Wetter/Ennepe-Ruhr. . Landfrauen von heute - wir treffen vier im Kreisverband organisierte Frauen. Von denen ist aber nur noch Heike Backhaus eine „echte“ Bäuerin. Susanne Joahnnsen dagegen hat mit der Landwirtschaft eigentlich gar nichts zu tun.

Landfrauen von heute - wie sind sie, was sind sie? Wir treffen vier im Landfrauenverband organisierte Frauen, die aufräumen mit dem Klischee von der hausbackenen Bäuerin. Bauernhof? Fehlanzeige. Zumindest trifft das auf drei aus ihrem Kreis zu.

Da ist zum Beispiel die ehemalige Landwirtin Petra Heitmann, die vor über 30 Jahren der Liebe wegen nach Esborn kam: „Mein Mann hatte einen Milchviehbetrieb. Da habe ich anfangs auch gemolken und bin Trecker gefahren. Unser Betrieb ist mittlerweile verpachtet, zu dem Pächter haben wir aber eine gute Beziehung. Und wir leben weiterhin eng mit den Rindern zusammen.“ Will heißen: Ehemann Heinz-Josef Heitmann kümmert sich bei Bedarf noch um die Tiere, während Petra Heitmann auch noch auf den Erdbeerfeldern hilft. Zum Landfrauenverband kam die 54-Jährige durch eine Radtour. Seit 2001 ist sie Mitglied, aktuell ist Petra Heitmann sogar Vorsitzende des Ortsverbandes Wetter/Gevelsberg.

Kreisvorsitzende Heike Backhaus ist die einzige in der Runde, die mit ihrem Mann Reinhard einen Vollerwerbsbetrieb in Voßhöfen führt. Die Schweinezucht haben sie vor 20 Jahren eingestellt, in den einstigen Schweineställen stehen heute um die 50 Pensionspferde. Außerdem betreibt Familie Backhaus auch Ackerbau: Auf 150 Hektar Land bauen sie Gerste, Raps, Mais und Triticale an. Die 53-Jährige ist Kreisvorsitzende des Landfrauenverbandes Märkischer Kreis/Ennepe-Ruhr/Hagen und als solche weiß sie sehr gut, dass zur Zeit etwa nur noch die Hälfte der Landfrauen als Landwirtin im eigenen Betrieb arbeitet. Tendenz steigend. „Die andere Hälfte besteht aus Frauen, die sich dem Landleben verbunden fühlen“, so Heike Backhaus.

Wie etwa die Familienfrau Susanne Johannsen aus Wengern: Mit der Landwirtschaft hat die Hausfrau und Mutter eigentlich gar nichts zu tun. „Ich habe zwar einen großen Garten – ohne Tiere. Aber das Programm des Landfrauenverbandes, das spricht mich an“, so die 49-Jährige. Egal ob Gartenseminare und Gartenreisen, Motorsegelkurse und Vorträge, Tagesfahrten und Theaterbesuche - „das Angebot ist toll, und man lernt viele interessante Frauen kennen“, sagt Susanne Johannsen.

„Und ich stehe für die Chancen, die man im Landfrauenverband haben kann“, erklärt Anja Will als die Vierte und berufstätige Frau im Bunde. Sie ist Vize-Vorsitzende im Kreisverband und außerdem für die Pressearbeit zuständig. Anja Will ist ebenfalls keine Bäuerin, aber auf dem Bauernhof ihrer Eltern aufgewachsen, den heute ihr Bruder führt. „Geblieben ist aber die Liebe zur Landwirtschaft“, sagt die 48-jährige. Von Hause aus Ökotrophologin, hat sie im Landfrauenverband eine Zusatzqualifikation zur Fachfrau für Ernährungs- und Verbraucherbildung erworben. „Das nutze ich nun seit über zehn Jahren als Einkommensalternative. Ich gehe in Schulen und Kitas und unterrichte dort zum Thema Garten. In Breckerfeld etwa gibt es das Projekt Gartenkinder, ein anderes ist der Ernährungsführerschein.“

Interessenvertretung oberstes Ziel

Noch immer sei die Interessenvertretung der Bäuerinnen oberstes Ziel des Landfrauenverbandes, so Anja Will. Es gehe darum, deren soziale, wirtschaftliche und rechtliche Situation zu verbessern. Der Verband setze sich für Weiterbildung ein, wolle die Lebensqualität der Frauen und Familien im ländlichen Raum erhalten bzw. verbessern: „Dazu gehört auch, den Frauen an der Basis etwas anzubieten. Referenten einzuladen, Betriebsbesichtigungen oder Stammtische anzubieten.“ Petra Heitmann ergänzt: „Wie sagt man so schön: Neues wagen und Traditionen bewahren.“