Wetter/Ennepe-Ruhr. . Immer wieder wundern sich Autofahrer über die blauen Lichter an den Straßenpollern. Was es damit auf sich hat, erklärte jetzt Elmar Kersting, Obmann für Naturschutz beim Hegering Volmarstein.

In den letzten Wochen mag sich manch ein Autofahrer oder gar Spaziergänger gefragt haben, was eigentlich die blauen Reflektoren zu bedeuten haben, die an der Grundschötteler und Schwelmer Straße und auch An der Kohlenbahn an den Begrenzungspollern angebracht sind.

Erste Antworten bekamen Besucher beim Seefest, wo der Hegering Volmarstein mit einem Stand vertreten war und die blauen Wildwarnreflektoren vorgestellt hat. „Die Farbe Blau kommt in der Natur so gut wie gar nicht vor. Wildtieren ist sie unbekannt und stellt somit eine potentielle Gefahr dar“, wissen die Jäger. Gemeinsam mit Wissenschaftlern haben sie sich dies zu nutze gemacht und neue Wildwarnreflektoren entwickelt, die zu einer Reduzierung von Wildunfällen beitragen sollen.

Rund 100 dieser Reflektoren wurden jetzt mit Genehmigung des Landesbetriebs Straßenbau NRW von Mitgliedern des Hegering Volmarstein in den Revieren Volmarstein und Gut Steinhausen an der B 234 (Grundschötteler Straße und Schwelmer Straße) sowie an der L 807 (An der Kohlenbahn) angebracht. Wegen der Baustelle an der L 527 (Esborner Straße) werden sie dort erst später angebracht.

Diese Reflektoren werfen das Licht eines herannahenden Autos als blauen Lichtstrahl zurück. Das soll unter anderem das Rehwild, das besonders in der Morgen- und Abenddämmerung zum Äsen aus dem Wald kommt, erschrecken und es am Überqueren der Straße hindern. „Dabei treibt aber nicht nur der Futterwechsel die Rehe von einer Wiese auf die andere. Auch in der Blattzeit (Paarungszeit, Anm. d. Red.) von Mitte Juli bis Ende August wechseln die Böcke häufig die Reviere, und die Ricken sind beim Treiben auch achtlos“, erklärt Elmar Kersting, Obmann für Naturschutz. Grundsätzlich aber handele es sich um ein Ganzjahresproblem.

Bei insgesamt weit über 500 durch ein Kraftfahrzeug getötete Wildtiere, davon Rehe (367), Füchse (45), Dachse (19), Wildschweine (10), Hasen (54), Kaninchen (13) und Marder (14) im EN-Kreis im letzten Jagdjahr, besteht Handlungsbedarf. Denn es sind auch immer die Menschen in den Fahrzeugen betroffen. Auf dem Stadtgebiet Wetter wurden zwischen April 2013 und März 2014 allein 34 Wildtiere bei Unfällen mit einem Kraftfahrzeug getötet.

Oft ein Schock für die Menschen

Auch für die betroffenen Menschen ist ein Wildunfall meist mit einem Schock verbunden. Und für Motorradfahrer kann das mitunter sehr schlimm ausgehen. Häufig werden die Wildtiere nicht sofort getötet, sondern verenden qualvoll im Wald. Daher ist es nach Ansicht der Jäger wichtig, jede Möglichkeit zu nutzen, um die Zahl der Wildunfälle zu reduzieren.

„Bislang haben wir keine effektiven Möglichkeiten gehabt. Früher hat man CDs und Alubänder benutzt, aber Straßen NRW hat das nicht gerne gesehen, weil die Alustreifen beim Mähen durch die Luft flogen. Und außerdem wurden Autofahrer davon geblendet“, sagt Elmar Kersting. Die neuen blauen Reflektoren gelten nun als „effizienteste Innovation“, da sich beim Wild auch kein Gewöhnungseffekt hinsichtlich des blauen Lichtes einstelle. Eine Studie zur Wirksamkeit der Strahler hat deutliche Rückgänge der Wildunfälle bis zu 73 Prozent aufgezeigt. Das kann Elmar Kersting für den heimischen Bereich nur bestätigen: „Wir haben die Reflektoren am 30. Juli, also genau zur Blattzeit, montiert. Und bis heute ist kein einziger Unfall passiert.“