Olpe. . Die Chefin der Arbeitsagentur Siegen-Olpe will für die CDU ins Bürgermeister-Rennen von Olpe gehen. Ein Interview mit Dr. Bettina Wolf.

Peter Weber und Dr. Bettina Wolf heißen die beiden Bewerber, die für die Olper CDU ins Bürgermeister-Rennen gehen wollen. Wir werden die beiden potenziellen Kandidaten in Interviews zu Wort kommen lassen. Nach dem Motto „Ladies first“ beginnen wir mit Dr. Bettina Wolf.

Frau Dr. Wolf, Sie sind Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Siegen-Olpe mit fast 400 Mitarbeitern. Warum möchten Sie diesen Sessel mit dem des Bürgermeisters tauschen?

Bettina Wolf: Ich habe in den Jahren, in denen ich wieder in Olpe lebe, das sind jetzt fast 13, eine Reihe ehrenamtliche Aufgaben übernommen, die mich vielen Olpern nahegebracht haben. Dabei habe ich gespürt, dass mich der Kontakt zu den Menschen, die Möglichkeit, auch etwas für sie zu tun, mit Zufriedenheit und Freude ausfüllt. Und die Aufgabe eines Bürgermeisters kombiniert die Möglichkeit, nahe bei den Bürgerinen und Bürgern zu sein mit der Möglichkeit, politisch zu gestalten. Und es ist mein Anspruch, eine Verwaltung so zu leiten, dass der Servicegedanke im Vordergrund steht.

Wo liegen die Stärken der Stadt, wo die Schwächen?

Bettina Wolf: Olpe, und wenn ich sage, Olpe, dann meine ich immer Olpe und die Ortsteile, die dazu gehören, hat deutlich mehr Stärken als Schwächen. Ganz besonders reizvoll ist, dass wir aus dem Vollen schöpfen können, was die wirtschaftliche Stärke angeht. Wir haben viele gesunde Unternehmen, eine starke und momentan stabile Beschäftigung, die noch steigen wird, ein Lebensraum, wo andere Menschen gerne Urlaub machen. Ein reges Vereinsleben, ein Zusammenleben, wo man aufeinander achtet. Olpe wird geprägt vom Zusammenhalt. Das sind Werte, die es sich lohnt, zu erwähnen und zu erhalten. Aber auch, wenn es einem gut geht, darf man sich nicht zurücklehnen.

Olpe hat sich gewaltig verändert, wird sich weiter verändern. Das Rathaus und dessen Zukunft steckt mittendrin in der politischen Diskussion. Sind Sie für oder gegen einen Rathaus-Neubau?

Bettina Wolf: Ich bin dafür, sorgfältig zu prüfen, was die kostengünstigste und bürgernächste Alternative ist. Mir fehlen zu diesem Zeitpunkt für eine Entscheidung die relevanten Zahlen, Fakten und Hintergründe.

Die von der Stadt in Auftrag gegebene Maßnahmenwirtschaftlichkeits-Berechnung sagt eindeutig: Der Neubau ist wirtschaftlicher als die Sanierung. Oder sehen Sie noch andere Lösungen?

Bettina Wolf: Man muss Alternativen ernsthaft überdenken. Es gilt, bestehende Immobilien genau unter die Lupe zu nehmen. Häufig fällt dabei der Name ,Imbergschule’. Genauso häufig fällt dann schnell der Satz: Die eignet sich nicht. Ich bin dafür, ganz genau hinzuschauen, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, solche Immobilien doch zu nutzen, wenn es kostengünstiger ist, als das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsberechnung. Die Imbergschule ist eines der schönsten Gebäude, das wir noch haben, ein sehr repräsentatives Gebäude, mit einem großen Schulhof davor, wo ich mir auch einen Parkplatz vorstellen kann. Die Vorstellung von einem Rathaus an einem Ort ist heutzutage in Zeiten von Digitalisierung gar nicht mehr zwingend erforderlich. Zwingend ist für mich, dass der Service, den die Bürger unmittelbar in Anspruch nehmen, zentral und stadtnah sein muss. Bürgerangelegenheiten, wie zum Beispiel die Beantragung eines Ausweises, muss mitten in der Stadt erledigt werden können.

Gefällt Ihnen das alte Rathaus?

Bettina Wolf: Ich kenne niemanden, dem dieses Rathaus gefällt. Und mir gefällt es auch nicht. Ich bin eine große Freundin von alten, traditionellen Gebäuden. Es macht mich bis heute etwas wehmütig, wenn ich an das alte Mutterhaus oder die alte Post denke. Ich liebe das alte Olpe, das hat mir mein Opa in die Wiege gelegt. Ich bin traurig über all die Häuser, die abgerissen worden sind in den vergangenen Jahren, und auch heute traurig, wenn alte, schöne Häuser abgerissen werden. Dieses Rathaus kann niemand schön finden. Aus städtebaulichen Gesichtspunkten kann man nur für den Abriss sein. Aber wir müssen auch an die Stadtkasse denken und an die finanziellen Verpflichtungen gegenüber unseren Kindern.

"Ich bin gegen die Parkregelung, so, wie sie jetzt ist" 

Ein Alleinstellungsmerkmal Olpes war das kostenfreie Parken. Sind Sie für oder gegen Parkgebühren?

