Herne. In Herne darf sich der Silvesterkrawall nicht wiederholen, heißt es in der Politik. Wird diesmal stärker überwacht? Was Stadt und Polizei sagen.

  • Nach dem Krawall am vergangenen Jahreswechsel fordern die Piraten ein Konzept der Stadt.
  • In Wanne-Mitte eskalierte damals die Situation, als eine Rakete ins Sparkassenfoyer geschossen wurde.
  • Ordnungsdezernent verurteilt den damaligen Angriff, spricht aber von einem normalen Silvester.

Nach den Silvesterattacken in Wanne-Mitte 2022/23 richtet sich der Blick nun auf den kommenden Jahreswechsel. Nach der SPD fordern nun auch die Piraten, dass die Sicherheit verbessert werden muss. „Diese ,Randale’ darf sich nicht wiederholen“, so Piraten-Ratsherr Lars Wind. Denn: „Dadurch entsteht der Eindruck, dass es in unserer Stadt rechtsfreie Räume gibt“, heißt es in seinem Antrag an den Rat.

Rückblick: Schon wenige Tage vor Silvester wurden in den Fußgängerzonen in Herne und Wanne immer wieder Feuerwerkskörper angezündet, Bürgerinnen und Bürger kritisierten unter anderem nächtliche Böller und Kanonenschläge. Es kam auch zu Verletzungen. Am 31. Dezember eskalierte dann die Situation auf dem Buschmannshof in Wanne. Auf Videos, die auf der Video-Plattform TikTok veröffentlicht wurden, ist zu sehen, wie ein Mann eine Silvesterrakete anzündet und diese gezielt ins Foyer der dortigen Sparkassen-Filiale abfeuert. In weiteren Szenen sieht man, dass auch auf andere Gebäude, etwa die Ruhr-Apotheke, mit Feuerwerkskörpern geschossen wurde. Auch Passantinnen und Passanten wurden mit Feuerwerkskörpern angegriffen. Vor einem Geschäft ging außerdem ein Sonnenschirm in Flammen auf. Irgendwann traf die Polizei ein, der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) war nicht vor Ort.

Herne: SPD warf Stadt Versagen vor

„Diese ,Randale’ darf sich nicht wiederholen“: Hernes Piraten-Ratsherr Lars Wind.
„Diese ,Randale’ darf sich nicht wiederholen“: Hernes Piraten-Ratsherr Lars Wind. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Die Attacken lösten in der Politik Entsetzen aus. Die SPD in der Bezirksvertretung Wanne warf der Stadt Anfang Februar Versagen vor und kritisierte, dass der KOD zum Jahreswechsel frei hatte. Das sei „blauäugig“ von der Verwaltung gewesen, die Probleme mit Jugendlichen in Wanne-Mitte seien schließlich bekannt. „Ich hoffe, dass wir so etwas nicht noch einmal erleben müssen“, sagte die SPD-Bezirksverordnete Uta Linnemann damals. Auch sie stellte klar: „Die Hauptstraße ist kein rechtsfreier Raum.“ Die Forderung der SPD-Bezirksfraktion: Rund um den nächsten Jahreswechsel soll es gesittet zugehen.

Das wollen auch die Piraten. Die Stadt, so der Vorschlag von Ratsherr Lars Wind, soll prüfen, wie die Sicherheit besonders an den Tagen vor dem Jahreswechsel in den Fußgängerzonen in Herne und Wanne-Eickel besser gewährleistet werden kann als im vergangenen Jahr. Die Ergebnisse sollen der Politik anschließend als Bericht vorgetragen werden. Die Menschen, so der Ratsherr, fühlten sich durch die Krawalle in ihrer Sicherheit eingeschränkt, hinzugekommen sei der Sachschaden. Das alles sei nicht zu tolerieren: „Es gehört zur Grundaufgabe einer Kommune, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen und ihre Bürgerinnen und Bürger vor Gewalt zu schützen“, so Wind in seinem Antrag.

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Vor der Ratssitzung am Dienstag, 31. Oktober (Ratssaal, 16 Uhr), tritt Ordnungsdezernent Frank Burbulla auf die Bremse. In Herne, so sagt er zur WAZ, habe es zuletzt „keine außergewöhnliche Lage“ gegeben, sondern ein „ganz normales Silvester“. Das zeige auch das „Anzeigeverhalten“. Natürlich seien die Ereignisse in Wanne „ungehobelt und völlig inakzeptabel“.

Nennt die Attacken beim letzten Jahreswechsel „ungehobelt und völlig inakzeptabel“: Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla.
Nennt die Attacken beim letzten Jahreswechsel „ungehobelt und völlig inakzeptabel“: Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla. © Stadt Herne | Frank Dieper

Allein: Diese Gesetzesverstöße seien rund um den Jahreswechsel aber nicht unüblich; dieses Phänomen gebe es seit Jahren. Dagegen gehe die Polizei auch konsequent vor: Wenn sie alarmiert werde, rücke sie sofort an. Frank Burbulla ruft die Bürgerinnen und Bürger deshalb auf, die Polizei zu rufen, auch Lärm durch Böller zu melden. Eine stärkere Präsenz des Ordnungsdienstes in Wanne-Mitte und Herne-Mitte lehnt er aber ab: „Die Lage in den vergangenen Jahren gibt das nicht her.“ Dennoch kündigt er an: „Wir werden vorbereitet sein“, so der Ordnungsdezernent – ohne freilich ins Detail gehen zu wollen.

Und was sagt die Polizei? Die Planungen seien noch nicht abgeschlossen, so Polizeisprecher Frank Lemanis zur WAZ. Er verweist auf die „gesamtpolitische Lage“. Diese müsse zum richtigen Zeitpunkt in die Überlegungen einbezogen werden. Er sagt: „Wir beobachten die aktuellen Entwicklungen fortlaufend und mit erhöhter Aufmerksamkeit, um daraus die notwendigen Schlüsse zu ziehen.“ Die Polizei wolle einen friedlichen und möglichst störungsfreien Jahreswechsel.