Herdecke/Wetter/Hagen. . Ein neues Buch über die heimische Straßenbahn weckt Erinnerungen an die gute, alte Zeit: Dirk Göbel und Jörg Rudat veröffentlichten nun das Werk „Mit der Linie 4 von der Volme an die Ruhr – Bitte einsteigen“. Es beinhaltet spannende Episoden aus Wetter und Herdecke.

Um 19 Uhr schloss der Kiosk in Wengern. Kurz darauf war von dem Lädchen nichts mehr übrig. Da war der Wagen der Linie 4 in der Osterfeld-/Schmiedestraße derart ins Schlingern geraten, dass er aus den Gleisen kippte und das kleine Gebäude unter sich begrub. Das war im Jahr 1939.

Es sind Geschichten wie diese, die das Buch „Mit der Linie 4 von der Volme an die Ruhr – Bitte einsteigen“ so authentisch wirken lassen. Dirk Göbel und Jörg Rudat, die bereits über die Linie 11 nach Breckerfeld geschrieben haben, nehmen die Leser mit auf eine Fahrt durch Städte und Epochen.

Das Buch aber erzählt nicht nur Geschichten und über die Geschichte der Städte an der Ruhr. Im Fokus stehen auch der Hagener Süden (Ambrock, Selbecke und Eilpe), die Innenstadt sowie die Bereiche Eckesey und Vorhalle, durch die die Linie bis 1943 sogar bis Wengern führte. „Die Straßenbahn“, sagt Dirk Göbel, „wird dabei manchmal Beiwerk. Es geht um die Mode der jeweiligen Zeit, um die Autos und um das Stadtbild.“

Komplett durch die Stadt

„Die Linie 4 ist besonders abwechslungsreich“, sagt Jörg Rudat, „sie begann im eher ländlich geprägten Hagener Süden – entweder in Ambrock oder in der Selbecke. Und führt schließlich einmal komplett durch die Stadt, durch das beschauliche Herdecke und am Harkortsee entlang. Sie überquert fünfmal einen Fluss – dreimal die Volme, zweimal die Ruhr.“

All das dokumentieren die zahlreichen Aufnahmen, die Göbel und Rudat aus Archiven und aus privatem Besitz zusammengetragen haben. Ebenso wie die Besonderheiten, die die Autoren beschreiben: den Bau des Straßenbahndepots in Oberhagen und den unterbrochenen Bau der Altenhagener Brücke, der sich von 1962 bis 1968 hinzog. „Die Führung wechselte täglich“, sagt Dirk Göbel, „sowohl für die Fahrer der Straßenbahn, aber auch für Autofahrer uns Fußgänger war das eine echte Herausforderung.“

Bauwerke aber konnten die Straßenbahn nur in den seltensten Fällen bremsen. „Als die Geitebrücke neu errichtet wurde, wurde die Straße durch den Garten der Villa Kramer umgeleitet“, sagt Jörg Rudat, „das war schon kurios.“

Bauwerke bremsten die Wagen nicht. Die Politik sehr wohl. Das Ende der Linie 4 war ein Tod auf Raten. 1943 fuhr sie zum letzten Mal bis Wengern, 1949 wurde der Betrieb bis Wetter eingestellt. 1959 fuhr sie die Kirche in Herdecke zum letzten Mal an. Am 25. Mai 1974 war die letzte Fahrt der Linie. Sie endete am Zweibrücker Hof in Herdecke.

„Unheimlich viele Fotografen waren damals mit an Bord“, sagt Dirk Göbel, „von diesem Tag an wurde Herdecke nur noch per Bus angefahren.“

Das Buch über die Linie 4 ist 376 Seiten stark. Es umfass6 600 Bilder, Unterlagen, Pläne und Skizzen und kostet 39 Euro.

Vorgestellt wird es am Montag. 3. November, 16.30 bis 19 Uhr mit einem Bildvortrag im Onikonin Herdecke, Goethestraße 14, am Mittwoch, 5. November, 18 Uhr, im Sparkassen-Karree in Hagen, am Freitag, 7. November, 18 Uhr, bei Thalia, Elberfelder Straße, und am 19. November, 17 Uhr, in der Gaststätte „Auf’m Kmap“ in der Selbecke.