Iserlohn/Sümmern. Ostern in Zeiten von Corona: Auch ohne Kirche, Freunde und Verwandte machen die Familien das Beste draus.

In diesem Jahr wird in vielen Familien wohl die Feuerschale im eigenen Garten herhalten müssen. Denn Osterfeuer gibt es ja nicht. Familie Hermann in Sümmern möchte sich auf jeden Fall das Feuer nicht nehmen lassen und wird am Samstag im sehr engen Familienkreis zu viert mit Stockbrot im Garten die Osternacht angehen. Man müsse halt das Beste draus machen, sagt Alexandra Hermann am Telefon. Ostern in Zeiten von Corona – da ist nichts, wie es einmal war und wie es den Christen vertraut ist.

Heute ist Gründonnerstag – das letzte Abendmahl als Start in die österlichen Tage. Normalerweise eilen die Kirchen an Karfreitag und den Ostertagen von einem besonderen Gottesdienst zum anderen inklusive Passionsmusiken und Festkonzerten. In diesem Jahr fällt all das aus – und fehlt.

Familientreffen per Video-Konferenz

So auch in Sümmern bei Familie Hermann. Alexandra Hermann gehört zum Gremium des Pastoralverbundes, das die Familiengottesdienste in der katholischen St.-Gertrudis-Kirche organisiert, die beiden Kinder Sophie (14) und Niklas (11) sind Messdiener, und zusammen mit ihrer Tochter singt Alexandra Hermann auch im Jungen Chor. Die kirchlichen Rituale und Gottesdienste hätten da durchaus einen großen Stellenwert, sagt die 45-Jährige. Der Ostersonntag sei eigentlich der Tag für den gemeinsamen Gottesdienst gewesen. Für ein bisschen kirchlichen Segen wird ihr Vater sorgen, der schon an Palmsonntag Zweige aus der Kirche gebracht habe und nun auch eine gesegnete Osterkerze vor die Tür legen wird. „Außerdem werden wir Sonntag den Live-Stream aus Iserlohn beim Frühstück verfolgen.“

Vor allem sei Ostern aber auch ein wichtiges Familienfest. Abwechselnd fahren die Hermanns in den Urlaub oder laden an Ostern die ganze Familie zum großen Fest ein: Alexandra und ihr Mann Thomas Hermann haben beide zwei Geschwister, dazu die Partner, die Großeltern beider Seiten und die Kinder – das grenzt dann schon an eine Großveranstaltung, die in Zeiten von Corona leider auch nicht möglich ist. „Wir haben schon eine Video-Konferenz über WhatsApp mit allen getestet, das funktioniert gut“, sagt Alexandra Hermann. So wird es also doch am Sonntag ein virtuelles Familientreffen geben, die Kinder haben sogar ein kleines Konzertprogramm für die Live-Schaltung vorbereitet.

Seder-Feier mit Tischabendmahl

Auch in der Familie Oberle spielt die Auferstehung an Ostern eine große Rolle, wie Susanne Oberle sagt. Sie und ihr Mann Bernhard sind mit Gitarre, E-Bass, Geige und Gesang in der Kirchenband bei den Anbetungsgottesdiensten in der Obersten Stadtkirche aktiv. In einem normalen Jahr würden sie also auch am Karfreitag in die Saiten greifen. Und mit den Kindern Benedikt (12) und Johanna (9) hätte am Sonntag der Kindergottesdienst auf dem Programm gestanden. Nun wird Ostern komplett nach Hause verlagert, „wobei ich mehr Ideen dafür habe, als in die Tage passt“, sagt Susanne Oberle am Telefon. Am meisten freut sich die 44-Jährige auf den heutigen Abend, an dem sie mit ihrer Familie ein Tischabendmahl mit einer speziellen Liturgie feiert, die an die jüdischen Wurzeln des Passah-Festes erinnert – eine so genannte Seder-Feier. Am Karfreitag beteiligen sich die Kinder dann an der Gemeinschaftsaktion, zu der Pfarrerin Mirjam Ellermann einlädt. Die Kinder der evangelischen Versöhnungs-Kirchengemeinde schreiben alles, was ihnen Angst oder was sie traurig macht auf Tränen, aus denen später ein Kreuz gestaltet wird. Als Familie wollen die Oberles später am Freitag den Auferstehungsweg durch den Stadtwald bis zum Friedhof in Dahlsen gehen, um dort zur Todesstunde Jesu ein Lied zu singen.

Auf dem Auferstehungsweg der Sonne entgegen

Der Auferstehungsweg steht auch am Ostersonntag im Mittelpunkt. Ganz früh gegen 6 Uhr wandern die Oberles los, um dann der Sonne entgegen an der Auferstehungskirche in Dahlsen Eier zu suchen und Ostern zu feiern. Dabei werden auch die ersten Hefe-Häschen gegessen, die die Familie am Karsamstag backt und an Freunde und Verwandte verteilt. Hefe sei noch aus der Vor-Corona-Zeit vorhanden.

Ostern auch hier ganz anders, ohne Familie, die weiter weg wohnt und in anderen Jahren auch besucht wurde, und ohne Freunde und Gottesdienste. „Dabei sind doch alle da“, sagt Susanne Oberle. Niemand sei im Urlaub, und doch könne man niemanden treffen, um zusammen zu feiern. „Das fühlt sich wirklich sehr komisch an.“