Herdecke. (gau) Ohne ihn würde es Herdecke als selbstständige Stadt womöglich gar nicht mehr geben. Die Bewahrung der kommunalen Eigenständigkeit darf man getrost als eines der größten Verdienste Hugo Knauers bezeichnen. ...
... Am Sonntag starb Herdeckes Alt-Bürgermeister im Alter von 84 Jahren.
Er war ein väterlicher Typ mit politischem Weitblick, einer der mit Zivilcourage und Zielstrebigkeit dafür gesorgt hat, dass Herdecke sich stetig weiter entwickelt hat zu einer lebens- und liebenswerten Stadt. Und dabei stand für Hugo Knauer immer den Mensch im Vordergrund. Wohl und Wehe eines jeden Einzelnen waren ihm genauso wichtig, wie die Geschicke einer ganzen Stadt.
Geboren in Gnadental (Rumänien) kam Hugo Knauer als Lehrer nach Herdecke und wurde später Rektor der Grundschule am Schraberg. Sein politisches Wirken begann Hugo Knauer im Jahre 1961 als Ratsmitglied für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, drei Jahre später wurde er erstmals zum Herdecker Bürgermeister gewählt und hielt diese Amt über 33 Jahre bis 1997 ununterbrochen inne.
Den größten Brocken seiner politischen Karriere wuchtete Hugo Knauer mit Innenstadtsanierung und Bau der Umgehungsstraße. Eine schwarze Stunde seines Wirkens war die Schließung der Firma Habig im Jahre 1966. Als Reaktion darauf entstanden die Gewerbegebiete Gahlenfeld und Loerfeld, die den Verlust der 1 000 Arbeitsplätzte weitgehend kompensierten.
Vehement sträubte sich Hugo Knauer gegen die Übernahme Herdeckes durch Hagen oder Dortmund. Deshalb wuchsen in seiner Ära die Neubaugebiete Nacken und Westende; nur so konnten die 25 000 Einwohner und damit die Selbstständigkeit gehalten werden.
Maßgeblich beteiligt war Bürgermeister Knauer auch an der Ansiedlung des Gemeinschaftskrankenhauses in Ende; auch das damals ein Beitrag zur Zukunftssicherung der Stadt. Als ein "Kind" Hugo Knauers kann man die Gründung des Gemeinnützigen Vereins für Sozialeinrichtungen bezeichnen, dessen Vorsitzender er ab 1967 war. Auch die Gründung der Herdecker Gemeinnützigen Wohnungsgssellschaft fällt in Knauers Amtszeit. Nach zehn Jahren im Aufsichtsrat übernahm er dort 1974 den Vorsitz.
Während seiner 33-jährigen Amtszeit überzeugte Hugo Knauer durch Weitblick, Verhandlungsgeschick und Überzeugungskraft, seine Leistungen für die Stadt zwischen den Ruhrseen sind unübersehbar.
Überörtlich vertrat der Herdecker Alt-Bürgermeister die Interessen "seiner" Stadt im Kreistag, im Polizeibeirat und im Bezirksplanungsrat. Für seine Verdienste wurde Hugo Knauer unter anderem mit Verdienstorden und Verdienstkreuz der Bundesrepublik sowie dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Einen persönlichen Tiefschlag erlitt Hugo Knauer mit dem Tod seiner Frau. Davon hat er sich nie so ganz erholt. Hugo Knauer starb am vergangenen Sonntagvormittag. Auf Wunsch der Familie findet die Beisetzung im engsten Kreis statt.