Bettina Wolf: Ich bin eigentlich gegen Parkgebühren. Ich bin vor allem gegen die Parkregelung, so, wie sie jetzt ist. Mit Parkscheibe an der einen Ecke. Fahr ich um die Ecke, muss ich am Automat einen Parkschein lösen. Das ist für Gäste und Fremde fast nicht zu verstehen, und selbst die Olper kostet es Anstrengung, wenn man nur mal in die Stadt fahren will und schnell etwas kaufen möchte. Ich schätze Regelungen wie etwa eine ,Brötchentaste’, dass man kostenfrei, ohne Münzen suchen zu müssen, Kleinigkeiten erledigen kann. Olpe als Einkaufsstadt hat für mich durch die Gebühren-Regelung an Attraktivität verloren.“

Thema ,Regenbogenland’. Überfordert eine solche Flüchtlingsunterkunft eine Stadt wie Olpe, aber insbesondere die Nachbarn?

Bettina Wolf: Es hat mich positiv überrascht, dass es bis jetzt so gut und reibungslos läuft, von kleinen Dingen abgesehen. In einer Besetzung mit etwa 200 Menschen, dafür war das Regenbogenland auch ausgelegt, haben mir die Anwohner bestätigt, dass es sie nicht überfordert. Ich habe in den vergangenen Tagen viele Gespräche mit Anwohnern, auch mit der Bürger-Initiative geführt. Bei der guten Betreuungs-Situation durch das DRK und die ehrenamtlichen Dolmetscher, die zur Verfügung stehen, ist die Nachbarschaft beruhigt. Wir sind dort oben derzeit gut aufgestellt. Die Frage ist aber, was passiert, wenn es eine langfristige Zentrale Unterbringungs-Einrichtung wird, angefangen mit dem hohen Zaun, den sich niemand so richtig vorstellen mag und einer Belegung, die vielleicht doppelt so stark sein wird. Da habe ich große Bedenken, nicht nur für die Nachbarschaft, sondern insgesamt für die Situation in Olpe, denn das werden wir merken im Stadtbild.

Sie gelten als Vorgesetzte mit, sagen wir mal, geradlinigem Führungsstil. Müssen die Bediensteten des Rathauses vor Ihnen als Bürgermeisterin zittern?

Bettina Wolf: Niemand muss vor mir zittern. Natürlich muss ich Führungsstärke zeigen, wenn es gilt, große Einrichtungen wie bei der Arbeits-Agentur zu leiten, die mir Einheiten von zum Teil über 1.000 Mitarbeitern und riesengroße Budgets anvertraut hat. Ich habe eine hohe Erwartung an die Dienstleistungsqualität von Verwaltung. Und mein Anspruch an eine Stadtverwaltung ist es selbstverständlich auch, eine gute, rechtlich saubere und kommunikative Dienstleistung zum Wohle der Bürger zu erbringen. Das ist manchmal mit notwendigen Veränderungen verbunden. Aber die werden natürlich nach Möglichkeit im Konsens und mit der nötigen Team-Orientierung Stück für Stück umgesetzt. Ich pflege einen Stil, der kommunikativ überzeugen soll. Und deshalb muss niemand vor mir Angst haben.

Ehrenämter sind Hobbys von Bettina Wolf 

Haben Sie Hobbys?

Bettina Wolf: Meine Hobbys sind meine Ehrenämter, zum Beispiel im Kirchenvorstand, im Verwaltungsrat der Hospitalgesellschaft, im Beirat der Justizvollzugsanstalt, in sozialen Vereinen, die Geld für soziale Projekte sammeln. Da bleibt kaum Zeit für das, was man unter Hobbys versteht. Ich genieße aber die wenigen Abende mit meinen Freunden und meiner Familie umso mehr.

Wo sind Sie in dieser großen Volkspartei einzuordnen, eher dem sozial-liberalen Flügel oder eher dem wertkonservativen?

Bettina Wolf: Ich habe in den letzten Jahren eine deutliche Veränderung erfahren. Heute sehe ich mich eher dem sozialen Flügel in der Mitte unserer Partei zugehörig, auch durch meine ehrenamtliche Arbeit. Die Frage: Wie unterstützen wir die Schwächeren, ist für mich eine ganz wichtige geworden. Ich habe meine Einstellung dazu durch meinen Beruf ein Stück weit überprüft und revidiert. Durch meine beruflichen Stationen habe ich gelernt, dass gerade die Schwächeren in unserer Region von dem Engagement unserer familiengeführten, starken und gesunden Unternehmen profitieren.

Was werden Sie tun, wenn die CDU Sie nicht nominiert, die Mitglieder sie also nicht wählen. Kommt es dann für Sie in Frage, auch für jemand anderen anzutreten oder als unabhängige Solo-Kandidatin?

Bettina Wolf: Daran denke ich jetzt überhaupt nicht. Die CDU ist meine Partei. Und gegenüber meiner Partei bin ich loyal. Ich trete für die CDU an, weil ich darauf vertraue, dass mich die CDU vorschlägt und tue das ganz bewusst für diese Partei. Die Partei ist bis jetzt mit mir immer sehr fair umgegangen, und umgekehrt ist es genauso. Ganz ausschließen kann man in der Politik wie im Leben aber natürlich nichts.