so schnell, dass ihnen ein Fahrverbot droht. Auf der Ihnestraße zwischen Kraghammer und Listerscheid war ein 44-jähriger Essener bei erlaubten 70 km/h mit 184 km/h gemessen (600 €, 3 Monate Fahrverbot und 2 Punkte). Es folgte ein 52 jähriger Kradfahrer aus Werdohl mit 169 km/h (600 €, 3 Monate Fahrverbot und 2 Punkte).

Rücksichtslos

Ohne Rücksicht fuhr ein 28-jähriger Lüdenscheider. Nicht nur, dass er mit seinem Zweirad mit 156 km/h unterwegs war, sondern auch, weil er die Haltezeichen der eingesetzten Polizeibeamten missachtete und nicht anhielt. Nur durch das professionelle Verhalten der Polizeibeamten wurde niemand gefährdet. Der Fahrer wurde von Kollegen der Polizei Lüdenscheid ermittelt.

Ein Motorradfahrer fuhr in Kruberg bei erlaubten 50 km/h mit 103 km/h: 200 Euro Bußgeld, einmonatiges Fahrverbot, zwei Punkte. Außerdem überwachten die Polizeibeamten die bekannten Raserstrecken - wie beispielsweise die L 697 zwischen Attendorn und Helden sowie die L 687 zwischen Rönkhausen und Wilde Wiese. Insgesamt wurden 25 Verstöße „Überholen im Überholverbot“ festgestellt.

Ein Radfahrer fiel durch Ausfallerscheinungen und fast 2 Promille Alkohol in Rönkhausen auf.