Milchenbach.

. Natur- und Tierfreunde jubeln, Waldbesitzer eher weniger. Die Wisente aus dem Wittgensteiner Land haben nun auch den Kreis Olpe als „Naherholungsgebiet“ entdeckt, leider auch mit den bekannten, negativen Begleiterscheinungen. Forstwirt Josef Schneider aus Milchenbach beklagt Fraß- und Schälschäden an mehr als zwei Dutzend Fichten und etlichen Buchen in seinem Wald und befürchtet, dass die ungebetenen, zotteligen Gäste demnächst wiederkommen werden.

Im April 2013 wurde das Wisent-Auswilderungsprojekt bei Bad Berleburg gestartet. Damals wurden auf Initiative von Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg acht Exemplare der vom Aussterben bedrohten Urwald-Rinder in die freie Wildbahn im Rothaargebirge ausgesetzt. Die „Wisent-Welt“ gilt seitdem als einmaliges Vorzeigeprojekt des Arten- und Naturschutzes und hat zudem auch große touristische Anziehungskraft. Mittlerweile ist die Herde auf 14 Tiere angewachsen. Aber schon bald nach Eröffnung der Wisent-Welt traten in Bad Berleburg und in Schmallenberger Waldgebieten am Rothaarkamm die ersten Fraß- bzw. Schälschäden auf.

Problem zieht weiter

Wann die Herde und damit dieses Problem die Grenze zum Kreis Olpe übertreten würde, war nur eine Frage der Zeit. Der Trägerverein des Wisentprojektes hatte zwar noch im Mai dieses Jahres erklärt, dass sich das Streifgebiet der Herde von 6000 Hektar im letzten Jahr auf 4000 Hektar verringert habe. Andererseits hält sich die Herde bevorzugt am Rothaarkamm auf.

Vom Rothaarsteig bzw. -kamm bis zu den Waldflächen von Josef Schneider und seinen Forstnachbarn sind es nur rund 500 Metern. Mittlerweile hat Schneider Kontakt mit dem Trägerverein des Wisentprojekts aufgenommen und die Schäden wurden bereits begutachtet. Aus einem Entschädigungsfonds für betroffene Waldbesitzer kann der Land- und Forstwirt im Nebenerwerb, der im früheren Bundesgolddorf Milchenbach eine Ferienpension betreibt, mit einer vierstelligen Summe rechnen.

Entschädigung

Auf die speziellen Gäste in seinem Wald will er in Zukunft gerne verzichten. „Die Tiere fressen die Fichtenwurzeln an, mit den Jahren werden die Bäume durch das beschädigte Wurzelwerk schwächer und drohen beim Sturm umzufallen.“ Für ihn sind die Wisente eine unerwünschte Wildart und das Land NRW fördere hier die Zerstörung des Waldbestandes. Die Forderung seiner Forstkollegen in Schmallenberg und Bad Berleburg kann er nur unterstützen: Die Wisente gehören in ein eingezäuntes Gehege, damit sie keine Schäden anrichten können. Kommt der Zaun, wären es wohl die ersten und letzten Wisente im Kreis Olpe gewesen.