Iserlohn. Dr. Lukas Niggemann ist der neue Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Iserlohner St.-Elisabeth-Hospital. Das sind seine Pläne.
Dr. Lukas Niggemann heißt der neue Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie am IserlohnerSt.-Elisabeth-Hospital. Für den 55-Jährigen war es eine Heimkehr: Als gebürtiger Letmather machte er am dortigen Gymnasium Abitur, bevor er zum Medizin-Studium nach Marburg und Göttingen ging. „Danach bin ich vorwiegend im östlichen Ruhrgebiet tätig gewesen“, sagt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Stationen seiner Tätigkeit waren die Krankenhäuser in Dortmund, Witten und das Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, wo er vom Facharzt zum leitenden Oberarzt aufstieg.
„Jeder Bruch ist anders“
Sein „chirurgisches Erweckungserlebnis“ hatte Dr. Niggemann während des vierwöchigen Pflicht-Praktikums in der Chirurgie: „Es war einfach eine coole Truppe. Da habe ich dann gemerkt, dass ich operieren will.“ An der Unfallchirurgie reize ihn das extrem breite Patientenspektrum durch alle Gesellschaftsgruppen hinweg: „Zu uns kommen Männer, Frauen, Alte und Junge – das Aufgabengebiet ist sehr vielfältig und jeder Bruch ist anders“, so Niggemann.
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Warum jetzt die Rückkehr in die Waldstadt? „Es gab schon vorher Anfragen“, sagt Dr. Niggemann. „Aber das Konzept mit den vielen kleinen Krankenhäusern hatte für mich keine Zukunft.“ Durch die erfolgten Umstrukturierungen seien die Voraussetzungen nun andere. Ziel sei es, das St.-Elisabeth-Hospital zum Schwerpunktkrankenhaus umzubauen, dadurch werde die medizinische Versorgung für die Bevölkerung verbessert und auch die Unfallchirurgie und Orthopädie aufgewertet. „Die Medizin ist heute viel ausdifferenzierter. Jeder Patient will hochkarätige Medizin, aber dafür braucht es eben Spezialisierungen, und die kann eben heute nicht mehr jedes kleine Krankenhaus bieten“, so Niggemann.
Auf die „schlagkräftigen“ Strukturen kommt es an
Er könne verstehe, dass es in der Bevölkerung Sorgen gebe, wenn immer mehr Krankenhäuser geschlossen oder zusammengelegt würden: „Aber in der Unfallchirurgie ist eine gewisse Größe für die Notfallversorgung erforderlich.“ Entscheidend seien „schlagkräftige“ Strukturen in einem Krankenhaus: Es müsse „zügig, sachgerecht und umfassend behandelt werden.“ Dann spiele es, abhängig von der Erkrankung, auch weniger eine Rolle, wenn die Anfahrt zum Krankenhaus zehn Minuten länger dauere.
Unfallchirurgie und Hüft-Operationen bleiben in Iserlohn
Bei der Notfallversorgung sei man bereits gut aufgestellt. „In diesem Bereich akzeptieren uns die Iserlohner. Bei geplanten unfallchirurgischen und orthopädischen Operationen sieht das jedoch etwas anders aus“, sagt Dr. Niggemann. Auf der Suche nach der bestmöglichen Qualität nähmen viele Patienten bei spezielleren Eingriffen den weiteren Weg ins Ruhrgebiet auf sich. Das wolle man ändern. Dafür werde auch die Zusammenarbeit mit dem St.-Vincenz-Krankenhaus in Menden ausgebaut. „Dabei werden wir in jedem Krankenhaus unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Man kann nicht jede Operation in jedem Krankenhaus anbieten“, so Niggemann. Die geplante Aufteilung sehe vor, dass Unfallchirurgie und Hüft-Operationen am Iserlohner St. Elisabeth Hospital und Knieprothesen in Menden durchgeführt würden, so Niggemann über die zukünftige Entwicklung.
Ebenfalls neu: „Aufgrund des demografischen Wandels müssen wir die Alterstraumatologie verstärkt in den Mittelpunkt rücken“, so Niggemann. Unter diesen Fachbereich fallen altersbedingte Frakturen, wie beispielsweise Frakturen von Oberschenkel, Oberarmkopf, Wirbelkörper, Becken oder Ähnlichem. Ziel ist es, die bisherige Selbstständigkeit und Mobilität wiederherzustellen und die Ursachen für die Verletzungen zu identifizieren und, wo immer möglich, zu beheben. „Die Zahl der altersbedingten Frakturen wird sich bis zum Jahr 2035 verdoppeln“, so Niggemann. Schuld sei daran auch die schlechte Osteoporose-Prophylaxe in Deutschland. „Osteoporose wird gesundheitspolitisch unterschätzt.“
Ein Alterstrauma-Zentrum für Iserlohn
„Um Patienten optimal behandeln zu können, müssen diese von der Aufnahme an sowohl unfallchirurgisch als auch altersmedizinisch gemeinsam betreut werden“, so der Chefarzt. Dafür soll in Iserlohn ein Zentrum für Alterstraumatologie, ein sogenanntes AltersTraumaZentrum (ATZ), entstehen, wie es diese bereits in anderen Krankenhäusern in der Region gibt, so auch am Knappschaftskrankenhaus Dortmund im Klinikum Westfalen. Altersmediziner (Geriater) und Unfallchirurgen arbeiten in einem solchen Zentrum Hand in Hand, um den Patienten nach dem Eingriff und der Nachsorge auf dem bestmöglichen Mibilitätslevel wieder zu entlassen. Auch die sogenannten Liegezeiten der Patienten am Standort würden verkürzt.
Abteilungen an beiden Krankenhäusern arbeiten „verzahnt“
Das neue ATZ soll vom Elisabeth-Hospital und vom Bethanien-Krankenhaus gemeinsam und an beiden Standorten betreut werden. Auch die Geriatrie im Mendener St.-Vincenz-Krankenhaus soll beteiligt sein. Dafür würden die Fachärzte der Geriatrie und der Chirurgie „verzahnt“ arbeiten und „wechselseitige Visiten“ von einem zum anderen Krankenhaus durchführen. Die operativen Eingriffe würden im Elisabeth-Hospital durchgeführt, die Weiterbehandlung erfolge dann am Bethanien. „Die Perspektive ist aber, dass alle Patienten des ATZ auf einem Flur liegen“, so der neue Chefarzt. Beim Zusammenschluss der beiden Häuser im März 2023 hatte es noch geheißen, dass die Bethanien-Geriatrie langfristig nach Menden wandern soll.
Nicht verwandt mit dem Klinikmanager
Niggemann ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Dortmund, wobei ein Umzug perspektivisch denkbar sei, meint der 55-Jährige. Er hat drei Kinder und fährt gerne mit seinem Sohn mit dem Mountainbike durch den Wald. Weitere Hobbys sind: Joggen und Fotografieren. Die Namensgleichheit zu Klinikmanager Oliver Niggemann sei schlicht Zufall, erklärt der Chefarzt. Es bestünden keinerlei familiären Beziehungen. Der 55-Jährige weiß, dass der Weg in Zukunft nicht immer leicht sein wird, trotzdem sagt er: „Ich möchte hier das auf den Punkt bringen, was ich über Jahre gelernt habe“, sagt Dr. Niggemann. „Etwas aufbauen zu können, das macht Spaß.“