Olpe. .

Eines will Michael Weißenfels, Chef des CJD in Olpe, sofort klar stellen: „Wir sind nicht im Bestand gefährdet.“ Auch von einer handfesten Krise will der 48-Jährige, der im März 2014 das CJD-Urgestein Dieter Sander ablöste, nicht sprechen: „Natürlich befinden wir uns in einem permanenten Wandel, müssen uns auf einen veränderten Arbeitsmarkt einstellen. Aber das ist nicht neu. So etwas hat es in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder einmal gegeben“, appelliert er, der Gerüchteküche rund um Olpe nicht allzu viel Glauben zu schenken. Ende der 90er-Jahre sei das CJD Olpe sogar fast „schon tot gewesen“, und dennoch könne man in diesem Jahr 40-jähriges Jubiläum feiern. Und deshalb ist Weißenfels felsenfest überzeugt, dass die Institution auch mittel- und langfristig Zukunft habe: „Auch in zehn Jahren wird es das CJD in Olpe geben. Aber sicherlich nicht so wie jetzt.“

Gravierender Unterschied

Dass seine Institution in die Gerüchteküche geraten ist, kann der seit 1986 beim „Chancengeber“ beschäftigte Pädagoge verstehen: „Die Leute um uns herum sehen natürlich, dass hier weniger junge Menschen sind.“ Zudem habe es personelle Veränderungen gegeben, die aber mit der wirtschaftlichen Situation des CJD „nichts zu tun hatten.“

Dass die Zahlen rückläufig sind, daraus macht Weißenfels auch gar kein Geheimnis: „Ich bin 2010 als pädagogischer Leiter nach Olpe gekommen. Damals hatten wir etwa 1 100 Jugendliche und junge Erwachsene, heute sind es etwa 700. Das ist natürlich ein gravierender Unterschied.“ Ähnlich sehe es bei den Jahres-Etats aus: 2010 habe der bei etwa 16 Mio. Euro gelegen, 2014 bei rund 10 Mio. Euro. Dieser Trend habe auch vor den Internatsplätzen nicht Halt gemacht. „2010 waren 211 Internatsplätze belegt,“ erinnert sich Weißenfels, „momentan sind von 118 etwa 100 belegt.“ Auch bei den Beschäftigten habe man „anpassen müssen.“ Das alles sei aber keine Olper Besonderheit: „Das ist ein deutschlandweiter Trend bei allen Anbietern im beruflichen Bildungsmarkt.“

Demografischer Wandel

Weißenfels weist aber auch daraufhin, dass Umsatz- und Teilnehmerzahlen nicht unbedingt „einhergeht mit wirtschaftlicher Solidität.“ Man könne auch „ganz viele junge Menschen betreuen und trotzdem defizitär sein.“ Das sei das CJD in Olpe aber nicht: „Für 2014 haben wir schwarze Zahlen geschrieben.“ In welcher Größenordnung, fragen wir: Kein Kommentar.

Das CJD befinde sich nunmal im Wettbewerb mit anderen Bildungsträgern. Im Wettbewerb um die Jugendlichen, die es in und nach der Schule nicht auf den ersten Ausbildungsmarkt schafften: Förderschüler, Milieugeschädigte, Schulabbrecher, Lernschwache, aber auch Entwicklungsgestörte, Gehandicapte.. Der Inklusion steht Weißenfels übrigens kritisch gegenüber. Vor allem, wenn es das Aus für die Förderschulen bedeute. Ideologie und Theorie klafften mit der Praxis hier teilweise weit auseinander.

Dass die Zahl der potenziellen CJD-Jugendlichen allgemein sinke, liege auf der Hand: „Das hängt mit dem demografischen Wandel zusammen, aber auch mit der Arbeitsmarktsituation.“ Hintergrund: Betriebe stellen vermehrt auch Jugendliche ein, die früher erstmal vor dem Werkstor blieben.

Die Zahl des tatsächlichen CJD-Klientels, so klärt Weißenfels auf, müsse dadurch aber nicht automatisch schrumpfen: „Dass dem CJD grundsätzlich die Jugendlichen ausgehen, würde ich so nicht unterschreiben“, glaubt Weißenfels. Denn es gebe mehr junge Menschen, die durchs Bildungssystems fielen, was mit einer Überforderung durch eine „wahnsinnige Informationsflut“ , aber auch mit den familiären Situationen zu tun habe. Die Folge: Jugendliche müssten während ihrer Ausbildung vermehrt unterstützt werden – die Betriebe gleichermaßen.“

Neue Betriebserlaubnis

Zudem betrete das CJD Olpe auch neue Betätigungsfelder: „Wir haben gerade eine Betriebserlaubnis erhalten für minderjährige Flüchtlinge.“ Flüchtlinge unter 18 Jahren, die ohne Eltern oder Verwandte in Deutschland Asyl beantragt hätten und dann vom CJD Olpe aufgenommen und betreut werden könnten. Bei 100-prozentiger Landesförderung. Weißenfels: „So etwas haben wir bereits am CJD-Standort in Wissen gemacht.“ Mit teilweise sehr emotionalen Erfahrungen: „Da hat man es auch mit dramatischen Vorgeschichten zu tun und deshalb teilweise mit schwer traumatisierten jungen Menschen.“ Faszinierend sei für ihn aber gewesen, wie wissbegierig und dankbar manche dieser Jugendlichen seien.