Benolpe/Berlin. . Als sie die Nachricht von derr Öffnung der Mauer am 9. November 1989 im Radio hörten, machten sich zwei Benolper spontan auf den Weg in die heutige Bundeshauptstadt, um vor Ort hautnah die Ereignisse von historischen Dimensionen mitzuerleben.

Am 9. November 1989 trafen wir uns in unserer Kneipe um mit Freunden und Nachbarn ein paar Bierchen zu trinken. Der Fernseher lief im Hintergrund. Plötzlich wurde es still und alle hörten ungläubig dem Sprecher zu: „Die Tore der Berliner Mauer sind geöffnet“.

So erinnert sich Otto Kordes aus Benolpe an jenen 9. November. Keiner habe es richtig glauben können, aber für Kordes stand sofort fest, dass er mal dorthin müsse. Er ging nach Hause, um seinen Nachbarn Robert zu wecken. Der sei erst mal aus allen Wolken gefallen, erklärte sich dann aber sofort bereit zu fahren. Seine Frau habe ihnen eine Kanne schwarzen Kaffees mitgegeben und eine gute Fahrt gewünscht. Im Autoradio hätten sich die Meldungen über die Maueröffnung überschlagen.

In der Nacht zum 10. November erreichten sie den Grenzübergang Marienborn. Nach Eintrag des - heute legendären - Einreisestempels der DDR im Reisepass ging es weiter nach Berlin. Kordes: „Die Fahrt wurde immer langsamer, und der Stau vor Berlin immer länger. Es gab auf der Autobahn eine richtige Party. Die Leute schwenkten Fahnen, standen zum Teil auf ihren Autos und ließen die Sektkorken knallen. Das war ein unbeschreibliches Gefühl.“

Ankunft in Berlin

Im Laufe des Morgens kamen die beiden endlich in Berlin an. Sie parkten das Auto an der erst besten Stelle und notierten sich den Standort. Dann schlugen sie sich Richtung Brandenburger Tor durch. Dort lagen sich wildfremde Menschen in den Armen, erinnert sich Kordes.

„Abends gingen wir dann mit Leuten aus Ost-Berlin ins Kuhdorf (ein unterirdisches Kneipendorf) zum Feiern. Hundemüde mussten wir am nächsten Tag unsere Heimreise antreten, aber nicht ohne ein Stückchen Mauer – von einem Mauerspecht – als bleibende Erinnerung“, so Kordes weiter.

Da die Grenzübergänge hoffnungslos überlastet waren, blieb ihnen nur der nördliche Übergang „Stolpe“ übrig. Das hieß aber auch, über Hamburg zurück ins Sauerland zu fahren. Nach langer Fahrt lautete ihr Fazit: „Wir waren bei diesem Jahrhundert-Ereignis dabei, ein Erlebnis, das man nie vergisst.“